TURBINE MEDIEN startet einmal mehr den DeLorean und fährt mit uns zurück in eine Zeit, als in Hollywood noch nett-harmlose Feelgood-Komödien fürs Kino produziert wurden. Damals, im Jahr 1987, machte man im Kinotrailer noch ein Geheimnis um das Aussehen und die Identität von „Harry„, der sich bei den Hendersons einquartiert. Doch dann nannte man den Film in Europa von „Harry“ in „Bigfoot“ um und klatschte das von Rick Baker entworfene, liebevolle Monstrum auf das Filmplakat. Ich war dadurch angefixt und begab mich damals ins Kino. Fazit: Ich fühlte mich als Kind gut unterhalten. Da ich den Film danach aus dem Fokus verlor, war diese Premiumveröffentlichung ein willkommener Test, wie gut der Familienspaß aus meiner Sicht gealtert ist (hoffentlich besser als ich).

Originaltitel: Harry and the Hendersons

Regie: William Dear

Darsteller: John Lithgow, Melinda Dillon, Kevin Peter Hall, Don Ameche, David Suchet

Artikel von Christian Jürs

Ein glückliches Ehepaar mit Teenager-Tochter und Grundschul-Kind nimmt Zotteltier daheim auf, dass vor den neugierigen Nachbarn versteckt werden muss und die Bude auf den Kopf stellt. Klingt verdächtig nach der 1986 erstmals on Air gegangenen Familiensitcom ALF, mit dem Unterschied, dass das fremde Wesen hier viel größer, stärker und vor allem besser getrickst wurde. Trotzdem, die Ähnlichkeit zur Vorabendserie lässt sich nicht leugnen. Passenderweise ging Bigfoot und die Hendersons im Jahr 1991, ein Jahr nachdem ALF abgesetzt wurde, dann tatsächlich in Serie. Allerdings mit unbekannterem, schwächerem Cast.

So ein Familienausflug in die Rocky Mountains ist ein großer Spaß für George Henderson (John Lithgow) aus Seattle, der die Gelegenheit nutzt, um seinem kleinen Sohn Ernie (Joshua Rudoy) das Jagen beizubringen. Immerhin arbeitet Papi im Waffenladen seines alten Herrn (M. Emmet Walsh) – Traditionen muss man wahren. Sehr zum Leidwesen von Georges Ehefrau Nancy (Melinda Dillon), die Waffengewalt ablehnt, ebenso wie die etwas kratzbürstige, ältere Tochter Sarah (Margaret Langrick). Papa George ist etwas enttäuscht, dass er selbst kein Tier erlegen konnte, da läuft ihm ein großes, behaartes Wesen (Kevin Peter Hall) vor das Auto und bleibt regungslos auf der Straße liegen.

Für die Hendersons ist schnell klar, Papa hat den Bigfoot überfahren. Da man das riesige Untier nicht einfach liegenlassen kann und George für seinen Sensationsfund die fette Kohle wittert, schnallen die Hendersons das erlegte Tier aufs Autodach und fahren gen Heimat. Da stellt sich allerdings heraus, dass der haarige Unhold quicklebendig ist und kurzerhand das Haus auf den Kopf stellt. Um seine Familie zu beschützen, greift George zur Flinte, doch bringt es nicht übers Herz, den Bigfoot, der ihn mit großen, traurigen Augen anschaut, zu erschießen. Stattdessen freunden sich die Hendersons mit dem Wesen an, geben ihm den Namen Harry und verstecken ihn im Eigenheim, dass außerordentlich unter dem starken Riesen leidet. Trotzdem gelingt es der Familie zunächst, Harry vor den neugierigen Augen von Nachbarin Irene (Lainie Kazan) verborgen zu halten. Als der vom Bigfoot besessene Großwildjäger Jacques LaFleur (David Suchet) Wind von dem versteckten Wesen bekommt, bleibt den Hendersons keine Wahl: Harry muss zurück in die Wildnis. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Daher sucht George Hilfe beim alternden Bigfoot-Experten Dr. Wallace Wrightwood (Don Ameche). Doch der glaubt mittlerweile nicht mehr an die Existenz des Wesens.

Bigfoot und die Hendersons ist ein netter Familienspaß aus vergangenen Zeiten, der Kindern heutzutage mit Sicherheit noch eine Menge Freude bereiten dürfte, während Erwachsene die vorhersehbare Geschichte wohl am besten durch die rosarote Retrobrille schauen sollten, sofern gerade keine Kinder zur Hand sind, mit denen man den Film gemeinsam auf der heimischen Couch sichten könnte. Die ganze Geschichte wirkt doch arg erzwungen und so richtig erschließt es einem nicht, warum die Hendersons das Wesen, dass gerade Haus, Auto und andere Besitztümer der Hendersons demoliert, so sehr ins Herz schließt. Dass man trotzdem im fortgeschrittenen Alter durchaus Spaß an der Nummer haben kann, liegt vor allem an den hervorragenden Maskeneffekten von Rick Baker (der hierfür einen Oscar erhielt) und Ur-Predator Kevin Peter Hall, der die nötige Größe für das freundliche Monster besaß. John Lithgow in einer seiner eher seltenen Auftritte als Nice Guy weiß ebenfalls zu gefallen. Der Film, der irgendwie dank Co-Produktionsfirma Amblin Entertainment nach Spielberg riecht, aber hintenheraus eben doch nur von TV-Regisseur William Dear mit sicherer Hand, aber ohne eigene Akzente, inszeniert wurde, ist aber für einen Nachmittag auf der Couch durchaus geeignet.

Auch wenn der Film nicht in allen Belangen gut gealtert ist, die liebevolle Veröffentlichung aus dem Hause Turbine Medien ist mal wieder großes Kino (auch wenn ich jetzt nicht zwingend sechs Covervarianten gebraucht hätte – Gruß an den Playzocker). Bild- und Tonqualität (5.1 & 2.0 – Remastered auf Deutsch und Englisch) sind wirklich fantastisch. Im Bonusbereich gibt´s einen Audiokommentar vom Regisseur, einen Jubiläumstalk mit Rick Baker und William Dear, ca. 4 Minuten entfernte Szenen, ein Making-of, eine Featurette zu Bigfoot, ein Promo-Video, den Trailer und ein 28-seitiges Booklet von Tobias Hohmann. Erstaunlich viel für einen Film, der 36 Jahre alt ist und relativ in Vergessenheit geraten ist. Dank Turbine Medien lebt Harry nochmal hoch und bereitet Familien mit Kindern mit Sicherheit auch heute noch eine Menge Spaß.

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