Einer der großen Actionthriller-Klassiker aus Korea liegt als Bonusfilm im streng limitierten Neo-Noir Collector’s 2-Disc Double-Pack The Childe – Chase of Madness mit bei. ALPHA FILM hielt das für eine gute Idee am Kunden. Ich auch. Den Film fand ich damals granatenstark, denn es gab deftige Action und eine formidable Inszenierung. Ich hatte mir den Film damals (nur) zweimal angesehen und dann wanderte er in meine Sammlung asiatischer Actionkracher. Doch wie ist es heute? Ist der Film gut gealtert? Kann er die guten Erinnerungen bestätigen? Um es gleich hier schon zu erwähnen: Das Alter des Films kehrt bei heutiger Sichtung einen spannenden Aspekt hervor!

Originaltitel: Dalkomhan insaeng

Regie: Kim Jee-Woon

Darsteller: Lee Byung-Hun, Kim Young-Cheol, Shin Min-a, Hwang Jung-Min, Oh Dal-su

Artikel von Kai Kinnert

Sun-woo ist die rechte Hand des Gangsterbosses Kang. Er erledigt seine Aufgaben stets mit absoluter Perfektion und bewahrt in jeder Lebenslage einen kühlen Kopf. Als Kang beschließt, für ein paar Tage zu verreisen, erteilt er Sun-woo den Auftrag, auf seine junge Geliebte Hee-soo aufzupassen, die er verdächtigt ihn zu betrügen. Falls sich Kangs Verdacht bestätigt, sollen Hee-soo und ihr Liebhaber sofort getötet werden. Schon nach kurzer Zeit erwischt Sun-woo die beiden, doch er kann Hee-soo nicht töten und lässt beide am Leben. Ein fataler Fehler, der ihn vom Jäger zum Gejagten werden lässt.

Der spannende Aspekt ist, dass der Film in einer Zeit gedreht wurde, in der der Einsatz von digitalen Tricks und Greenscreen-Action noch in den Kinderschuhen heutiger Möglichkeiten steckte und man die Spezialeffekte so meist noch in Handarbeit erledigte. Hier spritzen noch die echten Blutbeutel mit kleinen Zündladungen am Körper des Stuntman, hier wurden noch Einschüsse in die Kulisse vorbereitet, hier wurde auf echten Straßen gedreht und man bemühte sogar die Makeup-Abteilung um einen plastisch gestalteten Kopfschuss, bzw. das deftige Resultat daraus. Den halb weg geschossenen Schädel eines Bösewichts, der in einer Schießerei verdientes Pech hatte. „Oha!“ denkt man da beim Anblick, der für ein paar Sekunden lang zu sehen ist. Aber auch die Garbe aus einer Maschinenpistole, die von unten nach oben durch einen Gangster gezogen wird, splattert für ein Bruchteil ordentlich. Dann noch die Folterszene und wie Sun-woo die Hand gebrochen wird. Unheimlich auch dieser fiese Typ mit Anglerhut und Brille, später noch mit Gummischürze und -handschuhe, der glatt einem David Fincher Film entsprungen sein könnte. So hart hatte ich den Film nicht mehr in Erinnerung. Gerade der fehlende Einsatz digitaler Effekte vergrößert noch die Wirkung der Action. Dazu die rund schnurrende und elegante Inszenierung Kim Jee-woons, die A Bittersweet Life etliche Preise gewinnen lies. Ich musste bei der Sichtung des Films an Heroic Bloodshed, Django und Chow Yun-Fat denken. Du meine Güte, was muss Sun-woo nicht alles einstecken. Er gerät voll unter die Räder und rappelt sich wieder auf – und das nicht nur einmal. Liebe und Enttäuschung treiben Sun-woo an, der aufgrund eines Gefühls zwar die richtige Entscheidung traf, beruflich aber damit voll daneben lag.

Die Story beschränkt sich ganz schnörkellos auf die Jagd nach Sun-woo, wobei seine Gegner nicht mit der Entschlossenheit rechnen, mit der Sun-woo aus dem Schlamm aufersteht, unter dem man ihn begraben hatte. Kim Jee-Woon inszenierte bildgewaltig eine koreanische Variante des Heroic Bloodshed Kinos, angereichert mit einer melodramatischen und liebevollen Stille, die den Film unter seiner Action einen zarten Grundton verleiht. Sun-woo ist zwar cool, aber er hat ein Herz, eine Seele, die plötzlich berührt wird – und er ist bereit, sich für das Gefühl zu opfern. Es verlieht ihm übermenschliche Nehmerqualitäten, denn Liebe setzt ungeahnte Kräfte frei, wobei es hier nur um ein Lächeln geht.

A Bittersweet Life ist ein Meisterstück unter den Klassikern des koreanischen Kinos und des asiatischen Actionfilms im Allgemeinen. Kamera, Stunts, Musik und Inszenierung sind großes Kino. Lässig, melodramatisch, brutal und zart – das ist A Bittersweet Life. Großartig, und jetzt noch besser als damals.

Das Bild der Blu-ray ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Deleted Scenes mit Audiokommentar, Making Of mit Kommentar des Regisseurs, Making Of mit Kommentar der Crew, Der Style von A Bittersweet Life, La Dolce Vita, Tell me why, Teaser, Trailer, TV-Spots, A Bittersweet Life in Cannes, Q&A mit Regisseur Kim Jee-Woon, Sweet Sleep, Music Video, B-Roll Lee Byung-Hun, B-Roll Kim Young-Chul, B-Roll Shin Min-A, B Roll Eric, Interview mit Lee Byung-Hun, Interview mit Kim Jee-Woon, Spot A, Spot B.

Und hier geht´s zur Kritik von: The Childe – Chase of Madness

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