Der Berg an Rezensionsware reißt immer noch nicht ab bei mir. Neulich wollte ich meiner Frau einen Gefallen tun und habe Actionkracher und Horrorfilme auf die lange Bank geschoben (keine Sorge, die kommen noch), um den gemeinsamen Abend mit einer romantischen Komödie ausklingen zu lassen. Doch der Streifen mit Lucy Hale (Wahrheit oder Pflicht) und Nat Wolff (Das Schicksal ist ein mieser Verräter), den LEONINE STUDIOS kürzlich im Heimkino veröffentlichte, kam bei meiner besseren Hälfte nicht sonderlich gut an. Warum, dass erfahrt Ihr im Artikel.

Regie: Peter Hutchings

Darsteller: Lucy Hale, Nat Wolff, Genevieve Angelson, John Gallager Jr., Mitzi Akaha, Britne Oldford

Artikel von Christian Jürs

Sarah und Matt heiraten. Womit andere RomComs enden, damit fängt Which Brings Me To You erst an. Doch das Brautpaar spielt im Film gar keine Rolle, sondern die Hochzeitsgäste Jane (Lucy Hale) und Will (Nat Wolff), die beide als Singles zu der Feierlichkeit erschienen sind und bereits während der Anfangscredits die Augen nicht mehr voneinander lassen können. Eine Szenerie, die bei meiner Frau bereits zu Augenrollen geführt hat, denn präsentiert wird uns dieser Vorspann mit vor Glück strahlenden Hochzeitsgästen, die allesamt in Ultrazeitlupe breit in die Kamera grinsen. Was stimmt nicht mit der Frau, die früher keine romantische Komödie hat stehenlassen können? Habe ich ihr zu viel Evil Dead, Dirty Harry und Terminator gezeigt und jetzt für allezeit für dieses Genre versaut?

Die Antwort lautet: Nein! – Noch immer liebt meine Frau romantisches Kino und war vor etwa zwei Jahren, als ich Küss mich, Mistkerl! rezensieren musste, der ebenfalls mit Lucy Hale in der Hauptrolle und von Regisseur Peter Hutchings inszeniert daherkam, recht angetan. Der punktete aber auch mit bissigem Humor, der Which Brings Me To You, der übrigens auf einer Romanvorlage beruht, leider gänzlich fehlt. Die Erkenntnis, dass wir es hier gar nicht mit einer Romantic Comedy zu tun haben, ließ aber noch etwas auf sich warten. Zunächst lernen sich die beiden Hauptfiguren an der Bar der Hochzeitsfeier kennen, wo sich Jane einen Wodka auf Eis bestellt. Nach diesem ist sie so angetrunken (wtf?), dass sie weder in der Lage ist, Auto zu fahren, noch ihre Triebe im Griff hat. Und so landen sie beiden einsamen Hochzeitsgäste in der Garderobe, wo sie übereinander herfallen.

Doch bevor es zum Akt kommen kann, bekommt Will kalte Füße. Er möchte erst reden, damit sich die beiden besser kennenlernen, während Jane eigentlich nur Druck ablassen wollte. Zunächst ist Jane angepisst, doch dann lässt sie sich auf das Spiel ein und so verbringen die beiden die nächsten Stunden miteinander, in denen sie sich ihre Lebensgeschichte erzählen. Er ist Fotograf, sie freischaffende Journalistin, doch Hauptthema bleiben ihre verflossenen Beziehungen, die sich die beiden gegenseitig erzählen.

Von diesem Moment an wird schnell klar, dass da kein Com im Rom steckt und stattdessen eher auf seichtes Drama gesetzt wird. Wir sehen zwei Menschen zu, die sich gegenseitig ihr Herz ausschütten über ihre vergangene Liebe und dabei kommen sie sich näher. Hmmmm, irgendwie glaube ich nicht, dass dies funktionieren würde, wer will schon die Ex-Geschichten hören, wenn es gerade knistert. Trotzdem bekommen wir episodenhaft die Liebesfiaskos der beiden Protagonisten präsentiert, die leider nie witzig, dafür aber zunehmend dramatisch werden. Anfangs ist es noch harmlos, als und Will davon berichtet, wie er sich versehentlich selbst ins Auge ejakulierte, doch selbst hier kommt der mögliche Humor nicht zum Tragen.

Es folgen Geschichten von älteren Liebhabern und Liebhaberinnen, die zunehmend ins Dramatische steuern und auch einen tragischen Todesfall und ein uneheliches Kind beinhalten. Parallel begleiten wir Will und Jane bei einem gemeinsamen Roadtrip, auf dem sie u.a. in einen geschlossenen Freizeitpark einbrechen. Doch was für spaßige Momente hätte sorgen können, ist vorbei, ehe es überhaupt begonnen hat. Stattdessen wird der Film mit kitschigen Balladen und einem schrecklich an den Nerven zerrenden Klaviersoundtrack zugekleistert, der ähnlich an den Nerven zerrt, wie damals in Die Firma (wenn sich daran jemand erinnert).

Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren passt, doch leider treten sie nur am Rande miteinander auf, da wir ja die vergangenen Liebeleien stattdessen beobachten müssen. Bei denen fällt auf, dass besagte Chemie zwischen Frau Hale und ihren Co-Stars eher wenig bis gar nicht vorhanden ist, was die Geschichte leider nicht spannender macht. Beim nächsten Mal bitte wieder ein wenig mehr Komödie, liebe Lucy Hale. Bis dahin empfehle ich einen ihrer älteren Filme. Neben dem oben bereits erwähnten Küss mich, Mistkerl! wäre die ebenfalls spaßige Komödie Brave Mädchen tun das nicht deutlich unterhaltsamere Alternativen. Trotzdem sollten hoffnungslose Romantiker auch hier einen Blick riskieren, aber nur, wenn Euch dauerhaftes Klaviergeklimper nicht allzusehr stört.

Mir lag zur Rezension die Presse-DVD vor. Die Synchronisation ist gut, als Bonus gibt es ein Interview mit den beiden Hauptdarstellern und Trailer.

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