Nach Sieben kommt nicht acht, sondern Saw!“ lautete 2004 der Werbespruch zum ersten Teil der Folterhorror-Reihe, der den Mainstream-Genrefilm für immer verändern sollte. Tatsächlich haben John Doe und John Kramer mehr als nur den Vornamen gemeinsam. Beide fühlen sich berufen, mit ihren Taten etwas in der Welt zu bewirken. Der große Unterschied: Kramer ist im weitesten Sinne kein Mörder, lediglich ein Fallensteller. Und genau diese ausgefallenen Mordinstrumente sind es, die das Publikum in Scharen an der Kinokasse antreten ließ. STUDIOCANAL hat den aktuellen Auftritt Jigsaws nun im Heimkino – vollkommen unzensiert – veröffentlicht. Ein Film, der sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet. Wir verraten Euch, wieso, kommen dabei aber nicht umhin, ein paar Spoiler zu den anderen Teilen auszuplaudern.

Regie: Kevin Greutert

Darsteller: Tobin Bell, Shawnee Smith, Synnøve Macody Lund, Steven Brand, Renata Vaca

Artikel von Christian Jürs

Als die jungen Filmemacher James Wan und Leigh Whannell mit wenig Geld und knapper Drehzeit 2004 den Kultfilm Saw erschufen, bekamen wir von „Jigsaw“ John Kramer (Tobin Bell) noch nicht viel zu Gesicht, da er zu 95% des Filmes regungslos auf dem Badezimmerboden als vermeintliche Leiche lag. Erst im Sequel war er omnipräsent und durfte seine Geschichte vertiefen. Bereits in Saw 3 war seine Story aber auserzählt. Da jedoch der Rubel ordentlich rollte, durfte der krebskranke John Kramer in Flashbacks auch in den Folgefilmen immer wieder die Hebel hinter den Kulissen ziehen, was freilich grober Unfug war. Das Publikum scherte sich jedoch nicht um inhaltliche Glaubwürdigkeit. Hauptsache, ihr Lieblingskiller (obwohl er das, wie eingangs erwähnt, nach seinem Verständnis gar nicht war) taucht wieder auf.

Erst im neunten Film der Reihe, Saw: Spiral, versuchte man sich endgültig von John Kramer zu lösen – mit mäßigem Erfolg. Da der Film an der Kinokasse (im Vergleich zu den Vorgängern) enttäuschte und die Fans von Chris Rock auf Serienkillerjagd wenig begeistert waren, wurde ein weiteres Sequel seiner Geschichte erstmal hintenangestellt, damit John Kramer wieder freie Bahn hat. Jawoll, der Ur-Jigsaw ist zurück und diesmal sogar in der Hauptrolle, was bislang nie der Fall war. Doch wie macht man es möglich, den verstorbenen Kramer zu reanimieren? Nun, indem man die Handlung irgendwann zwischen Teil 1 und 2 spielen lässt. Raffiniert, oder? Nun ja, vielleicht, allerdings muss man auch hier schlucken, dass der Mann, in den wenigen Monaten, die er zu dieser Zeit noch zu leben hat, mehr erlebt und erschafft als andere Menschen im Laufe ihres ganzen Lebens. Auch bemühte man sich wenig, die Protagonisten, die allesamt seitdem knapp zwanzig Jahre mehr auf der Uhr haben, auch nur im Entferntesten jung zu schminken oder gar per CGI zu verjüngen. Wenn man dies aber, inklusive der Tatsache, dass John hier anfangs reichlich naiv auf ein paar Betrüger hereinfällt, einfach hinnimmt, dann bekommt man tatsächlich einen höchst unterhaltsamen Beitrag zur Saw-Reihe serviert.

John Kramer steht mit einem Bein im Grab. Seine Krebserkrankung ist weit vorangeschritten und ihm bleiben nur noch wenige Monate. Doch dann gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont, als er den bei einer Selbsthilfegruppe kennengelernten Henry Kessler (Michael Beach) zufällig wiedertrifft, der plötzlich das blühende Leben ist. Der erzählt ihm von einer neuartigen, in den USA noch nicht zugelassenen Behandlungsmethode, der er sich in der Klinik von Dr. Cecilia Pederson (Synnøve Macody Lund) in Mexiko City unterziehen ließ. Diese sei zwar nicht ganz billig, aber dafür bekommt man ein zweites Leben geschenkt.

Natürlich nutzt John aus Verzweiflung diese Chance und selbstverständlich ist das alles nur Schmu. Die behandelnden Ärzte, rund um Dr. Pederson, sind allesamt Betrüger, die einen Eingriff an John lediglich vortäuschen. Nachdem der den Betrug bemerkt hat, haben sich die Götter in Weiß längst aus dem Staub gemacht. Doch sie haben die Rechnung ohne Jigsaw gemacht, der Detective Hoffman (Costas Mandylor), seinen Kontakt bei der Polizei, kontaktiert. Der kann tatsächlich die Verantwortlichen ausfindig machen, woraufhin John diese, mit Hilfe seiner treu ergebenen Assistentin Amanda (Shawnee Smith), entführt und in seinem Versteck gefangen hält, wo diese sich den üblichen Jigsaw-Fallen stellen müssen, um ihre Schuld zu sühnen.

This Time it´s personal“ hätte der Werbespruch lauten können, denn diesmal geht es John nicht um eine Lehrstunde in Sachen Leben, sondern um eiskalte Rache. Entsprechend schwierig gestalten sich auch die Fallen für die unfreiwilligen Probanden. Musste sich Dr. Gordon im Vorgänger lediglich den Fuß absägen, ist hier ein ganzes Bein dran oder gleich eine Hirn-OP in Eigenregie. Es dauert zwar lange, bis der Film endlich sein Saw-Publikum mit Gewohntem bedient, dann aber umso saftiger (und alles mit dem Segen der FSK geehrt). Dass die erste Filmhälfte trotzdem nicht langweilig wird, ist dem charismatischen Tobin Bell zu verdanken, der hier letztmalig die Stimme des leider verstorbenen Bodo Wolf in der deutschen Fassung hat. Der Schauspieler schafft es, seiner bislang als Bösewicht aufgetretenen Figur, ungewohnte Sympathien zu verpassen, was den Film nachhaltig aufwertet. Denn plötzlich fiebert man nicht mit den Opfern, sondern mit Jigsaw und Schweinemasken-Amanda mit.

So macht ekeln Spaß. Dass man diesmal den Spieß umgedreht hat, verschafft der Reihe endlich einmal frischen Wind. Auch endet der Film nicht, soviel sei spoilerfrei verraten, mit der immer gleichen Einstellung einer sich schließenden Tür. Nein, Regisseur Kevin Greutert, der bereits drei weitere Teile inszenierte und von Anfang an hinter den Kulissen involviert war (so war er bereits bei Teil 1 für den Schnitt verantwortlich), schuf ein kurzweiliges Kapitel innerhalb der Reihe, welches ordentlich Fanservice bietet. Horrorfans dürften ihren Spaß haben, für zartbesaitete Zuschauer ist das eher nix.

Mir lag zur Rezension der Blu-ray-Rohling vor, der selbstredend über eine sehr gute Bild- und Tonqualität verfügt, sowie allerlei Bonusmaterial mit an Bord hat. So gibt es einen Audiokommentar von Regisseur Kevin Greutert, Kameramann Nick Matthews und Produktionsdesigner Anthony Stabley, eine 6-teilige-Dokureihe, Analysen und Anekdoten zu ausgesuchten Szenen von Kevin Greutert, Filmtrailer, eine Fallen-Featurette und geschnittene Szenen.

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