Der Mann, der keine Nachrichten manipuliert, weil es seiner Berufsehre widerspricht und der Til Schweiger seinen Namen lieh, legt sich diesmal als Dr. Loomis bei Wish bestellt mit dem brutalen, untoten Serienkiller Devlon und einer Horde unbeholfener Zombies an. Die Rede ist von Zottelbirne Hugo Stiglitz, der so berühmt ist, dass er in den Credits auch noch falsch geschrieben wurde. MT FILMS / CARGO RECORDS spendieren dem Hokus Pokus eine auf 1000 Stück limitierte Blu-ray-Auflage. Ob dieser ranzige Horrorexport aus Mexiko wohl eine Spaßbombe ist, die ins Sammlerregal gehört oder doch eher ein Fall für die filmische Restmülltonne?

Originaltitel: Cementerio del terror

Alternativtitel: Friedhof des Satans / Friedhof des Teufels

Regie: Rubén Galindo Jr.

Darsteller: Hugo Stiglitz, José Gómez Parcero, María Rebeca

Artikel von Christian Jürs

Stolze 275 Einträge als Darsteller kann Hugo Stiglitz in der IMDb für sich verbuchen. Seinen international wohl bekanntesten Auftritt hatte er in Umberto Lenzis Horrorschocker Großangriff der Zombies als furchtloser Reporter Dean Miller, der sich der Invasion der Bluttrinker todesmutig entgegenstellte. Lenzi selbst hatte Franco Nero oder Fabio Testi für diese Rolle im Sinn, da aber mexikanische Geldgeber mit an Bord waren, setzten die einen ihrer heimischen Stars durch: eben jenen Hugo Stiglitz, der mit Rauschebart und Lockenpracht so gar nicht sympathisch wirkte, sondern wie ein Alkoholiker mit 5.0 Bier vor dem Penny Markt um die Ecke.

Retro-Horrorfans feiern natürlich Lenzis unterhaltsam-bekloppte Horrorfarce, auch weil Hugo Stiglitz mit seiner begrenzten Mimik und Columbo-Gedächtnismantel so gar nicht heldenhaft wirkte. Ansonsten dürfte der Mime kaum jemandem hierzulande bekannt sein, wurden auch nur wenige Werke seines Schaffens in Deutschland ausgewertet. Mal ehrlich, wer von Euch kennt schon Schinken wie SOS-SOS-SOS Bermuda Dreieck, Die Qual der Geiseln oder Guayana – Kult der Verdammten? Eben. Am ehesten dürfte die dürftige Der weiße Hai-Kopie Tintotera! Meeresungeheuer greifen an dem ein- oder anderen von Euch mit Schrecken etwas sagen. Brrrrr.

Hier darf der Hugo, der im Vorspann als Hugo Stieglitz fälschlicherweise gelistet ist, so starten, wie er es vom Großangriff der Zombies gewohnt war: schlafend im Bett. Weggeschlummert könnte zu diesem Zeitpunkt auch der Zuschauer bereits sein, startet der Film doch mit nicht enden wollenden Credits zu unpassend unterlegtem Wolfsgeheul. Nach 2 Minuten 40 Sekunden ist es dann aber soweit und wir bekommen Dr. Cardan, also Stiglitz zu Gesicht, der keinen erholsamen Schlaf hat, träumt er doch vom irren Serienkiller Devlon (José Gómez Parcero), der eine Frau durch ein Gebäude bis in einen Fahrstuhl hinein verfolgt, wo er mir-nichts-dir-nichts auftaucht und sie mit seinen Mörderpranken tot macht – oder so. So richtig begreifen kann man nicht, was da wirklich geschieht, ist der Filmschnitt doch gruselig dilletantisch geraten. Vor dem Fahrstuhl wartet aber schon die mexikanische Polizei, die mehrfach auf den Psycho schießt, was diesen jedoch erst mit ganz viel gutem Zureden beeindruckt, damit er endlich das Zeitliche segnet. Dr. Loomis…äääh…Cardan wacht schweißgebadet auf, um kurz darauf zu wettern, dass der 17-fache Serienmörder Devlon nicht einfach bestattet werden darf, sondern unbedingt verbrannt werden muss. Er hat Halloween 2 – Die Nacht des Grauens kehrt zurück wohl ausgiebig studiert.

Danach ist erstmal genug mit Methodactor Hugo Stiglitz. Zwar wird er als Erster in den Credits genannt, doch bis zum Finale taucht er nur noch sporadisch auf. Meist sieht man ihn am Steuer eines gestohlenen Polizeiautos zur Rettung eilen, wobei er sich scheinbar mehrfach verfährt, so lange wie er dafür braucht. 1985 gab es halt noch kein Google-Maps.

Stattdessen lernen wir drei junge Pärchen kennen, denen der Sinn nach Party steht. Die Herren der Schöpfung, übrigens Medizinstudenten (was aber für den eigentlichen Handlungsverlauf wumpe ist), versprechen ihren holden Grazien, sie auf ein großes Fest am Abend mitzunehmen. Es ist immerhin Halloween (auch das noch). Doch, hahaha, reingelegt. Stattdessen fahren sie mit ihren Freundinnen in ein heruntergekommenes Haus voller Spinnenweben und zugeplanter Möbel. Wen wundert es da, dass die Beischlafbereitwilligkeit der Damen gen Null tendiert? Einer der Jungs findet dann, ganz Tanz der Teufel-like, ein Buch des Todes. Darin findet der gute Junge, obwohl es ein ausufernder Wälzer ist, auch sogleich die Formel für eine Totenbeschwörung. Was nun fehlt ist lediglich eine Leiche. Aber, gesagt getan, einfach mal ins nahegelegene Leichenschauhaus eingebrochen zum Kadavershoppen und flugs einen steifen Körper mitgenommen. Dass es sich dabei um Serienkiller Devlon handelt, ist Ehrensache.

Nun geht alles Schlag auf Schlag. Devlon macht nach seiner Auferstehung kurzen Prozess mit den Pärchen, mal mit einer besessenen Axt, mal mit seinen Klauen, die aus dem Nichts kommen und mal…ach, schaut selbst. Nach knapp einer Stunde sind die vermeintlichen Hauptdarsteller alle über die Regenbogentreppe gegangen und unser Hugo immer noch mit dem Auto unterwegs. Glücklicherweise hält das Drehbuch (gab´s eins?) noch eine Gruppe Kinder parat, die nun in den Fokus des Killers geraten und schließlich, zusammen mit dem endlich angekommenen Dr. Dingsbums auf dem titelgebenden Friedhof der Zombies eintreffen, wo selbige gerade aus den modrigen Gräbern steigen. Die sind allerdings ziemlich unbeholfen und weichen auch noch vor Kreuzen zurück. Sind wohl Vampirzombies. Wer kennt sie nicht?

Friedhof der Zombies ist eine ziemliche Gurke mit mauen Splattereffekten und holprigem Schnitt. Hugo Stiglitz taucht nur selten gar im Filmchen auf und hat eine denkwürdige Schlusseinstellung bekommen, die zum Schmunzeln einlädt. Insgesamt ein Film, den wohl kaum jemand im Sammlerregal benötigt. Spannend geht anders. Schon erstaunlich, was damals so alles auf dem Index landete (und mittlerweile verdient wieder runterflog von der bösen Liste).

Das neue 2K-Master lädt ebenfalls nicht zum Staunen ein, geht aber in Ordnung. Bei der Tonspur hat man nicht die Qual der Wahl, liegt der Film doch nur in deutscher Sprachfassung vor. Die Synchro ist mittlemäßig, immerhin bekam Stiglitz mit Eckart Dux einen Top-Synchronsprecher verpasst, der aber nicht so richtig zum Zotteltypen passen will. Norbert Gastell aka Homer Simpson ist auch am Start. Im Bonusbereich gibt es lediglich einen Trailer zum ebenfalls erscheinenden Heart Beat mit dem Naschy Paule. Ein Wendecover ohne SPIO/JK-Label gibt es obendrauf und einen kleinen Flyer mit verschiedenen Coverabbildungen und Szenenfotos.

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