Deutschland, deine Titelzusätze. „Lass sie nicht rein“ tönt es unter dem Originaltitel auf dem Cover dieses Home-Invasion-Thrillers der US-VoD-Schmiede Shudder. Ein Zusatz, der ebenso bei Filmen wie The Strangers, dem ersten The Purge, dem Mother´s Day-Remake und allen anderen, ähnlich gelagerten Filmen gepasst hätte. Hier allerdings nicht! Warum? Nun, in diesem, von LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT vertriebenen, Schocker stehen die Bösewichte nicht etwa vor der Tür, sie sind von Anfang an bereits im Haus. Doch dieses kleine, deutsche Titelmanko sollte Euch nicht stören, denn Genrefans werden durchaus brauchbar bedient. Womit? Das verrate ich Euch.

Originaltitel: Who Invited Them

Drehbuch und Regie: Duncan Birmingham

Darsteller: Ryan Hansen, Melissa Tang, Timothy Granaderos, Perry Mattfeld, Tipper Newton

Artikel von Christian Jürs

In Horrorfilmen und Thrillern ist es niemals eine gute Idee, ein Haus zum Schnäppchenpreis zu kaufen, um darin die nächsten Jahre zu wohnen, denn erfahrungsgemäß wird dieser Plan auf grausame Art und Weise vereitelt. So auch in Who Invited Them – Lass sie nicht rein. Natürlich, wie allgemein üblich im Genrefilm, ist der Ehemann im Bilde über die Gründe des Preisnachlasses, während die Frau Gemahlin im Ungewissen bleibt – bis, ja, bis das Grauen über die beiden hereinbricht.

Die Grundprämisse des Langfilmdebüts von Drehbuchautor und Regisseur Duncan Birmingham ist also recht generisch – und genauso geht es dann auch weiter. Adam (Ryan Hansen), heißt der Göttergatte, der seiner Frau Margo (Melissa Tang) das Geheimnis des Niedrigpreises verheimlicht hat. Was soll auch geschehen, denn das Ehepaar, welches sich angeblich gegenseitig im Streit umgebracht hat, ist schon seit einigen Jahren tot. Erstaunlich, dass sowas den Preis auch nach so langer Zeit immer noch in die Knie zwingt – und noch erstaunlicher, dass sich diese Situation nicht längst jemand zunutze gemacht hat. Ja, dieses Handlungsloch muss man schlucken, um an Who Invited Them – Lass sie nicht rein Spaß haben zu können. Als Genrefan ist man aber einiges gewohnt und blickt wohlwollend darüber hinweg.

Gleich zu Beginn hängt der Haussegen des jungen Pärchens ein wenig schief, als Adam eine Einweihungsparty schmeißt, bei der er lediglich seine Arbeitskollegen einlädt, mit denen Margo so gar nichts anfangen kann. Allerdings merkt sie an, dass sich ein Pärchen unter den Gästen befand, welches sie nie zuvor gesehen hat. Auch Adam waren die beiden Partycrasher unbekannt. Als das junge Ehepaar es sich zum Feierabend auf der Couch gemütlich machen will, stolpern die Unbekannten plötzlich aus dem Schlafzimmer des Hauses, wo man sich wohl eine „Auszeit“ gegönnt hat.

Freundlich stellen sich die beiden als Tom (Timothy Granaderos) and Sasha (Perry Mattfeld) aus dem Nachbarhaus vor. Doch wer jetzt Die Wicherts von nebenan vermutet, der hat im Leben noch nie einen Psychothriller gesehen. Zwar spielt das unbekannte Pärchen Margo und Adam die freundlichen Nachbarn vor, die Tatsache, dass die beiden sich aber zeitgleich auf weitere Drinks einladen und partout nicht gehen wollen, macht es dem Publikum einfach zu entlarven, dass wir es hier mit zwei Psychos zu tun haben, die bestimmt nichts Gutes im Schilde führen.

Einige Drinks, etwas Koks und ein paar unmoralische Angebote später ist die Katze dann auch aus dem Sack – und selbstverständlich hat das Auftauchen von Tom und Locke, ich meine Tom und Sasha, etwas mit den Ereignissen vor einigen Jahren im Schnäppchenanwesen zu tun. Wer hätte das gedacht? – Nun, ja – ich!

Hätte Duncan Birmingham nicht die Gräueltaten im Anwesen in seinem Drehbuch relativ früh erwähnt, die Eindringliche nicht so offensichtlich plump im Haus auftauchen lassen und vor allem einen subtileren Titel gewählt, man wäre vermutlich überrascht über die Wendungen im letzten Filmdrittel gewesen. Denn bis dahin geschieht auf der Thriller-Schiene wenig bis gar nichts, was dem Film aber zugutekommt, denn in den Dialogen zwischen den Pärchen baut sich eine Dynamik auf, die durchaus Spaß macht zu beobachten. Dabei funktionieren insbesondere zwei Figuren besonders gut: Margo, die sich zunehmend von ihrem Mann entfremdet und einen Befreiungsschlag aus seiner Unterdrückung wagt, und Tom, der sich besonders perfide zwischen die beiden drängt. Dies mag auch daran liegen, dass Schauspieler Timothy Granaderos wirkt wie eine Mischung aus Bill Skarsgård und dem jungen Stephen Geoffreys (976-Evil). Lediglich Ryan Hansen nervt ein wenig, was weniger am Schauspieler, sondern mehr an seiner weinerlichen Figur Adam liegt, die keinerlei Figurenentwicklung durchlebt und stetig auf der jammerigen Stelle tritt. Hier verpasst der Film im Finale sein Potential leider merklich.

Apropos Finale: Dieses kommt zwar spät, aber birgt immerhin eine Überraschung, die allerdings nicht vollends ausgekostet wird. Die Schlusseinstellung ist zudem schwach und nervt erneut mit einem, diesmal kreischig-weinerlichen Ryan Hansen.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor. Diese verfügt über eine sehr gute Bild- und Tonqualität, eine ordentliche Synchronisation, jedoch über keinerlei Bonusmaterial. Immerhin, ein Wendecover ohne FSK-Logo ist vorhanden.

Insgesamt ist Who Invited Them – Lass sie nicht rein ein durchschnittlicher Home-Invasion-Thriller, der durch Timothy Granaderos (Tote Mädchen lügen nicht) und ein paar treffsichere Dialoge aufgewertet wird, jedoch zu wenig überrascht und sein Potential nicht ausschöpft. Für Genrefans aber durchaus sehenswert.

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