The Boys are back in town – und zwar in extrascharfem 4K UHD aus dem Hause PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT. Ob der, gerne als Urvater der Cop-Buddy-Komödie betitelte, Actionstreifen, der diesen Status eigentlich gar nicht verdient hat, auch heute noch so knallhart wie anno dazumal daherkommt und ob der derbe Humor, den Charaktermime Nick Nolte und der damalige Filmdebütant Eddie Murphy hier an den Tag legen, auch noch zeitgemäß ist und Spaß beim Zuschauen bereitet oder eventuell doch etwas über die nach heutigen Maßstäben gesetzten Stränge schlägt, dass habe ich einmal für Euch getestet. Zeitloser Klassiker oder rassistisches Machwerk? – das ist hier die Frage.

Originaltitel: 48 Hrs.

Regie: Walter Hill

Darsteller: Nick Nolte, Eddie Murphy, James Remar, Annette O´Toole, Frank McRae, Sonny Landham

Artikel von Christian Jürs

Vermutlich habe ich mit dem Einleitungstext Eure Aufmerksamkeit erhascht, wobei die woke Bubble zustimmend nicken wird, sollte man Dialoge und Handlung von Nur 48 Stunden verdammen, während der Filmfan von damals Zeter und Mordio über solche aktuell modischen Kritiken schimpfen dürfte. Dabei ist die Anmerkung, dass hier so gar nichts politisch korrekt vonstatten geht, durchaus gerechtfertigt. So hat mich ein guter Freund (hallo Manuel) erst kürzlich auf die rassistischen Sprüche, die Nur 48 Stunden, auch in der deutschen Synchronfassung, bietet, aufmerksam gemacht. Normalerweise wurden vulgäre Dialogzeilen zurückhaltender als in der Originalfassung wiedergegeben, doch hier geben Randolf Kronberg auf Eddie Murphy und Tommi Piper für Nick Nolte Vollgas. Wer beim bösen „N“-Wort (und ich meine das ganz, ganz Böse!) Schnappatmung bekommt, der sollte den Film wohl lieber auf „Mute“ stellen. Bevor wir uns aber damit auseinandersetzen, kommen wir erstmal zur Handlung.

Jack Cates (Nick Nolte) ist ein knallharter, aber auch ziemlich kaputter Cop aus San Francisco. Immer wieder muss er sich das Geschrei seines Vorgesetzten Captain Haden (Frank McRae) anhören, der mit Jacks rabiaten Methoden, gelinde gesagt, unzufrieden ist. Auch Jacks Freundin Elaine (Annette O´Toole) hat Grund zum Mäkeln, säuft ihr Liebster doch schon in den Morgenstunden und lässt sich dann abends aufgrund von Überstunden nur sporadisch blicken. Halt der typisch-kaputte Cop, der wenig beziehungsfähig ist, sich nicht an Vorschriften hält, aber das Actionmovie am Laufen hält und in ein Happy End steuern wird.

Heute ist ein besonders beschissener Tag für den schnodderigen Bullen, muss er doch mitansehen, wie seine Kollegen Algren (Jonathan Banks) und Vanzant (James Keane) beim Versuch, den Gefängnisausbrecher Albert Ganz (James Remar), sowie seinen Fluchtgehilfen, den nordamerikanischen Ureinwohner Billy Bear (Sonny Landham), in einem Hotel hopps zu nehmen, ihr Leben lassen. Cates kommt mit dem Schrecken davon und hat sich fortan in den Kopf gesetzt, die Mörder seiner Kollegen einzubuchten.

Um dieses Ziel zu erreichen, holt er sich die Erlaubnis (hust), den Ganoven Reggie Hammond (Eddie Murphy), der noch einige Monate für seine Vergehen einsitzen muss, für 48 Stunden unter Jacks Obhut aus dem Knast zu holen. Hammond war einst Komplize von Ganz, der es sich derweil zur Aufgabe gemacht hat, seine alten Gaunerkollegen um die Ecke zu bringen, um an die Kohle aus dem letzten Raubzug zu kommen. Zwar ecken Cates und Hammond gegenseitig an, wo sie nur können, doch beide haben das Anliegen, den brutalen Ganz und seinen Kumpel Billy Bear aus dem Verkehr zu ziehen.

Fälschlicherweise wird Nur 48 Stunden immer wieder als die Geburtsstunde des Cop-Buddy-Actionmovies betitelt, dem Erfolgsreihen wie Lethal Weapon später folgten. Allerdings haben wir hier keine zwei Cops, sondern einen Cop und einen Gangster, die gemeinsame Sache machen. Buddies sind die beiden zudem auch nicht, denn über weite Strecken der Laufzeit hassen sie sich wie die Pest. Genau dies ist, neben den knalligen Schießereien mit großkalibrigen Waffen, einer Spezialität von Regisseur Walter Hill, die große Stärke von Nur 48 Stunden, die einen wesentlichen Teil des durchaus hohen Unterhaltungswertes ausmacht.

Ebenfalls sehr unterhaltsam ist die derbe Sprache, die hier aus den Boxen der Heimanlage klingt. Diese fiel so krass aus, dass die alte, geschnittene FSK16-Fassung dieses einst als nicht jugendfrei eingestuften Filmes, zusätzlich noch neue Synchronüberarbeitungen verpasst bekam. So wurde aus einem „arschgefickten Suppenhuhn“ deutlich politisch korrekter ein „elender Schleimscheißer„. Auch der folgende Satz: „Ja, ich werd dir nachher einen blasen. Ich hab dich nicht rausgeholt, damit du dein dummes schwarzes Rohr verlegst. Hör auf zu motzen!“ musste damals weichen. Heute ist er natürlich in unzensierter Form enthalten, doch damit kommen wir zur derben Sprache.

Denn wer Nur 48 Stunden schaut, der sollte, wie erwähnt, nicht zimperlich sein. Dies gilt vorrangig natürlich für die Gewalt (die Hotelszene wirkt immer noch ziemlich hart), doch auch Begriffe, die heute eindeutig als rassistisch gelten, fallen hier in Hülle und Fülle. Bananenfresser ist noch das Netteste, was Nick Noltes Synchronsprecher Tommi Piper hier Eddie Murphys Charakter entgegenraunzt.

Szenenbesprechung mit Walter Hill

Deshalb mein Tipp: Den launigen, rauhen Actionklassiker einfach als Kind seiner Zeit betrachten und Spaß haben. Diesen dürften vornehmlich Männer haben, da sämtliche weibliche Charaktere hier nicht allzu gut wegkommen, bestehen diese doch ausschließlich aus Prostituierten und Mädchen, die auch so leicht zu haben sind. So erzählt Reggie der erstbesten Dame im Club, dass er sein Ding innerhalb der nächten fünf Minuten versenken muss. Sie erwidert darauf lediglich, dass er doch höflicher fragen könne – und das aus dem Mund von Olivia Brown, die wenige Jahre später als Trudy in der Kultserie Miami Vice den Männern für solche Sätze in den Arsch getreten hätte.

Ansonsten macht der Film alles innerhalb seines Genres richtig, inklusive gängiger Klischees wie den hyperventilierenden Captain. Diesen gibt Frank McRae so voller Leidenschaft, dass man seinen Captain Haden kaum von dessen, ebenfalls von McRae verkörperten, Parodie aus The Last Action Hero unterscheiden kann (immerhin qualmen hier seine Ohren nicht). Die handgemachte Action gefällt noch heute und der finale Showdown rockt das Haus. Hinzu kommt, dass Nolte und Murphy phantastisch (dis-)harmonieren und James Remar über eine echt irre Aura verfügt.

Mir lag zur Sichtung der 4K UHD-Rohling zur Verfügung. Dieser überzeugt mit glasklarem Ton und sehr guter Bildqualität, wobei Letztere anfangs noch etwas grisselig wirkt, wie schon im Falle von Wayne´s World. Aber auch hier fängt sich die Qualität und überzeugt, vor allem im Finale, mit satten Farben. Ein zeitgemäßes UHD-Bild darf man aber natürlich nicht erwarten. Bonusmaterial beinhaltet die Scheibe nicht. Dieses soll aber auf der Blu-ray zu finden sein. So wartet dort eine etwa 20 minütige Featurette mit Walter Hill, der sich über den Film äußert, der Trailer und der Trickfilm Space Kid, den Ganz im Hotelzimmer der leichtbekleideten Prostituierten vorzieht.

Klar kann man zimperlich der Meinung sein, dass der Film nicht mehr zeitgemäß ist mit seinen sexistischen- und rassistischen Sprüchen und seinem altmodischen Frauenbild. Ich würde aber mal Fünfe gerade sein lassen und Nur 48 Stunden für das genießen, was er eigentlich ist: Ein ziemlich geiles (Anti-)Buddy-Movie. Ach ja, wem der Soundtrack bekannt vorkommt, James Horner verwurstete das Hauptthema nochmal in leicht abgeänderter Form im Schwarzenegger-Kracher Phantom Kommando.

Und hier geht´s zur Rezi vom Sequel Und wieder 48 Stunden (folgt in Kürze)

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