Nachdem sich Scott Adkins erst kürzlich, gemeinsam mit Dolph Lundgren, durch ein stillgelegtes Krankenhaus kämpfen musste, darf der britische Martial-Arts-Profi nun sogar in Echtzeit und ohne erkennbaren Schnitt eine ganze Wagenladung an Gegnern aufmischen. SquareOne Entertainment veröffentlicht über Leonine den ambitionierten Actionthriller ONE SHOT (2021), bei dem der Titel tatsächlich Programm ist, als Blu-ray und DVD. Warum nicht nur hartgesottene Adkins-Fans hier auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: One Shot

Drehbuch: Jamie Russell

Regie: James Nunn

Darsteller: Scott Adkins, Ashley Greene, Ryan Phillippe, Waleed Elgadi, Emmanuel Imani, Jack Parr…

Artikel von Christopher Feldmann

Scott Adkins ist ein waschechter Vielfilmer, der pro Jahr gleich mehrere Projekte bestreitet und stets dafür sorgt, dass Fans nicht allzu lange auf Nachschub warten müssen. Auch während der Corona-Pandemie blieb der Brite nicht untätig und drehte einige Actionfilme ab, die nun nach und nach ihren Weg ins Heimkino finden. Eine große Ausnahme bildet dabei JOHN WICK: CHAPTER 4 (2023), in dem Adkins an der Seite von Keanu Reeves und Donnie Yen sein Können endlich mal auf einer großen Leinwand präsentieren darf. Aber wir lieben den kernigen Kampfsportler ja vor allem für seine knackigen B-Filmchen und so tat er sich nicht nur mit Genre-Recke Dolph Lundgren für CASTLE FALLS (2021) und den kommenden SECTION EIGHT (2022) zusammen, auch zusammen mit Frank Grillo wird er im Actioner LIGHTS OUT (2022) zu sehen sein und irgendwo dazwischen erscheint dann noch der von Fans heiß erwartete ACCIDENT MAN 2 (2022), die Fortsetzung zur sehenswerten Comic-Verfilmung von 2018. Nun beehrt uns Adkins aber erstmal mit einem wesentlich ambitionierterem Projekt. Keine Sorge, natürlich geht es auch in ONE SHOT (2021) nicht zimperlich zu, ballert und kämpft sich Adkins hier doch durch eine gesamte Militär-Basis. Der Clou an der Sache, James Nunns Actionthriller läuft in Echtzeit ab und präsentiert das Geschehen in nur einem einzigen Take, zumindest gaukelt es der Film vor. Das ist natürlich inhaltlich wenig ergiebig aber verdammt gut gemacht.

Handlung:

Der erfahrene Navy Seal Harris (Scott Adkins) landet in Begleitung der jungen Militär-Analystin Zoe (Ashley Greene) auf einer geheimen US-Airbase auf einer polnischen Ostsee-Insel. Ihr Auftrag: Einen hier festgehaltenen britischen Staatsbürger namens „Mansour“ (Waleed Elgadi) sicher in die USA zu überführen, wo dieser als Schlüsselzeuge vernommen werden soll, weil nur er die Details eines geplanten, kurzfristigen islamistischen Terror-Anschlags auf das Capitol in Washington kennt. Nur wenige Stunden nach Harris‘ Ankunft wird der Stützpunkt jedoch von einer Terroristen-Armee überfallen. Harris muss jetzt nicht nur sein Team und sich verteidigen, sondern auch dafür sorgen, dass Mansour unverletzt bleibt…

Natürlich hält sich ein Film wie ONE SHOT nicht mit ausgefeiltem Story-Telling oder tiefgreifenden Charakterisierungen auf, im Grunde genommen passt die Story auf einen Bierdeckel. Da Actionfilme mit militärischem Hintergrund heutzutage nicht drum herumkommen, wird auch hier auf den IS verwiesen, der ein baldiges Bombenattentat in Washington plant. Einzig Amin Mansur, der auf einer Basis-Insel irgendwo an der polnischen Grenze in Folterhaft verweilt, kann die benötigten Informationen liefern, um den Anschlag zu verhindern. Natürlich ist auch ein ganzer Haufen Bösewichte daran gelegen, dass Mansur keine Informationen preisgibt. Da lässt sich Scott Adkins natürlich nicht zweimal bitten und bläst zum 90-minütigen Halali auf gesichtslose Gegner.

Dramaturgisch gibt ONE SHOT nicht allzu viel her. Die Frage, inwiefern Amin Mansur nun in das geplante Attentat involviert ist, bildet zwar einen kleinen Spannungsbogen, ist aber in letzter Konsequenz auch gar nicht so wichtig. Und auch sonst bewegen sich die Spielszenen, in denen Adkins u.a. mit Ryan Phillippe und Terence Maynard agiert auf dem Niveau einer handelsüblichen NCIS-Folge. Im Kern ist der Streifen ein klares Show-Case für Regisseur James Nunn und seinen Hauptdarsteller, die das Set-Up nutzen, um handgemachte, saubere und vor allem turbulente Action zu präsentieren. Und auf dieser Ebene liefert das Duo tatsächlich ab.

Nunn, der mit Adkins bereits bei den Low-Budget-Filmen HOOLIGANS 3 – NEVER BACK DOWN (2013) und ELIMINATORS (2016) zusammenarbeitete, hat seine Hausaufgaben gemacht. ONE SHOT präsentiert sich, gemäß dem Titel, als in nur einer Einstellung gedrehter Actionfilm. Natürlich ist das mehr Schein als Sein, da es sich auch hier um einen eher gering budgetierten Streifen handelt, standen mitnichten die Mittel zur Verfügung um alles tatsächlich in einer Einstellung zu drehen, wobei man auch erwähnen sollte, dass es logistisch kaum möglich sein dürfte, ein solches Vorhaben umzusetzen, müsste ansonsten nämlich alles ohne Fehler funktionieren. Wie es schon Sam Mendes mit seinem Weltkriegsfilm 1917 (2019) vorgemacht hat, wurden auch hier einzelne lange Takes gedreht (der längste dauert übrigens ganze sieben Minuten), die mit digitalen Übergängen verbunden wurden, so dass der Eindruck eines One-Shots entsteht. In Anbetracht der Tatsache, dass es bei Filmen dieser Preisklasse auf Kompetenz und Effizienz ankommt, um in knapp bemessener Drehzeit ein mindestens solides Produkt abzuliefern, ist es schon beeindruckend wie flüssig und schnörkellos das alles von statten ging.

Adkins ist wieder in seinem Element und schießt sich durch die gesamte Location. Fans virtuoser Moves und Drehkicks müssen indes natürlich Abstriche machen, beschränkt sich die Action auf klassische Shoot-Outs und kurze Nahkämpfe, Martial-Arts sucht man hier vergebens. Und bis auf wenige kleine CGI-Zugaben funktioniert dies auch prächtig. Die Action ist ruppig und direkt, durch das Gimmick wird der Zuschauer zudem mit in den Film gezogen. Puristen werden vermutlich entgegnen, dass das Ganze wirkt, als hätte man eine beliebige First-Person-Sequenz aus einem Videospiel abgefilmt, Genre- und vor allem Adkins-Fans bekommen aber ordentlich etwas geboten, zumal der Film on Location auf einer stillgelegten Basis gedreht wurde, die heruntergekommenen, tristen Bunker tragen dabei entscheidend zur Atmosphäre bei.

Zur Ansicht lag uns die Blu-ray des Films vor. Bild- und Tonqualität sind sehr gut und neben dem Trailer, wartet das Bonusmaterial noch mit einem Featurette und einem Making-Of auf, welches Einblicke in den Dreh gewährt. Einziger Wehrmutstropfen ist evtl. die Synchro, wird Adkins hier dieses Mal nicht von seinem Stammsprecher Jan-David Rönfeldt gesprochen, sondern von Stefan Günther.

Fazit:

Scott Adkins schießt und kämpft sich in einem, zumindest für den Zuschauer suggerierten, ONE SHOT (2021) durch eine ganze Militär-Basis. Allein das dürfte für Genre-Fans ein klares Kaufargument sein. Auch darüber hinaus ist James Nunns ambitionierter Actioner erstaunlich kompetent gemachtes Männerkino. Absolut empfehlenswert.

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