It’s the eye of the tiger, It’s the thrill of the fight. Rising up to the challenge of our rival, And the last known survivor stalks his prey in the night and he’s watching us all with the eeeeeeeye of the tiger!„: Bei diesen Zeilen denkt natürlich jeder an den Boxfilm-Gassenhauer ROCKY III (1982), durch den der 80er-Evergreen der Band Survivor zum Welthit wurde. Die Wenigsten dürften wissen, dass der Rocksong vier Jahre später für einen anderen Streifen als Theme zweitverwertet wurde und auch den Titel hat man ebenfalls direkt übernommen. Nur zeigt hier nicht Sylverster Stallone den bösen Buben wo der Frosch die Locken hat, sondern Hackfresse Gary Busey, der hier seinen Einstand als Actionheld gab. Wicked Vision hat den Tiger nun frisch restauriert aus dem Käfig gelassen und in drei hübschen Mediabook-Editionen als deutschsprachige HD-Premiere veröffentlicht. Was der Film zu bieten hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Alternativer deutscher Titel: Der Tiger – Die Stunde des Infernos

Originaltitel: Eye of the Tiger

Drehbuch: Michael Thomas Montgomery

Regie: Richard C. Sarafian

Darsteller: Gary Busey, Yaphet Kotto, William Smith, Seymour Cassel, Bert Remsen, Denise Galik, Kimberlin Brown…

Artikel von Christopher Feldmann

Dem titelgebenden Song geht eine witzige Entstehungsgeschichte voraus, denn ursprünglich sollte ROCKY III (1982) ein ganz anderes Main Theme veredeln. Sylvester Stallone hatte sich auf den Queen-Hit Another One Bites the Dust, der zwei Jahre zuvor veröffentlich wurde, eingeschossen und wollte diesen als Intro für den Boxfilm nutzen. Doch die britischen Rocklegenden verweigerten dem Italian Stallion die Freigabe und so musste Sly wohl oder übel umdisponieren. Nachdem er das Album Premontion aus dem Jahr 1981 gehört hatte, wurde er auf die Band Survivor aufmerksam (damals noch mit Dave Bickler als Leadsänger, Jim Jamison stieß erst 1984 zur Gruppe) und bat diese einen adäquaten Song zu schreiben, einzige Bedingung war ein starker Beat, der den Schlägen eines Boxers ähneln sollte. Inhaltlich bezieht sich Eye of the Tiger auf ein Zitat des von Burgess Meredith gespielten Trainers „Mickey“. Der Rest ist Geschichte und noch heute zählt der Track zu einem der bekanntesten und beliebtesten Titel der 1980er Jahre. Die Geschichte hinter dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1986 ist dagegen wesentlich belangloser, handelt es sich hierbei um einen handelsüblichen Rache-Actionthriller, dessen Produzenten höchstwahrscheinlich die Nutzungsrechte am Titelsong hatten und daher gleich Nägel mit Köpfen machten. EYE OF THE TIGER (1986) ist mit Sicherheit kein Actionklassiker aber ein ordentliches und streckenweise durchaus unterhaltsames B-Movie, das besonders in der neuen Veröffentlichung besser als jemals zuvor zur Geltung kommt.

Handlung:

Als knallharter Einzelkämpfer ist Buck Matthews (Gary Busey) der Hölle Vietnams entkommen, doch zu Hause erwartet ihn ein privates Inferno. Die Mitglieder einer Rockergang werden zu Todesboten: Sie verwüsten sein Haus und ermorden seine Frau. Als seine Tochter gekidnappt wird, dreht er durch. Sein Hass entlädt sich in einem erbarmungslosen Rachefeldzug. Mit Dynamit, Panzerfäusten und Armeewaffen ausgerüstet, greift der Einzelkämpfer an. Die schwarzuniformierte Meute schlägt zurück. Es kommt zu einem mörderischen Zweikampf.

Gary Busey gehört zweifellos zu einem der bekanntesten Gesichter der 1980er und 1990er Jahre, zierte seine unvergessliche Visage zahlreiche bekannte Filme, auch wenn er in diesen meistens in Nebenrollen zu sehen war. So war der Texaner u.a. in DER WERWOLF VON TARKER MILLS (1985), LETHAL WEAPON (1987), PREDATOR 2 (1990), GEFÄHRLICHE BRANDUNG (1991), ALARMSTUFE: ROT (1992) und der John-Grisham-Verfilmung DIE FIRMA (1993) zu sehen. Häufig mimte Busey dabei den Antagonisten oder bekleidete zumindest wenig sympathische Rollen. EYE OF THE TIGER (1986), der hierzulande als DER TIGER – DIE STUNDE DES INFERNOS veröffentlicht wurde, stellt einen der wenigen Versuche dar, Busey als Hauptdarsteller zu etablieren. Das ist auch der größte Schwachpunkt, den sich der Rachefilm vorwerfen lassen muss. Inhaltlich bedient der Streifen den Genrestandard und erzählt die Geschichte eines Vietnamhelden, der nach einem Knastaufenthalt in seine Heimatstadt zu Frau und Kind zurückkehrt und nun ein friedliches Leben im Sinn hat, doch eine Bande skrupelloser Biker macht die Gegend unsicher. Dass es nicht lange dauert, bis „Der Tiger“ und die gewalttätigen Motorradgangster aneinandergeraten und dies fatale Folgen für die Liebsten unseres Protagonisten hat, dürfte dem Zuschauer schnell klar sein.

Allerdings schafft es Busey nicht, Emotionen glaubwürdig zu transportieren. Man nimmt dem Mimen weder den knallharten Einzelkämpfer, noch den trauernden Familienvater ab, dessen Frau von den Bikern ermordet wird. Wie das geschieht, zeigt der Film allerdings nicht. Ob diese nun im eigenen Haus totgefahren wird oder schlicht vor Angst stirbt, muss sich der Zuschauer selbst zusammenreimen. Fakt ist, dass „Buck“ nach der Tat genauso trüb dreiblickt wie davor und nur selten wirklich schauspielerischen Ausdruck zeigt. Ein Beweis dafür, dass Busey die eklig fiesen Rollen weitaus besser zu Gesicht stehen. Der Rest des Films ist Malen nach Zahlen: „Buck“ schlägt den Bösewichtern immer wieder ein Schnippchen, u.a. säbelt er ihnen mittels Drahtseil sogar die Köpfe ab oder treibt Schabernack mit Autobomben. Auch die Sidestory rund um den korrupten Sherriff, der natürlich mit der Bande Geschäfte macht, haut jetzt niemanden vom Hocker.

Actiontechnisch kocht EYE OF THE TIGER eher auf kleinerer Flamme, was angesichts des knalligen Titels und der Verwendung des ikonischen Songs schon ein wenig enttäuschend ist. Allerdings spart sich der Film sein Feuerwerk für das Finale auf, wenn Busey das Camp der Biker, das irgendwie entfernt an MAD MAX 2 (1981) erinnert, auseinandernimmt, inklusive mit Raketen und MG-Feuer ausgerüstetem Truck. Das ist im Vergleich zum Rest des Films natürlich total überhöht und völlig abgedreht aber gerade auf Grund dessen verdammt spaßig, vor allem da unser Hauptdarsteller hier förmlich in der Materie aufzugehen scheint. Das wertet das Ganz ein ganzes Stück auf, denn im Grunde haben wir es hier mit einem klassischen Rache-Exploitation-Flick zu tun, der aber weit weniger ausbeuterisch daherkommt als man es zunächst vermuten mag. Trotzdem machte Richard C. Sarafian, der Regisseur von FLUCHTPUNKT SAN FRANCISCO (1971), einen soliden Job und erlaubte sich keine Patzer. So sieht DER TIGER recht hochwertig aus.

Was Gary Busey an Charisma und Ausstrahlung in dieser Rolle fehlt, fangen die weiteren Darsteller zumindest in Teilen auf. Bond-Bösewicht Yaphet Kotto gibt den sympathischen Sidekick, der dem Helden zuarbeitet, während B-Movie-Urgestein William Smith als „Blade“ den Obermufti gibt und herrlich fies aufspielen darf. Zwar hat er nicht viele Dialoge aber allein seine Präsenz macht schon Eindruck, besonders mit der erinnerungswürdigen Frisur. Ebenfalls gut ist auch Seymour Cassel als schmieriger und korrupter Sherriff, der fast noch abstoßender ist als der eigentlich Antagonist. 1988 entstand unter dem BULLETPROOF ein weiterer Actionfilm mit Busey in der Hauptrolle, der hierzulande als DER TIGER 2 vermarktet wurde, mit dem „Vorgänger“ allerdings rein gar nichts zu tun hat.

Ganz und gar nicht abstoßend ist die Veröffentlichung von Wicked Vision, die den Actionthriller hierzulande erstmals in HD in drei Mediabook-Editionen veröffentlicht haben. Die Blu-ray ist indes erste Sahne. Das Bild ist gestochen scharf, die Farben sind kräftig und die Details jederzeit klar zu erkennen. Auch der Ton ist schön saftig und gerade der Survivor-Song kommt dabei richtig gut zur Geltung. Als Extras gibt es ein Vintage-Interview, Bildergalerie, Trailer und einen Audiokommentar obendrauf, ein 24-seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach rundet das Ganze ab.

Fazit:

EYE OF THE TIGER (1986) aka DER TIGER – DIE STUNDE DES INFERNOS ist mit Sicherheit kein vergessener Klassiker des Actionkinos der 1980er Jahre aber ein durchaus unterhaltsamer B-Streifen, der vor allem durch seine Nebendarsteller und das explosive Finale zu gefallen weiß. Einzig Gary Busey als Leading Man will nicht so recht funktionieren, doch wer dieser Art von Film zugeneigt ist, bekommt solide 90 Minuten geboten.

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