Zeit für etwas Horror-Filmgeschichte. Die jüngeren Filmfans dürften, sofern dem Genre zugeneigt, Alexandre Ajas Neuverfilmung der harten und unheimlichen „Mutanten-greifen-Familie-an„-Geschichte, gesehen haben. Die Älteren unter Euch kennen aber mit Sicherheit noch das Original von Kultregisseur Wes Craven (A Nightmare on Elmstreet), welches bei TURBINE MEDIEN seine UHD-Weltpremiere feierte. Da dieses mittlerweile vergriffen ist, hat der Verleiher nochmal nachgelegt und bringt eine weitere, auf 666 Exemplare limitierte Edition auf den Markt. Erneut sind beide Synchronfassungen an Bord. Der Vorverkauf hat begonnen (Link im Artikel).

Originaltitel: The Hills Have Eyes

Drehbuch und Regie: Wes Craven

Darsteller: Susan Lanier, Robert Houston, Dee Wallace, Martin Speer, Robert Houston, Michael Berryman

Artikel von Christian Jürs

Wes Craven war Zeit seines Lebens einer der Meister des Horrorfilms. Wegweisend waren von seinen Werken vor allem Das letzte Haus links, A Nightmare on Elm Street, Scream – Schrei und Hügel der blutigen Augen – The Hills have eyes. Alle diese Filme kamen zu Sequel- und/oder Remakeehren, wobei die Neuverfilmung von „Hügel“ wohl den besten Film aus dieser Riege darstellt (naja, und Nightmare 3 – Freddy Krueger lebt, der sogar unterhaltsamer als der Erstling des Meisters geriet). Tatsächlich ist das Remake von Regisseur Alexandre Aja (High Tension) noch wesentlich intensiver und härter als der Originalfilm. Die Story ist allerdings im Wesentlichen die Gleiche. Und auch die Erstverfilmung hat ihren Reiz, wie wir in den folgenden Zeilen ergründen werden.

Familie Carter befindet sich auf auf großer Fahrt nach Kalifornien. Wie die Griswolds, reisen auch sie im Automobil, aber immerhin mit Wohnanhänger im Schlepptau, Richtung Kalifornien. Ob sie nach Walley World wollen, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Die illustre Gruppe besteht aus dem Familienoberhaupt Big Bob Carter (Russ Grieve), einem pensionierten Polizisten, seiner Frau Ethel (Virginia Vincent), sowie ihren Kindern Brenda (Susan Lanier), Bobby (Robert Houston) und Lynne (Dee Wallace). Allesamt dem Kindesalter entwachsen, hat Lynne bereits geheiratet und ihren Mann Doug Wood (Martin Speer), dessen Nachnamen sie angenommen hat, samt Baby im Gepäck. Die zwei Schäferhunde der Carters befinden sich ebenfalls mit an Bord.

Als die Gruppe an einer Tankstelle, irgendwo am Rande der Wüste rasten, ermahnt sie der alte Tankwart (John Steadman), keinesfalls die Hauptstraße zu verlassen. Wäre dies ein einfaches Roadmovie, so würden sich die Carters mit Sicherheit auch an diese Warnung halten. Doch Big Bob lässt sich nichts vorschreiben und folgt einer vermeintlichen Abkürzung, die die Familie an einem Atomwaffentestgebiet vorbeiführt. Dort erleidet der Camper eine Panne, woraufhin Bob sich zu Fuß zurück auf den Weg zur Tankstelle aufmacht, während Doug in entgegengesetzter Richtung nach Hilfe sucht.

Doch anstelle von Hilfe, birgen die Hügel eine tödliche Gefahr. Ein kannibalischer Familienclan, angeführt von Papa Jupiter (James Whithworth), lauert dort unachtsamen Reisenden auf, um diese zu töten und auszurauben. Als Bobby einen der beiden Hunde zerfleischt zwischen den Felsen entdeckt, ahnt er, dass seine Familie in höchster Gefahr schwebt. Dass Papa Bob nicht zurückkehrt, schürt nur noch weiter seine Angst. Und diese ist berechtigt, denn des Nachts schlägt die Kannibalensippe zu. Sie töten einen Teil der Familie auf grausame Art und Weise und entführen das Baby. Wird es für die Überlebenden eine Rettung geben? Oder werden sie zu Frikassee verarbeitet?

Wes Craven verstand es, das Grauen in die bis dato vorhandene, amerikanische Idylle zu katapultieren. In A Nightmare on Elm Street war es ein Kindermörder, der in der Nachbarschaft wohnte, in Scream – Schrei gar die eigenen Klassenkameraden und in Hügel der blutigen Augen – The Hills have eyes die mutierten Rednecks irgendwo im Nirgendwo, viele Meilen von der nächsten, rettenden Polizeistation entfernt. Wie bei seinem Frühwerk The last House on the left – Mondo Brutale, lässt sich Craven hier allerdings noch Zeit, um das in amerikanischen Filmen gern gezeigte Familienidyll zunächst genüsslich zu zerpflücken. Waren es bei dem einen Film die blutjungen Teenagerinnen, die erstmals richtig einen draufmachen wollen und schließlich ihr Schicksal besiegeln, als sie bei vermeintlichen Grasdealern einkehren, sind es hier die Carters, die von ihrem herrischen Familienoberhaupt, der sich sicher ist, seine Familie beschützen zu können, in die (pardon) Scheiße geritten werden.

Wie hätte er auch ahnen können, dass degenerierte Verrückte das verseuchte Gebiet, welches ich weiträumig gemieden hätte, in ihrer Gewalt haben. Die schauen übrigens gar nicht so grauslig aus wie später in der 2006er Verfilmung. Tatsächlich sieht die Familie, auch aufgrund fehldendem Budget und Make-Up Experten, abgesehen von komischen Gewändern und bizarrem Schmuck, recht normal aus. Mit Ausnahme von Michael Berryman, der hier den Pluto gibt (wuff). Der Schauspieler leidet von Geburt an an dem Christ-Siemens-Touraine-Syndrom, wodurch ihm weder Fingernägel, noch Haare wachsen. Diese Krankheit sollte ihm allerdings viele Türen in Hollywood öffnen, wo er bis heute in zahlreichen Horror- und Fantasyfilmen besetzt wird. Sogar im Klassiker Einer flog über das Kuckucksnest war neben Jack Nicholson zu sehen. Seine Präsenz, addiert durch seine Handlungen, machen Pluto zum unangenehmsten Charakter in Hügel der blutigen Augen – The Hills have eyes. Er durfte daher auch im 1984 gedrehten Sequel, ebenfalls unter Wes Cravens Regie, zurückkehren. Doch Todestal der Wölfe – The Hills have eyes 2 geriet zum Fiasko. Der Film konnte aus Geldmangel nicht fertiggestellt werden. Als Craven kurz darauf mit A Nightmare on Elm Street einen Blockbuster ins Kino brachte, wurde ihm nahegelegt, das Mutantensequel doch noch, mit Hilfe von Archivmaterial aus dem ersten Teil, fertig zu stellen. Das Ergebnis ist dementsprechend furchtbar.

Furchtbar war auch die Idee des damaligen, deutschen Verleihers, aus den Atommutanten Außerirdische zu basteln. So erwiedert Big Bob, als Doug anspricht, dass sie sich ganz in der Nähe eines Atombomben-Testgebiets befinden, es wäre vor fünfzig Jahren dort ein U.F.O. abgestürzt, um die Synchro in eben diese Richtung zu lenken. Wer sich daran stört, kann aber entweder auf den Originalton oder die neuere, inhaltlich korrekte, deutsche Sprachfassung zurückgreifen. Rein qualitativ von der Sprecherseite her hat aber die alte Synchro ganz klar die Nase vorm (u.a. mit der sonoren Stimme von Arnold Marquis).

Turbine Medien serviert uns die in die Jahre gekommene Schlachtplatte in exzellenter Qualität. Ob Blu-ray (1080p) oder in Ultra-HD (2160p), der Film ist gestochen scharf, aber nicht glattgefiltert, wodurch das grobe Filmkorn, welches The Hills have eyes eine ähnlich schmutzige Atmosphäre verleiht wie einst The Texas Chainsaw Massacre, glücklicherweise erhalten blieb. Der Ton der Neusynchro liegt in 5.1, die alte Synchro in 2.0 Mono vor. Letztere fällt qualitativ natürlich deutlich ab. Der englische Ton liegt sogar in 7.1 Ton vor, aber natürlich auch in seiner alten Monovariante. Außerdem gibt es einen Audiokommentar von Wes Craven und Produzent Peter Locke, ein alternatives Ende, diverse Featurettes und Trailer, sowie ein Interview mit Michael Berryman vor. Ein ausführliches Booklet von Thorsten Hanisch wurde im Inneren des Mediabooks befestigt.

Nicht ganz so intensiv wie das moderne Remake, liegt hier ein Stück Filmgeschichte vor, welches zartbeseiteten Gemütern immer noch das kalte Grauen servieren dürfte. Ein Klassiker, der in jede Horrorsammlung gehört. In Kürze wieder erhältlich im Mediabook mit Coverdesign von Ralf Krause.

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