Diesen Stallone habt Ihr bestimmt noch nie gesehen. – So würde der Titel des Artikels zu The Pink Chiquitas wohl lauten, wenn Ihr bei einer dieser Clickbaitseiten vorbeischauen würdet. Da Ihr Euch aber für Qualität („hust“) entschieden habt, spielen wir mit offenen Karten. Obwohl, diesen Stallone habt Ihr vermutlich wirklich noch nie gesehen. Denn bei dieser Veröffentlichung aus dem Hause MR. BANKER FILMS / CARGO RECORDS spielt nicht Sylvester, sondern sein kleiner, musikalischer Bruder Frank Stallone die Hauptrolle. Der liefert nicht nur Teile des Soundtracks gleich mit, sondern tritt auch als cooler Privatdetektiv Tony Mareda Jr. auf, der gegen eine Horde von leichtbekleideten, von Aliens besessenen Bimbos antritt. Das klingt so doof und politisch unkorrekt, dass ich unbedingt einen Blick riskieren musste.

Alternativtitel: Mars Patrol – Tony Mareda schlägt zu

Drehbuch und Regie: Tony Currie

Darsteller: Frank Stallone, Bruce Pirrie, Elizabeth Edwards, Claudia Udy, Don Lake, Eartha Kitt

Artikel von Christian Jürs

Karl Ranseier ist tot… und Tony Mareda Sr. (Frank Stallone) auch. Sein Erbe, also Papis Detektivbüro, wird fortan von Tony Mareda Jr. (ebenfalls Frank Stallone) geführt. Der steckt bereits während des Vorspanns, der übrigens mit Harry Manfredinis Peter Gunn Theme, in der Interpretation von The Art of Noise, unterlegt wurde, in höllischen Schwierigkeiten.

Seine Probleme beschränken sich nicht nur auf die beiden schmierigen Mafiosis, die ihm ans Leder wollen. Auch die fehlende Intelligenz um ihn herum führt zu immer wieder aufkeimenden Problemen. Es geht schon bei der Eingangs-Verfolgungsjagd los. Während die Mafiakiller auf das Fahrzeug von Tony schießen, versteht die scharfe, aber nicht unbedingt blitzgescheite Blondine auf Tonys Beifahrersitz die Anweisung „Kopf runter“ definitiv falsch. Und so muss unser Held nun versuchen, seine wild grimassierenden Verfolger abzuschütteln, während seine Begleitung ihm Nachhilfe in Sachen Französisch erteilt. Ha-ha-ha-ha-ha. Die Blonde bläst dem Stallone das Horn. Und damit herzlich Willkommen bei The Pink Chiquitas, einer leicht frivolen und äußerst sexistischen Slapstickkomödie mit Erotiktouch und Kalaueralarm, mit der man in der goldenen Videothekenzeit den Markt zu erobern versuchte. Doch auch der Name Stallone nützte auf dem Cover nix. Filme wie dieser gerieten schnell in Vergessenheit. Oder erinnert Ihr Euch an Machwerke wie Splitz, Dr. Alien, Vice Academy oder Beaufords Beach Bunnies? Nein? Eben!

Das wird den einen- oder anderen Leser vermutlich jetzt aus der Bahn werfen, aber ich erinnere mich bestens an diese Schinken und kann ihnen tatsächlich etwas abgewinnen, auch wenn ich diese Werke freilich nicht als gelungen bezeichnen kann. Dafür sind sie aber abgedreht, wild und blöd genug, um sie als dubioses Zeitdokument gesichtet zu werden. Als sie neu waren, hielt ich diese Filme nicht aus. In ihnen geht es dermaßen sexistisch zur Sache, dass heutzutage wohl kein Produzent auch nur einen müden Dollar locker machen würde, aus Angst vor einem massiven Shitstorm. Feministinnen würden bei der Sichtung dieses, von sexgeilen Unterwäschepräsentatorinnen bevölkerten, Filmchens vermutlich einen vorzeitigen Eisprung bekommen. Seht dies als Warnung! Doch kommen wir erstmal zurück zur „Handlung„.

Nach bestandener Französischprüfung (belegt durch eine Kameraaufnahme der sich verkrampfenden Beine Frank Stallones – wieder so ein echtes Comedygold), kann Tony seine Verfolger in einem vollbesetzten Autokino schließlich stellen und entsorgen. Doch damit ist die Gefahr keinesfalls gebannt, denn just in dem Moment überfliegt ein Meteroit das Gelände und kracht irgendwo in den nahegelegenen Wald. Umgehend machen sich ein paar junge Pärchen, die Augenzeuge des Ereignisses wurden, auf, das außerirdische Gestein zu suchen. Doch kaum im Wald angekommen, vernehmen die Frauen der Gruppe ein eigenartiges Klingelgeräusch in den Ohren, welches sie umgehend erregt und – bitte festhalten – in nymphomane Sklavinnen des rosa leuchtenden Meteors verwandelt, den diese fortan beschützen, indem sie die Männer verführen und somit von der Suche nach dem Gestein abhalten. Der Sex mit den Damen bekommt den Herren der Schöpfung allerdings nicht sonderlich gut und lässt sie in einen katatonischen Zustand fallen. Erinnert ein wenig an den Rodney Moore Pornofilm Night of the giving head – von dem ich irgendwo mal gelesen habe.

Aber besorgen sie es wirklich allen Männern vor Ort? Nein, der ortsansässige, schmierige TV-Wetterfrosch Clip Bacardi (Bruce Pirrie) findet einen kleinen Brocken des Gesteins und ist so fasziniert von ihm, dass er von den Annäherungsversuchen seiner eigentlich spießigen, jetzt plötzlich sexgeilen Ehefrau nichts mitbekommt. Der geht stolz an die Öffentlichkeit mit seinem Fund und präsentiert den Stein im lokalen TV-Sender, woraufhin die Zuschauerinnen natürlich total ausflippen. Dies ruft aber auch die „Pink Chiquitas“ auf den Plan, die den kleinen Teil ihres neuen Meisters zurückholen wollen, um ungestört den Welteroberungsplänen des Meteors nachgehen zu können. Da kann nur noch einer den Tag retten: Tony Mareda Jr.

Was aufgrund der schwachsinnigen Handlung zu einem echten Kult-Heuler hätte werden können, verkommt aufgrund vieler Albernheiten und falscher Marschrichtung zu einem skurillem Heuler, der bestimmt einen unterhaltsamen SchleFaZ abgeben würde. Regisseur und Drehbuchautor Tony Currie hätte gut daran getan, den Stoff als derbe Splatterkomödie mit Erotikszenen und einem knallharten Helden vom Schlage eines Marion Cobretti (oder bei uns: Maria Cobretti) zu inszenieren. Er entschied sich für einen anderen Ansatz. Es sollte sein einziger Film als Regisseur bleiben (dafür arbeitet er bis heute erfolgreich als Soundeditor in Hollywood).

Sein Film ist gespickt mit Albernheiten, wie meine Beschreibung der Eröffnungsszene ja bereits andeutet. So geht es heiter weiter und wir werden Zeuge einer ultradämlichen Angelszene, in der unser Held übers Wasser gezogen wird und dabei Grimassen schneidet. Kein kurzer Moment, denn der daruntergelegte Frank Stallone Song muss ja komplett ausgespielt werden. Im Grimassenschneiden sind hier sowieso alle ganz groß. Neben dem bereits unerträglichen Charakter Clip Bacardi, der eine spießige Brille trägt und die Haare schmierig zur Seite gegelt trägt, gibt es noch den weitaus schrecklicheren, machtbesessenen Bürgermeister Ernie Bodine (John Hemphill) mit seinen buschigen Augenbrauen oder den eigentlich talentierten Don Lake (Space Force) in der Rolle des tolpatschigen Polizisten, der sich scheinbar für Jerry Lewis hält und dem man in der Realität mit Sicherheit keine Waffe in die Hand geben sollte, da er sich selbst verletzen könnte. Vom überzogen tuntigen Charakter, der aufgrund seiner weiblichen Neigungen ebenfalls vom Meteor erregt wird, fang ich besser gar nicht erst an.

Dafür gibt es unter den pinken Bananen ein paar echte Hingucker für Filmfans. So gabe hier Sheryl Lee (Twin Peaks) und Susan Haskell (J.A.G. – Im Auftrag der Ehre) ihr „Leinwanddebüt“ und auch Lolita Davidovich (Mein Bruder Kain) ist unter den heißen Miezen. Im Original leiht zudem die legendäre Eartha Kitt dem bösen Meteor ihre tolle Stimme.

Auch die deutsche Synchronisation ist hörenswert. So leiht Tommy Piper dem Stallone-Bruder sein rauhes Organ (die Rolle des alten Tony Mareda wurde von Norbert „Homer“ Gastell eingesprochen). Sowas ging auch nur in den Achtzigern. Heute wäre ein Film wie The Pink Chiquitas vermutlich mit zweitklassigen Sprechern vertont worden. Damals, in der goldenen Videothekenära, war halt vieles besser.

Links: Cover A (Limitiert auf 500 Stück) / Rechts: Cover B

Nur halt nicht alles, wie dieser Film beweist. So geht die Erotikpremisse nicht über schlüpfrig-alberne Wortspiele und hübsche Damen in sexy Dessous hinaus. Ein PG-13 Film durch und durch. Das mag damals den ein- oder anderen pickeligen Teenager bestens unterhalten haben, heute würden diese allerdings die Augen verdrehen und den ganzen Käse nur albern und unerträglich empfinden. Wer trasherfahren ist und hier Nachschub braucht, der kann sich den Film gerne mal anschauen. Ich würde die Kiste Bier aber nicht allzuweit entfernt hinstellen, um den Schmerz im Kopf, den der klingelnde Meteor hinterlässt, schnell zu betäuben.

Die Bildqualität (1,33:1) ist dem Alter und Filmmaterial entsprechend in Ordnung. Der Ton in Deutsch und Englisch okay. Als Bonus gibt es nur jeweils ein Wendecover ohne FSK-Logo.

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