Basierend auf wahren Begebenheiten – Diese Schrifttafel sollte man niemals allzu ernst nehmen, vor allem nicht, wenn die Story daraus besteht, dass ein Schwarzbär auf Kokain amok läuft. UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT veröffentlicht die Horrorkomödie, in der Ray Liotta einen seiner letzten Auftritte hinlegte, nun im Heimkino. Ich hab´s mir reingezogen und verrate Euch, ob der von Elizabeth Banks inszenierte Film wirklich so abgefahren ist wie beworben oder ob der Hype mal wieder übertreibt.

Regie: Elizabeth Banks

Darsteller: Keri Russell, Alden Ehrenreich, O´Shea Jackson Jr., Ray Liotta, Jesse Tyler Ferguson

Artikel von Christian Jürs

If you wanna hang out
You’ve gotta take her out
Cocaine
If you wanna get down
Down on the ground
Cocaine

Eric Clapton, 1977

Wir schreiben das Jahr 1985. Über dem Chattahoochee-Oconee National Forest (versucht mal, den Namen fehlerfrei dreimal hintereinander aufzusagen) in Georgia wirft der Drogenschmuggler Andrew Thornton (Matthew Rhys) mehrere Sporttaschen mit Kokain aus einem Flugzeug, kommt dann aber aufgrund eines Missgeschicks beim Fallschirmsprung aus der Maschine ums Leben. Die Pakete verteilen sich bei der Aktion überall im Wald und eine Schwarzbärin wird auf diese aufmerksam. Neugierig zieht das Tier eine Line und entwickelt dadurch eine Abhängigkeit. Hinzu kommt, dass die Bärin unter Einfluss der Drogen einen Amoklauf durch den Nationalpark beginnt.

So viel zur Grundprämisse dieser abgefahrenen Geschichte, die äußerst lose auf der Wahrheit basiert. Tatsächlich haben damals zwei Drogendealer gut 30kg Kokain über den Wäldern von Georgia abgeworfen und tatsächlich verstarb einer der beiden beim Fallschirmsprung aus dem Flugzeug (da sich sein Schirm schlichtweg nicht öffnete – blöd gelaufen). Auch die Geschichte, dass ein Bär die Drogen fand und sich reinzog, entspricht der Wahrheit. Allerdings nahm das Tier, später als Pablo Escobear bezeichnet, eine Überdosis und verstarb an Ort und Stelle. Diese Geschichte ergäbe natürlich keinen sonderlich spannenden Film, also schmückte man die Grundstory dezent aus.

Und so tummeln sich eine ganze Reihe an Protagonisten im Wald herum, damit der Bodycount auch ordentlich in die Höhe schießen kann. So lernen wir zunächst das Wanderpärchen Elsa (Hannah Hoekstra) und Olaf (Kristofer Hivju) kennen, die nichts mit der Eiskönigin zu tun haben und für den Schocker zu Beginn zuständig sind. Hinzu kommt eine ganze Reihe von weiteren Figuren. So möchte der Drogendealer Syd (Ray Liotta) verständlicherweise sein Koks zurückhaben und schickt zwecks Bergung der Ware seinen Sohn Eddie (Alden Ehrenreich) und dessen Kumpel Daveed (O´Shea Jackson Jr.) los. Die finden heraus, dass sich eine lokale Jugendbande einen Teil der Drogen geschnappt hat, und zwingen deren Mitglieder Stache (Aaron Holliday), Vest (J. B. Moore) und Ponytail (Leo Hanna), ihnen bei der Suche behilflich zu sein.

Da Drogendealer natürlich wenig als Identifikationsfiguren taugen, begeben sich auch noch Kinder in den Wald. Dee Dee (Brooklynn Prince) und ihr Schulfreund Henry (Christian Convery-Jennings) finden auf ihrem heimlichen Ausflug nicht nur die Drogen (von denen sie eine Kostprobe nehmen! was aber erstaunlich wenig Auswirkung auf den weiteren Verlauf hat), sie treffen natürlich auch auf den Koksbären. Dee Dees Mutter Sari (Keri Russell) ist zurecht in Sorge, als sie vom Waldspaziergang der Kinder hört und begibt sich mit der Parkrangerin Liz (Margo Martindale) und dem Tierforscher Peter (Jesse Tyler Fergusonbekannt aus Modern Family, aber nahezu nicht zu erkennen) auf die Suche nach den verschollenen Kindern. Ergänzt wird das Bärenfutter noch durch die Polizisten Detective Bob (Isiah Whitlock Jr.) und Officer Reba (Ayoola Smart) und eine Krankenwagenbesatzung.

Ein Haufen Bärenfutter für nur 95 Filmminuten also, da müsste es doch im Minutentakt wild splattern, bis der Krankenwagen kommt. Doch auch wenn dieser irgendwann tatsächlich eintrifft, so geht es in diesem Film von Elizabeth Banks, die mit Pitch Perfect 2 ihre bislang beste Regiearbeit abgeliefert hat, dann doch eher traditionell und harmlos zur Sache. Sprich, den Figuren wird wesentlich mehr Raum eingeräumt, als dem titelgebenden Amokbären. Das ist zwar alles charmant und kurzweilig anzusehen, doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass hier mit angezogener Handbremse zur Tat geschritten wurde. Der relativ ordentlich getrickste Bär darf zwar hier und da mal ein Beinchen ausreißen, eine wilde Splatterkomödie sollte man jedoch nicht erwarten, vielmehr einen traditionellen Hollywoodhappen für Zwischendurch. Lediglich die Szene mit dem Krankenwagen, die bereits im Trailer angedeutet wird, lässt vermuten, welches Potential hier leider verschenkt wurde. Bitte nicht falsch verstehen, Cocaine Bear unterhält über seine Laufzeit hinweg, ein wenig mehr Rampage seitens des Bären und ein wenig mehr Geschmadder wären aber durchaus drin gewesen. Was bleibt, ist solide Feierabendunterhaltung.

Die physische Veröffentlichung, als „Maximum Rampage Edition / Totale Randale Edition (uff)“ betitelt, enthält leider keine verlängerte Filmfassung mit mehr Bärenaction, dafür aber einiges an Bonusmaterial. So gibt es einen Audiokommentar mit Regisseurin/Produzentin Elizabeth Banks und Produzent Max Handelm, diverse unveröffentlichte Szenen, ein alternatives Ende (welches gut in den Film gepasst hätte), ein Gag-Reel und weitere Featurettes.

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