Während das Neowesterndrama YELLOWSTONE (seit 2018) beachtliche Erfolge feiert und Hauptdarsteller Kevin Costner einen zweiten Karrierefrühling bescherte, waren andere Produzenten natürlich nicht untätig, um aus dem Titel Profit zu schlagen. Capelight Pictures veröffentlichte erst kürzlich den Westernkrimi MORD IN YELLOWSTONE-CITY (2022) im hiesigen Heimkino, der vermutlich Fans der hochgelobten Paramount-Serie anlocken soll. Ob der „Whodunnit im Wilden Westen“, in dem sich Recken wie Gabriel Byrne, Thomas Jane und Richard Dreyfuss die Ehre geben, überzeugen kann, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: Murder at Yellowstone City

Drehbuch: Eric Belgau

Regie: Richard Gray

Darsteller: Isaiah Mustafa, Gabriel Byrne, Ron Garritson, Thomas Jane, Aimee Garcia, Anna Camp, Richard Dreyfuss…

Artikel von Christopher Feldmann

Als ältester Nationalpark der Welt lockt der Yellowstone-Nationalpark jährlich Millionen von Touristen in den Bundesstaat Wyoming. Das erhabene, vulkanogene Gebiet, das in etwa so groß wie die Insel Korsika ist und die weltweit höchste Dichte an heißen Quellen bietet, wurde erst nach dem US-amerikanischen Bürgerkrieg durch eine Expedition gänzlich erkundet und avancierte im 20. Jahrhundert zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der USA, in der schon der spätere US-Präsident Gerald Ford als Park-Ranger tätig war. Seitdem Drehbuchautor und Regisseur Taylor Sheridan mit seiner Serie YELLOWSTONE (seit 2018) an den Start gehen, ist der Name wieder in aller Munde, weshalb es nicht verwundert, dass ein B-Western wie MORD IN YELLOWSTONE-CITY (2022) nun von dieser neu gewonnenen Popularität zehren möchte. Während die erfolgreiche Serie, die mittlerweile vier Staffeln vorweisen kann, in der Gegenwart angesiedelt ist, besinnt sich der hier vorliegende Film auf die Tugenden des klassischen Western und beinhaltet Shootouts, bärbeißige Gesetzeshüter, Goldrausch und eine waschechte Krimi-Handlung. Eigentlich interessantes Material aber leider ist sieben Millionen US-Dollar Produktion ein eher zähes Vergnügen geworden.

Handlung:

In einer halb verlassenen Goldgräberstadt stößt der abgehalfterte Schürfer Robert Dunnigan (Zach McGowan) auf eine Ader Gold – und wird ermordet. Sheriff James Ambrose (Gabriel Byrne) vermutet, dass ein Neuankömmling den Mord begangen hat, ein ehemaliger Sklave, der sich Cicero (Isaiah Mustafa) nennt. Lediglich der örtliche Reverend Thaddeus Murphy (Thomas Jane) hegt berechtigte Zweifel. Als sich Ciceros Unschuld jedoch nicht länger leugnen lässt und ein weiterer Mord die Stadt in Aufruhr versetzt, rennt den Einwohnern die Zeit davon, um den wahren Täter zu finden.

Einen Western mit einem klassischen Whodunnit-Krimi-Plot zu kreuzen, liest sich zumindest erstmal relativ gut. Dass gute Western mit originellen Ideen Mangelware sind, ist am gegenwärtigen Markt ersichtlich, findet das Genre im Kino doch so gut wie gar nicht mehr statt. Als Fan muss man sich schon glücklich schätzen, wenn Streaminganbieter wie Netflix Filme wie THE HARDER THEY FALL (2021) veröffentlichen, ansonsten ist man gezwungen, auf dem Grabbeltisch des nächstgelegenen Elektrofachmarkts auszuweichen. Perlen wie der ausschließlich auf Scheibe veröffentlichte OLD HENRY (2021) sind da schon eine echte Seltenheit und das Gros besteht am Ende doch nur aus ziemlich preiswert heruntergekurbelten Filmen, von denen kaum jemand Notiz nimmt. MORD IN YELLOWSTONE-CITY (2022) hingegen ist da schon ansprechender, was vermutlich auch an der relativ prominenten Besetzung liegen mag.

So richtig in die Puschen will der knapp zweistündige Westernkrimi aber nicht kommen, erweist sich doch die im Raum stehende Mystery als relativ uninteressant. Dass der dunkelhäutige Neuankömmling sicher nicht der gesuchte Täter ist, dürfte jedem Zuschauer klar sein und wer schlussendlich hinter den Morden steckt wird wenig befriedigend aufgelöst, dürften versierte Rätselnasen den Braten doch schnell riechen und sich relativ früh in ihrer Theorie bestätigt werden. Das Drehbuch bemüht sich sichtlich falsche Fährten zu legen und objektiv betrachtet, könnte es so ziemlich jede im Film auftauchende Figur sein, was den gesamten Fall eher beliebig gestaltet. Um die Laufzeit zu füllen, packt man das letzte Drittel mit Shootouts voll, die aber irgendwie deplatziert wirken, vor allem da zu Beginn eine sehr ruhige und geerdete Tonalität angeschlagen wird.

Optisch sieht das Ganze relativ solide aus, auch wenn es nie dafür reicht, das gesunde Mittelmaß zu überschreiten. Kameramann John Garrett, der immerhin an großen Blockbustern wie AVENGERS: ENDGAME (2019) mitarbeiten durfte, präsentiert ein paar schöne Bilder, die den Film zumindest etwas wertiger aussehen lassen, als er es vermutlich ist. Lediglich die Regie von Richard Gray erweist sich als relativ reizlos, vor allem weil es sich bei MORD IN YELLOWSTONE-CITY mal wieder um einen Western handelt, der einfach viel zu glatt und zu sauber daherkommt. Sicher, nicht jeder Genre-Vertreter muss so schmutzig und verkommen wie die italienischen Kollegen aussehen aber etwas mehr Dreck und Roughness hätte dem Streifen gut zu Gesicht gestanden. Inszenatorisch ist das hier eben Mittelmaß, nicht mehr und nicht weniger, doch die fehlenden Ecken und Kanten im Kombination mit dem behäbigen Drehbuch sorgten nun mal dafür, dass ich schnell das Interesse verlor.

Die Besetzung spielt ebenfalls solide auf und gerade Schauspielveteran Gabriel Byrne, der zuletzt nochmal in HEREDITARY (2018) brillieren durfte, punktet als Sherriff. Auch Isaiah Mustafa, den Kinogänger am ehesten aus ES KAPITEL 2 (2019) kennen durften, füllt seine Rolle sehr gut aus. Wirklich gefreut habe ich mich über Ex-PUNISHER Thomas Jane, der hier den örtlichen Reverend mimt und dabei mehr zu tun bekommt, als in den letzten Jahren, in denen er gerne auch mal in Grabbeltisch-Gurken neben Bruce Willis auftreten musste. Er sticht sogar am meisten aus der Besetzung heraus. In einer Nebenrolle ist dann auch noch der mittlerweile 76-jährige Richard Dreyfuss zu sehen, der als „Matt Hooper“ in DER WEIßE HAI (1975) berühmt wurde.

Die Blu-ray, die Capelight Pictures freundlicherweise zur Verfügung stellte, überzeugt in Bild und Ton vollends, im Bonusmaterial befinden sich Deleted Scenes und der Trailer.

Fazit:

MORD IN YELLOWSTONE-CITY (2022) ist eine interessante Kreuzung aus Western und Whodunnit-Krimi, die aber nie so richtig zu fesseln vermag. Gute Darsteller sorgen dafür, dass der Film noch genießbar geraten ist, denn sowohl Drehbuch als auch Inszenierung liefern nicht mehr wie Durchschnittskost, die sich schnell abnutzt.

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