Es ist an der Zeit, mal wieder eine Hörspielkritik zu veröffentlichen und zeitgleich mit den Wölfen zu heulen. Denn aus dem Hause WOLFY OFFICE kommt nach langer Zeit mal wieder das Wappentier der Firma zum Einsatz: Wolfy (wer sonst?). Der grüne Lykaner war einst bei den Men in Green beschäftigt, doch jetzt ist es damit erstmal vorbei, da der Metal- und Hardrock liebende Werwolf einen Sprung durch das Multiversum gemacht und ausgerechnet in unserer Welt gelandet ist. Klar, dass das für allerlei Chaos sorgt und auch Gefahr, denn Wolfy kam nicht allein in unsere Dimension. Doch keine Sorge, liebe Eltern und Elterinnen, allzu gruselig wird´s nicht, wie Ihr unschwer auf dem Cover erkennen könnt. Für die ganz Kleinen ist der Spaß voller Hardrockmusik aber auch nix. Warum? Erklär ich Euch. Meddl Loide.

Dialogbuch & Regie: Kim Jens Witzenleiter

Sprecher: Christoph Walter, Constanze Buttmann, Kevin Kasper, Thomas Plum, Tom Steinbrecher

Artikel von Christian Jürs

Wer kennt das nicht? Da geht man mit der Liebsten arg- und sorglos im Wald spazieren und plötzlich läuft einem ein grüner, verwirrter aber auch freundlicher Werwolf über den Weg? Um ehrlich zu sein, ich zumindest kenne das nicht. Da haben mir Tina (Constanze Buttmann) und ihr Freund Daniel (Kevin Kasper) etwas voraus.

Tom Steinbrecher

Die staunen nicht schlecht, als sich der Lykaner ihnen als Wolfy (Christoph Walter) vorstellt, der aus einem Paralleluniversum, in dem seine Gattung die Krönung der Schöpfung darstellt, in unsere Welt gepurzelt kommt und natürlich unbedingt wieder heimgehen möchte. Doch so einfach klappt das natürlich nicht und so nimmt das junge Pärchen den grünen Wolf erstmal mit ihn ihre Wohnung, wo er die Unterschiede der beiden Welten kennenlernt. Ja, Rockmusik gibt es auch in seiner Welt, doch ganze Alben werden von den Musikern dort nicht aufgenommen. Krass, wie unterschiedlich die Universen doch sein können.

Schnell wird klar, dass Wolfy vor Ort nicht wieder zurückkehren kann, doch zwei schwedische Wissenschaftler, die am Phänomen Multiversum forschen, könnten die Rettung sein. Also machen sich die neuen Freunde auf einen Roadtrip auf, um Wolfy zurück in seine Heimat zu schicken. Klar, dass diese Reise nicht ohne Gefahren bleibt, denn zwei BND-Agenten (Men in Black! – lol), denen offenbar daran gelegen ist, den Werwolf für wissenschaftliche Experimente einzufangen und ein weiterer, nicht ganz so freundlicher Lykaner, der ebenfalls durch das Dimensionstor in unsere Welt gelangt ist und nun die Jagd eröffnet hat, sind Beispiele für die Gefahren, die das Trio zu überstehen haben. Ach ja, von wegen Trio – Tinas Mutti (Dorothea Anzinger) kommt auch noch mit auf die Reise.

Peter Flechtner

Bislang war der nette Wolfy mehr eine Randfigur der komödiantischen Hörspielreihe Men in Green aus dem Hause Wolfy Office, wo der Lykaner als Firmenmaskottchen dient. Nun endlich bekommt er sein erstes, eigenes Abenteuer. Endlich? Nun ja, ich war tatsächlich kein großer Fan der Ursprungsreihe und tue mich auch mit dieser Auskopplung ein wenig schwer. Dieser Umstand könnte aber an meiner Auffassungsgabe liegen, denn rein technisch ist Wolfy absolut nichts vorzuwerfen. Die Sprecher sind klasse und vereinen einen großen Teil der Stammsprecher des sympathischen Hörspiellabels, dass nichtmal davor zurückschreckte, das erste (und vermutlich auch einzige) Die Medienhuren (im Vampirhotel)-Hörspiel zu vertreiben (wofür ich Kim Jens Witzenleiter auf Ewig dankbar sein werde).

Von Kevin Kasper zu Sara Wegner bis hin zu Henrike Tönnes – sie alle waren schon oft im Hause Wolfy Office vor dem Mikrofon und leisten wie immer großartige Arbeit. Dass auch noch Peter Flechtner einen der beiden schwedischen Wissenschaftler spricht, ist ein zusätzlicher Gewinn. Seine Stimme kennt Ihr alle, denn er ist der Stammsprecher von Ben Affleck. Ich habe aber immer Ty Burrell als Phil Dunphy aus der Serie Modern Family vor Augen, wenn ich seine Stimme höre.

Auch das Skript von Kim Jens Witzenleiter ist temporeich und fluffig geraten. Die Hauptrolle des grünen Lykaners, den er früher selbst einsprach, überließ er nun mit Christoph Walter einem Profi. Sicherlich ebenfalls eine gute Entscheidung. Doch irgendwie packte mich die ganze Nummer nicht vollends. Vielleicht liegt es daran, dass Humor halt immer Geschmackssache ist? Lachen oder schmunzeln musste ich kaum. Ich höre aber auch lieber spannende Hörspiele – wenn ich lachen will, dann schau ich in den Spiegel (wobei hier das Genre mit zunehmendem Alter in Richtung Drama wechselt). Vom Spannungsbogen her möchte man vermutlich eine jüngere Generation ansprechen. Allerdings nicht allzu jung, da die genutzte Sprache sicherlich manchem Elternteil sauer aufstoßen könnte. Ich vermute, dass ein Höralter von 10 bis 12 Jahren am passendsten wäre. Meine Tochter, 13 Jahre jung, war eher wenig begeistert. Allerdings ist sie eine Spur abgebrühter als viele ihrer Freunde und hört gerne Thrillerhörspiele wie The Cruise oder begibt sich ins Gruselkabinett.

Wer aber Lust auf einen seichten, aber temporeichen Roadtrip hat, der macht hier nix verkehrt. Sprecher Top, Klangbild und Effekte top, Geschichte temporeich und alles angereichert mit recht guter Rock- und Metalmusik diverser Bands, inklusive eines eigens für dieses Hörspiel komponierten Songs – damit dürfte Wolfy ein Alleinstellungsmerkmal im Hörspielgenre sicher sein. Bei Angus, wer darauf Bock hat, der sollte die läppischen 7,99€ für ein CD-Exemplar investieren.

Wolfy Office Shop:

CD

Zurück zur Startseite