Worüber schreibt man bei einem Film, über den es schon massig Artikel gibt, der eine feste Fangemeinde hat und den kein Actionfreund im Kino verpasste? Feiert man also noch einmal die Action? Oder wird man kritisch? Aber warum kritisch, denn der Film ist genau das, was er zeigt: Eine überbordende Actiongranate des Selbstzwecks. An der Handlung darf man sich nicht stören, auch nicht an der märchenhaften Kugelsicherheit John Wicks, der durch und durch Keanu Reeves ist, und noch weniger an seiner ausufernden Laufzeit. John Wick ist ein Waffenballett, ein cooler Neo-Comic, der seine Wurzeln beim Hongkong-Actionfilm hat. Das mag man – oder nicht. John Wick: Kapitel 4 ist, wie seine Vorläufer, ein Film der geringen Zwischenräume. Pulsierend im Neonlicht und ein einziger Filmtrick. LEONINE STUDIOS brachten das geladene Magazin an Action nun in diversen Editionen im Heimkino heraus.

Originaltitel: John Wick: Chapter Four

Regie: Chad Stahelski

Darsteller: Keanu Reeves, Donnie Yen, Ian McShane, Lance Reddick, Bill Skarsgård, Laurence Fishburne, Scott Atkins, Hiroyuke Sanada, Aimée Kwan, George Georgiou

Artikel von Kai Kinnert

John Wick (Keanu Reeves) entdeckt einen Weg, die Hohe Kammer zu besiegen. Doch bevor er sich seine Freiheit verdienen kann, muss Wick gegen einen neuen Feind antreten, der mächtige Allianzen auf der ganzen Welt hat und über Kräfte verfügt, alte Freunde zu Feinden werden zu lassen.

Keanu Reeves ist perfekt. Der Kerl sitzt dem Film wie die Anzüge, die er trägt. Maßgeschneidert und mit Charme. Seine Körpersprache und sein Ausdruck, die Atemlosigkeit in der Action, das macht die Figur cool und nahbar zugleich. Keanu Reeves hat das Talent stets Independent zu wirken, er hat einen gewissen Kniff auf der Leinwand und ist auch im echten Leben ein freundlicher und entspannter Mensch. Das merkt man ihm auf der Leinwand irgendwie an, und so ist Keanu Reeves die perfekte Besetzung für diesen epischen Bilder-Kampf um Rache und Befreiung.

Kern der Filmreihe ist natürlich die Action, die auch im vierten Teil großartig gelingt. Keanu Reeves keucht und kämpft sich durch Horden an Gegnern und stößt dabei auf Donnie Yen, der erst Widersacher, dann Verbündeter wird. Niemand besseres als Donnie Yen könnte bei John Wick auftreten, ist die Filmreihe doch ein Kind des alten HK-Actionkinos, das Donnie Yen selbst durch seine Filme prägte. Seit über 35 Jahren mischt der Kerl mit ungebremster Kampfdynamik die Leinwand auf und passt mit seinem Stil bestens zu John Wick. Donnie Yen bewegt sich so schnell, präzise und fließend, dass alle vorher entwickelten Choreographien über Bord geworfen werden mussten. Also choreographierte Donnie Yen fortan die Action in seinen Szenen selbst und trifft dabei in einer Szene auf den nicht minder talentierten Martial Arts Experten Hiroyuke Sanada. Es kommt zum Schwertkampf.

Die Action, eigentlich ein Comic, wird mit präzisem Realismus angereichert. Der Gag liegt im Ausreizen physikalischer Kräfte, der atemlosen Eleganz, mit der sich John Wick ein letztes Mal gegen die Wellen seiner Widersacher stemmt. Ausufernd wird gegen massige Bodyguards, Ganoven und Gangster-Soldaten gekämpft, dabei tanzen Knarren, Schwerter, Motorräder und Autos Ballett. John Wick schießt sehr viel, er muss oft (und korrekt) nachladen. Die Bullet-Time unterliegt in Ausführung und Wirkung einem elegant übersteigerten Realismus, gewandet in opernhafter Größe. Das gefällt nicht jedem. Da kämpft sich John Wick erst ewig eine Treppe herauf, nur um dann wieder herunterzufallen. Im Kinosaal gab es hier herzliches Gelächter – aber auch kräftiges Seufzen. Manchmal meint es der Film eben zu gut. Kein Wunder, bei einer Laufzeit von 169 Minuten.

Neben Donnie Yen tritt noch ein talentierter Fighter auf: Scott Atkins im Fatsuit. Als dicklicher Chef eines Berliner Clubs, hat er sichtlich Spaß an seinem Kostüm und spielt seine Rolle mit komischer Schmiere. Sein Fight ist tough, die Martial Arts in dem Film kann sich sehen lassen. Was sich auch sehen lassen kann sind die CGI-Effekte. Sämtliche Schüsse und jeder Treffer kommen aus dem Computer, wobei eine der besten Actionszenen fast gänzlich eine Computergrafik ist. John Wick dringt in eine Wohnung ein und die Kamera filmt das Actiongemetzel in direkter Draufsicht. Das sieht wirklich fantastisch aus: Timing, Innovation und Dynamik füllen die Leinwand mitreißend gut. Kein Wunder, die Szene ist ja auch ein CGI-Effekt. Die dafür verantwortliche Firma hat bei YouTube ein kleines Breakdown-Video zu dieser Szene hochgeladen (siehe weiter unten). Was einen gleich weiter zu der tollen Arc de Triomphe-Szene führt, für die das Rohmaterial mit Keanu Reeves auf einem Parkplatz gedreht wurde. Aus dem Parkplatz wurde Paris und Keanu fährt in einem CGI-Auto. Das alles sieht gut aus, man muss schon dreimal hinsehen, um an den Objekträndern kleine Diskrepanzen zum Hintergrund zu entdecken. Die CGI-Leistungen sind heute so stark, dass der aktuelle Streik in Hollywood seine Berechtigung hat.

John Wick: Kapitel 4 ist das zu erwartende Actionbrett geworden, das die Marke verspricht. Es gibt lange Actionszenen und jede Menge auf die Mütze. Hier lebt das Hongkong-Actionkino, dank Donnie Yen, munter weiter. Am Ende mündet alles in einem stylischen Duell vor der Kulisse des Eiffelturms. Der Streifen ist etwas lang, dafür aber elegant gefilmt und bestens besetzt worden. An der Action gibt es nichts zu Meckern. Mir hatte der Film Spaß gemacht! Aber dann reicht es auch.

Das Bild der gesichteten DVD ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Chad And Keanu: Through Wick And Thin, The Blind Leading The Fight und zwei Kinotrailer.

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