Ein Film über das populäre Londoner Tennisturnier? Nichts könnte mich weniger interessieren. Klar, als während meiner Kindheit das Bobbele und unsere Steffi die Weltrangliste dominierten, da hing der kleine Christian auch gebannt vor der Glotze hängen und fieberte mit. Als diese Karrieren vorbei waren, erkaltete mein Bedarf an im TV übertragenen Turnierkämpfen jedoch und mein Interesse am Tennissport glitt Richtung null. Doch bei diesem kleinen, charmanten Film handelt es sich mitnichten um einen reinen Sportfilm, sondern primär um eine liebevolle und erstaunlich witzige RomCom, jenem Genre, welches heutzutage leider ebenso tot ist wie mein Tennissportbedarf. TURBINE MEDIEN holte den harmlosen Spaß mit toller Besetzung jetzt aus der Versenkung. Grund genug, ihn in unserem Sommercamp einen Platz weit oben auf der Rangliste zu verpassen.

Originaltitel: Wimbledon

Regie: Richard Loncraine

Darsteller: Paul Bettany, Kirsten Dunst, Sam Neill, Jon Favreau, Nikolaj Coster-Waldau, James McAvoy

Artikel von Christian Jürs

Am gestrigen Sonntag war eigentlich geplant, dass ich mit meiner Frau in Travemünde am Strand flanieren gehe. Doch während der Süden des Landes unter der Hitze leidet, hat der nordische Sommer eine Pause eingelegt und so kratzen die Temperaturen bei Dauerregen derzeit nur an der 20 Grad-Marke. Also hieß es Planänderung, sprich: Couch, Tee, Pflaumenkuchen und ein seichter Film für den Nachmittag. Und so landete Wimbledon – Spiel, Satz und Liebe im Player.

Einst begann die Karriere des britischen Tennisspielers Peter Colt (Paul Bettany) recht hoffnungsvoll. Bis auf Platz 11 der Weltrangliste brachte er es kurzzeitig, doch mittlerweile ist der 31-jährige Profispieler auf Rang 119 abgerutscht. Desillusioniert nimmt er einen Trainerjob für gutsituierte, reiche Damen an. Doch dann flattert eine Wildcard für die Teilnahme am Wimbledon Turnier ins Haus. Peter malt sich zwar keine großen Chancen aus, die ersten Spiele zu überstehen, möchte sich jedoch trotzdem um einen ehrenvollen Abgang bemühen. Seinen Eltern Augusta (Eleanor Bron) und Edward Colt (Bernard Hill) möchte er, sehr zum Ärger seiner Mutter, aber die mögliche Schmach ersparen und nimmt sie, ebenso wie seinen missratenen, jüngeren Bruder Carl (James McAvoy), nicht mit zum Turnier. Letzterer nutzt stattdessen die Chance, im Wettbüro gegen Peter zu setzen, was bislang immer eine sichere Nummer war.

Beim Einchecken im Hotel unterläuft dem Personal dann allerdings ein Fehler mit Folgen. Man übergibt Peter eine Zimmerkarte zu einer bereits besetzten Suite. Denn hier übernachtet die junge, aufstrebende US-Tennisspielerin Lizzie Bradbury (Kirsten Dunst), die sich in den Kopf gesetzt hat, das Wimbledon Turnier zu gewinnen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Vater Dennis Bradbury (Sam Neill), der seine Tochter von allen Aufregungen fernzuhalten versucht, damit diese sich voll und ganz auf ihr Spiel konzentrieren kann.

Daraus wird natürlich nichts, denn bereits bei ihrer ersten, etwas peinlichen Begegnung (Peter erwischt die junge Dame unter der Dusche!), sieht man dem Lächeln in Lizzies Gesicht an, dass hier Schmetterlinge im Spiel sind. Als die beiden bei einem Empfang erneut aufeinandertreffen, sprühen die Funken und die beiden landen gemeinsam im Bett – selbstverständlich ohne das Wissen des Herrn Papa.

Beflügelt von der neuen Liebe, findet Peter zu alten Leistungen (nicht nur im Bett) zurück und startet erfolgreich ins Turnier, nicht nur zur Verwunderung der Presse, sondern auch seiner selbst. So kundet sein alter Manager Ron Roth (Jon Favreau) wieder Interesse an seinem Klienten an und verschafft Peter neue Werbeverträge. Es scheint, als habe der Tennisoldie einen Lauf, durch den er ein Spiel nach dem anderen gewinnt. Doch dann verdunkeln sich die Wolken am Horizont, als Lizzies Vater den Liebenden auf die Spur kommt und außerdem eine Rückenverletzung dem Comeback von Peter ein jähes Ende machen könnte.

Hach, was war das schön. Ja, Wimbledon – Spiel, Satz und Liebe vermochte zwar damals, vor 19 Jahren, an der Kinokasse keine beeindruckende Platzierung zu ergattern. Der Film war halt einer von vielen, denn was dem heutigen Kinogänger die Superhelden sind, das waren damals die romantischen Komödien mit Hugh Grant, Julia Roberts, Cameron Diaz, Matthew McConaughey und all den anderen Stars. Heute aber, wo dieses Genre quasi tot ist und lediglich für ein paar lahme Netflix-Produktionen herhalten darf, ist die Zeit reif, diese vergessene Wohlfühlperle wiederzuentdecken. Klar, der Film geht recht überraschungslos seinen Weg, doch macht es einfach Spaß den sympathischen Mimen zuzuschauen. Manchmal reicht so eine zuckersüße Portion Romantik halt, um zu unterhalten. Und dann ist da ja noch der Turnierkampf, der zwar auch keine allzu großen Überraschungen parat hält, aber erstaunlich packend inszeniert ist. Ganz so wie damals, als der kleine Christian noch staunend der Steffi und dem Boris vor dem TV zuschaute.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor, die mit guter Bild- (2,35:1/1080p) und Tonqualität (Deutsch & Englisch wahlweise DTS-HD Master Audio 5.1 & DTS 5.1) punkten kann. Den Satz gewinnen kann die Scheibe dank des Bonusmaterials, bestehend aus einem Audiokommentar, div. Featurettes und Trailern. Matchgewinn gibt´s dann für das obligatorische Wendecover ohne FSK-Flatschen.

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