Es ist an der Zeit, einfach mal „Danke“ zu sagen. Danke, PLAION PICTURES, dass Ihr einen Deal mit Warner Bros. vereinbart habt, bei dem Ihr Euch die Veröffentlichungsrechte von mehr als 50 Backlist-Titeln gesichert habt. Diese werden nun nach und nach erscheinen. Eines der ganz großen Highlights dabei dürfte die hier rezensierte Veröffentlichung sein, denn nach dem Kinostart von Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III wurde es ruhig um das Horrorsequel. Zumindest hierzulande, aus Angst vor einer damals wahrscheinlichen Beschlagnahmung des Kettensägenstreifens. Abgesehen von indiskutablen Bootlegs, die auf den Tischen dubioser Filmbörsenhändler zu finden waren, schien es, als müssten wir für immer und ewig auf dieses Filmchen mit deutscher Synchro verzichten müssen. Doch mit dieser Enthaltsamkeit ist jetzt Schluss, denn nun gibt es das Rundum-Sorglos-Paket inklusive der Unrated Fassung und eines exklusiven, sensationellen Easter-Eggs. Welches das ist und wie es zu finden ist, verrate ich Euch natürlich.

Originaltitel: Leatherface: The Texas Chainsaw Massacre III

Alternativtitel: Leatherface – Die neue Dimension des Grauens: Kettensägenmassaker Teil 3

Regie: Jeff Burr

Darsteller: Kate Hodge, Viggo Mortensen, Ken Foree, R.A. Mihailoff, William Butler, Joe Unger

Artikel von Christian Jürs

Zunächst einmal ein paar traurige Worte vorab. Am 10. Oktober dieses Jahres, kurz vor der Auslieferung der ersten Fuhre an Mediabooks von Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III (weitere Exemplare werden gerade nachgepresst), verstarb Regisseur Jeff Burr im Alter von nur 62 Jahren. Nachdem er sich mit den Horrorfilmen Die Nacht der Schreie und Stepfather 2 erste Sporen verdienen konnte, sollte dieses Sequel sein großer Durchbruch bei den Horrorfans werden. Doch es kam alles ganz anders.

So feuerte man ihn kurz vor Drehbeginn und sah sich nach Ersatzregisseuren um. Doch niemand wollte den Job, also durfte Jeff Burr zurückkehren. Nachdem der zweite Teil, den Original-Regisseur Tobe Hooper als derbe Satire inszenierte, floppte, machte die Produktionsfirma lediglich 2 Millionen Dollar locker, um Leatherface wieder zum Leben zu erwecken. Nicht viel Kohle, doch Burr machte das Beste daraus. Die Hauptrolle ging an die Filmdebütantin Kate Hodge, die man drei Jahre später im deutlich schlechteren Sequel The Hidden 2 wiedertreffen durfte. Ihr zur Seite standen Zombie – Dawn of the Dead-Star Ken Foree und ein noch junger, unverbrauchter Viggo Mortensen, der auf der Seite der Bösewichte beweisen konnte, warum er zum Star wurde. Er ist das Highlight von Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III.

Diesmal ist es ein junges (Ex-)Pärchen, dass sich mit dem Auto auf dem Weg zur Ostküste der USA befindet. Michelle (Kate Hodge) und Ryan (William Butler) haben sich frisch getrennt und befinden sich auf ihrer letzten, gemeinsamen Fahrt (sie ahnen nicht, wie recht sie damit haben). Als sie nachts in eine Polizeisperre geraten, werden wir kurz Zeuge, wie die Beamten diverse Leichenteile aus dem Erdboden bergen – die nicht verwertbaren Überreste, die die Saw-Familie heimlich entsorgt hat. Wenig später, nachdem sie aus Versehen ein Gürteltier überfahren haben (eine Reminiszenz an The Texas Chainsaw Massacre – Blutgericht in Texas, wo ebenfalls ein totes Gürteltier am Straßenrand liegt), machen sie Rast an einer Tankstelle. Dort machen sie die wenig angenehme Bekanntschaft mit einem Tankwart (Tom Everett), der sich als Perversling outet, als er von Michelle beim Spannern erwischt wird, während die gerade die Tankstellentoilette frequentiert.

Deutlich sympathischer ist da schon der Anhalter Tex (Viggo Mortensen), ein Cowboy, der praktische Abkürzungstipps parat hat, von Ryan jedoch eine Abfuhr erhält, als er um Mitnahme bittet. Die ganze Situation eskaliert, als der Tankwart mit der Schrotflinte seinem Ärger Luft machen möchte. Zwar können Michelle und Ryan fliehen, dem Cowboy schießt er aber in den Wanst – zumindest glauben dies die beiden Flüchtigen. Doch – wir ahnen es bereits – sowohl der Tankwart als auch Tex und ein später noch auftauchender Abschleppwagenfahrer namens Tinker (Joe Unger) gehören allesamt zur Sawyer-Familie, deren Hauptnahrungsmittel Menschenfleisch ist. Gemeinsam mit Leatherface (R.A. Mihailoff) begeben sie sich auf die Jagd nach Ryan und Michelle, um sich aus ihnen einen leckeren Eintopf zu kochen (oder einen Braten oder was auch immer). Glück im Unglück für die Beiden ist, dass der Jeep-Fahrer Benny (Ken Foree) während der Verfolgung durch die Kannibalen in einen Unfall verwickelt wird und nun, bewaffnet mit seinem Gewehr, dem potenziellen Abendessen zu Hilfe eilt. Wird er es rechtzeitig schaffen, ehe die beiden jungen Leute zu Frikassee verarbeitet werden?

Teil 3 der Sawyer-Familienreihe kommt deutlich Mainstreamhafter daher als sein verstörender Erstling oder das verwirrend alberne Splatterfest des zweiten Teils, in dem Dennis Hopper overactend die Kettensäge im Finale schwingen durfte. Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III geriet deutlich massentauglicher, hatte jedoch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Diese lassen sich größtenteils in vier Buchstaben zusammenfassen: MPAA, dem amerikanischen Pendant zur hiesigen FSK. Nicht nur, dass der Verleiher New Line Cinema vorab einige der Schauwerte entfernen ließ (weswegen die enthaltene Unrated Fassung auch nicht komplett ist), die Zensurbehörde ließ weitere vier (!) Minuten entfernen, sodass der Film mit nur 80 Minuten Laufzeit – und quasi keinen Bluteffekten – in die Kinos kam. Ja, die Zensureskapaden der späten 80er und 90er waren schon zermürbend für Horrorfans. Doch auch wenn selbst die Unrated-Version gegenüber der einst in den USA auf Video veröffentlichten, qualitativ schlechten, Workprintfassung ein paar Gewaltspitzen vermissen lässt (manche davon findet Ihr in den Deleted Scenes), so gehört Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III für mich zu den besseren Filmen der Terror-Reihe.

Klar, mit dem Erstling kann er sich nicht messen und so gory wie der Vorgänger ist er auch nicht, dafür aber um Klassen besser als der schauderhafte vierte Teil, in dem die noch unbekannten Renée Zellweger und Matthew McConaughey sich mit dem Transvestiten-Leatherface herumschlagen mussten. Von den weiteren Sequels wollen wir gar nicht erst anfangen, lediglich das Remake aus dem Jahr 2003 kommt für mich noch in die engere Auswahl der gelungenen Sawyer-Filme (hier dürfte es natürlich innerhalb der Fanbase einige Abweichungen geben). Dafür gibt es diesmal Zuwachs innerhalb der Kannibalen in Form eines kleinen, fiesen Mädchens (Jennifer Bankodie junge Tina aus Freitag der 13. Teil VII – Jason im Blutrausch), deren großer Auftritt vor allem in der Unrated Version zum Tragen kommt. Nur am Ende sorgt Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III für Verwirrung, wenn ein offensichtlich toter Charakter mit nur minimalen Verletzungen in den Sonnenaufgang fährt. Ein Ende, dass weder im Sinne von Jeff Burr war, noch von ihm inszeniert wurde. Doch auch hier konnte Plaion Pictures Abhilfe schaffen.

Die haben nämlich, in ihrem Nonplusultra-Mediabook, nicht nur zwei Versionen (Kinofassung und Unrated-Version) draufgespielt, sondern noch eine weitere Fassung versteckt. Legt man die Blu-ray mit der Kinofassung ein und klickt beim Bonusmaterial im Menu „Alternatives Ende“ einmal nach rechts, dann findet Ihr eine alternative Unrated-Fassung mit dem Wunschende des Regisseurs, in dem das kleine Mädchen nochmal aufdrehen darf (im „normalen“ Ende verschwindet sie einfach aus dem Film).

Disc 1 beinhaltet die Unratedfassung (auch in einer alternativen Restaurierung, die meiner Meinung nach aber nicht an die von Plaion Pictures anknüpfen kann), einen Audiokommentar mit Jeff Burr, David J. Schow, Greg Nicotero, William Butler, R.A. Mihailoff und Mark Odesky, sowie eine Bildergalerie. Auf Disc 2 findet Ihr dann die Kinofassung, den erwähnten Alternativ-Cut, die Dokumentation The Saw is Family, gelöschte Szenen, das alternative Ende, Trailer und ein weiteres Easter-Egg. Die DVD beinhaltet die Unrated Fassung und das komplette Bonusmaterial (abzüglich der alternativen Versionen). Qualitativ sieht der Film super aus, die Synchro, die bislang nur im Kino legal zu hören war, klingt etwas blechern. Dafür hat man für die Nachsynchronisation der Unrated Szenen die Originalsprecher (u.a. Udo Schenk) nochmal ins Studio geholt, was äußerst lobenswert ist. Ein 28-seitiges Booklet, geschrieben von Stefan Jung und Peter Osteried soll ebenfalls dabei sein, da mir aber nur die blanken Rohlinge zur Verfügung gestellt wurden, kann ich hierzu keine weitere Aussage machen.

Horrorfans kommen nicht umhin, sich diese liebevolle Veröffentlichung eines hierzulande verschollenen Horrorsequels zuzulegen. Auch zum Gedenken an Jeff Burr, der, nachdem dieser Film finanziell enttäuschte (aus oben angegebenen Gründen), mit Filmen wie Pumpkinhead 2 oder Puppet Master 4 und 5, sowie Puppet Master: Blitzkrieg Massacre (und das sind die nennenswertesten Werke seines späteren Schaffens), seinen Lebensunterhalt auf dem Videomarkt verdienen musste. Leatherface – Texas Chainsaw Massacre III beweist, dass er mehr hätte erreichen können. R.i.p.

Plaion Pictures Shop:

Mediabook (2 Blu-rays & 1 DVD)

Zurück zur Startseite