Bereits vor wenigen Wochen läuteten wir (verfrüht) den Hurenween-Monat ein, indem wir auf einen kleinen Horrorfilm aufmerksam machten, der nun in den nächsten Tagen via Pandastorm Pictures im Mediabook erscheint. Auch wenn TERRIFIED (2017) bereits beim Fantasy Filmfest im Jahr 2018 seine hiesige Premiere feierte, muss das ja nicht bedeuten, dass man es hier mit einer Gurke zu tun hat. Der Geistergrusel aus Argentinien bietet nämlich durchaus solide Kost für Fans des Genres. Wer noch Filme für die Watchlist zum Kürbisfest sucht, findet hier vielleicht einen geeigneten Kandidaten. Hier nochmal unserer Kritik:

Originaltitel: Aterrados

Drehbuch & Regie: Demián Rugna

Darsteller: Maximiliano Gihone, Norberto Gonzalo, Elvira Onetto, George L. Lewis, Julieta Vallina, Demián Salomón…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Eine Reihe blutiger, übernatürlicher Vorfälle versetzt ein ruhiges Viertel von Buenos Aires in Angst und Schrecken. Körper schweben, Tote erwachen zum Leben und eine böse Macht ernährt sich von Leid und Schmerz der Anwohner. Drei Forscher für paranormale Phänomene und ein vor der Rente stehender Polizeikommissar gehen der Anomalie auf den Grund und begeben sich dabei selbst in Lebensgefahr…

Seinen Film TERRIFIED zu nennen, ist schon mal mutig. Wie uns die Geschichte direkt auf Scheibe veröffentlichter Horrorstreifen mit überschaubarem Budget lehrt, sollte man immer vorsichtig mit dem sein, was man seinem Publikum verspricht, zumal man bei unachtsamem Blick schnell Damien Leones Low-Budget-Schlachtplatte TERRIFIER (2016) vor Augen hat, der mit „Art, the Clown“ eine moderne Ikone des Indie-Horrorkinos geschaffen hat. Aber keine Angst, der argentinische Gruselfilm hat zwar keine Killerclowns zu bieten, überzeugt aber als durchaus versierter Haunted-House-Horrorfilm, der gekonnt mit Spannung und Schockmomenten zu spielen vermag.

Es ist nämlich eine echte Wohltat, mal einen Genrebeitrag zu sehen, der sich nicht in platten Jump-Scares suhlt. Wo die Produktionen aus dem Hause Blumhouse Pictures mittlerweile generische Standardkost liefern, indem immer plötzlich etwas aus der Ecke springt und es dazu auf der Tonspur knallt, ist es erfrischend, wenn ein Filmemacher einen anderen Ansatz wählt. TERRIFIED erfindet das Rad nicht neu und liefert keine sonderlich originellen Ideen, weiß aber die Mechanismen seines Metiers effektiv einzusetzen. Regisseur und Autor Demián Rugna spielt nicht nur mit Perspektiven, sondern auch mit den Erwartungen der Zuschauer. Jump-Scares werden meilenweit angekündigt, um dann ins Nichts zu laufen, der eigentliche Schockmoment entwickelt sich einem anderen Zusammenhang oder setzt an einer ganz anderen Stelle ein. Manche Szenen nehmen fast schon humorvolle Züge an und schlagen schließlich in bitteren Ernst um. Wie bereits erwähnt, gibt es wenig neues zu entdecken aber es ist schön anzusehen, wie der Regisseur sein erprobtes Werkzeug nutzt, um nicht in platte Geisterbahn-Gefilde abzudriften. So entsteht ein knapp 90 Minuten langes Sammelsurium aus fiesen und unheimlichen Szenarien, die durchaus ansprechend sind.

Einzig in Sachen Storytelling geht Rugna etwas zu ambitioniert als Werk, denn ein richtiger roter Faden ist in TERRIFIED nicht zu finden. Da sich die Geschehnisse vollständig in einer Nachbarschaft abspielen, beleuchtet der Film unterschiedliche Figuren und springt, für den Zuschauer zunächst gar nicht so wirklich erkennbar, in seinen Zeitebenen hin und her. So entsteht zwar fast schon eine Art Anthologie über eine böse Macht, die von Haus zu Haus zieht, die Wechsel und die abschließende Zusammenführung wirken aber etwas zu komplex, so dass man am Ende nicht so richtig weiß, wo man sich nun befindet. Diese interessante aber schlussendlich etwas umständliche Erzählung macht den Film etwas sperrig, so dass man vielleicht ab und zu nochmal zurück spulen muss, um Zusammenhänge richtig greifen zu können. Trotzdem verweigert man sich hier dem typischen Einmaleins des Genres und ist zumindest bemüht, das Ganze etwas anders aufzuziehen.

Die Darsteller machen ihre Sache recht ordentlich, wobei in manchen Szenen etwas unfreiwillige Komik durchscheint. Gerade zu Beginn gibt es einen Dialog zwischen einem Ehepaar, der sich um Stimmen aus dem Abfluss in der Küche dreht. Die Darstellerin der Frau agiert an dieser Stellen etwas unbeholfen, so dass man als Zuschauer auch schon mal schmunzeln muss. Ebenso bedienen die drei auftretenden Forscher für paranormale Vorkommnisse einige Klischees, was teilweise, vermutlich ungewollte, parodistische Züge aufweist. Im Prinzip gibt es keine groben Ausfälle, weswegen TERRIFIED schauspielerisch durchaus klar geht.

Pandastorm Pictures hat sich die Rechte gesichert und veröffentlicht den Film am 20. Oktober als Limited Collector’s Edition im Mediabook, inklusive Blu-ray und DVD. Als Extras gibt es einen Audiokommentar des Regisseurs, einen Kurzfilm, ein Making-Of, Probeaufnahmen, Storyboard-Vergleich und einen Trailer. Als besonderes Schmankerl gibt es neben einem 16-seitigen Booklet noch den Soundtrack obendrauf. Uns lag ein Screener zur Ansicht vor.

Fazit:

TERRIFIED (2017) ist durchaus ein sehenswerter Tipp für eingefleischte Horrorfans, die schon mal ihre Watchlist für den Oktober zusammenstellen. Ein zwar etwas zu kompliziert erzählter aber ungeheuer effektiv inszenierter Haunted-House-Schocker, der nicht nur plumpe Schreckmomente, sondern recht erfrischende Szenarien präsentiert.

Amazon-Links:

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