Von Fans für Fans! So lautet die Devise eines der Aufsehen erregendsten Filmprojekte des vergangenen Jahres. Quasi aus dem Nichts zog Filmfan, YouTuber und Produzent Sean David Lowe eine Filmproduktion hoch, sammelte Geld via Crowdfunding und butterte sogar das eigene Ersparte hinein, auch wenn er mit dem Endergebnis nur eine Nische bedienen sollte. THE LAST KUMITE (2024) ist nicht nur ein waschechter Kampfsportturnierfilm alter Schule, wie es sie seit Jahren nicht mehr gibt, sondern auch eine Liebeserklärung an die gute alte Videothekenzeit, in der Filme wie BLOODSPORT (1988), KICKBOXER (1989), unzählige Quasi-Fortsetzungen von KARATE TIGER (1984) und jeder noch so minderbudgetierte Hinterhofklopper zu den Top-Sellern gehörten. Mit Capelight Pictures fand sich sogar ein renommierter Verleih, der den Streifen kürzlich im Mediabook und Steelbook, sowie als Keep-Case-Version ins Heimkino brachte. Ob Mastermind Lowe hier wirklich Fanträume wahr werden lassen konnte, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Last Kumite

Drehbuch: Sean David Lowe, Ross W. Clarkson

Regie: Ross W. Clarkson

Darsteller: Mathis Landwehr, Billy Blanks, Kurt McKinney, Matthias Hues, Mounia Moula, Mohammed „Michel“ Qissi, Cynthia Rothrock, David Kurzhal, Mike Derudder, Kira Kortenbach…

Artikel von Christopher Feldmann

Viele Fans erinnern sich mit Freude an die 1980er und 1990er Jahre, in denen gefühlt wöchentlich ein neuer Kampfsport-Reißer in den Videothekenregalen landete. Vor allem die Van-Damme-Hits BLOODSPORT (1988), KICKBOXER (1989) und LÉON (1990) ebneten den Weg für ein ganzes Subgenre, dem Kampfsportturnierfilm, in dem immer irgendein fähiger Protagonist zum Kampf in einem meist nicht so ganz menschenfreundlichen Wettstreit antrat. So tummelten sich Streifen wie BLOODFIST (1989), BLOODFIGHT (1989), KING OF THE KICKBOXERS (1990), SHOOTFIGHTER (1992), TALONS OF THE EAGLE (1992), AMERICAN KARATE TIGER (1993), TO BE THE BEST (1993), DEATH MATCH (1994), sowie unzählige KARATE-TIGER-Sequels (wenn man deutschen Verleihern glauben schenken mag) in den Videorekordern der Welt. Diese Welle ebbte irgendwann ebenso ab, wie das gesamte preiswert produzierte DTV-Martial-Arts-Genre und damit verschwanden auch so langsam die Stars dieser Ära. Ein Teil dieser Recken feiert nun in THE LAST KUMITE (2024) ein ordentliches Comeback und zelebriert noch einmal den Spirit vergangener Tage, inklusive depperter Dialoge, heroischer Trainingsmontagen und amtlicher Martial-Arts-Action. Sean David Lowes „Fanprojekt“ ist mit Sicherheit kein perfekter oder gar wirklich guter Film aber angesichts der Produktionsumstände, den Schweiß, Energie und Herzblut verschlingenden Dreharbeiten und dem Ziel, Genrefans nochmal in nostalgischen Gefühlen schwelgen zu lassen, ein echter Achtungserfolg.

Handlung:

Nachdem Karatechampion Michael Rivers (Mathis Landwehr) das letzte Turnier seiner Karriere gewonnen hat, bietet ihm der zwielichtige Geschäftsmann Ron Hall (Matthias Hues) an, in Bulgarien in einem illegalen, tödlichen Kumite gegen die besten Kampfsportler der Welt anzutreten. Michael lehnt ab, aber bereut schnell die Entscheidung, als er erfährt, dass seine Tochter Bree (Kira Kortenbach) entführt worden ist und er sie nur mit einer Teilnahme am Kumite retten kann. In Bulgarien angekommen, findet er heraus, dass er nicht der einzige Kämpfer ist, der durch die Entführung einer geliebten Person zur Teilnahme gezwungen worden ist. Um den ungeschlagenen Kumite-Champion Dracko (Mike Derudder) zu besiegen, trainiert Michael unerbittlich mit Master Loren (Billy Blanks) und Drackos ehemaliger Sensei Julie Jackson (Cynthia Rothrock). Doch wird es genug sein, um das Kumite zu gewinnen und Bree zu befreien?

Eine objektive Kritik gestaltet sich im Fall von THE LAST KUMITE schwierig, sofern man im Bilde über die Produktionsumstände und wie meine Wenigkeit ein Fan des Genres ist. Zwar ging die goldene Videothekenzeit an mir (altersbedingt) vorbei, doch die als Vorbild dienenden Prügelstreifen fanden irgendwann im Teenageralter ihren Weg in mein Herz, weswegen auch Ich mich sehr auf den Film gefreut hatte. Natürlich hatte ich meine Befürchtungen im Hinblick auf die filmische Qualität, am Ende musste ich aber den Hut vor Dem ziehen, was die Macher hier auf die Beine gestellt haben.

Gerade mal 250.000 Euro standen dem Produktionsteam nach Abschluss der Kickstarter-Kampagne zur Verfügung, eine weitere musste schließlich ins Leben gerufen werden, um die Postproduktion zu finanzieren. Zum Vergleich: Das ist rund ein Viertel von dem Budget, was damals den Machern von BLOODSPORT (1988) zur Verfügung stand. Sean David Lowe hat bereits zahlreichen Interviews preisgegeben wie fordernd und hart die Arbeit war, für die er sogar eigenes Kapital in die Hand nehmen musste. Angesichts dieser verbrieften Informationen kann man mit dem Endergebnis natürlich nicht allzu hart ins Gericht gehen, auch wenn THE LAST KUMITE natürlich seine Schwächen aufweist. Das Drehbuch ist allenfalls zweckdienlich und bemüht sich sehr, Allem gerecht zu werden. Natürlich muss den Kämpfen Raum gegeben werden, die Heldenreise von Protagonist „Michael Rivers“ benötigt ihren Platz, persönliches Drama gehört ebenso dazu, wie die guten alten Trainingsmontagen. Aber auch den Altstars muss jeweils ein gelungener Auftritt spendiert werden. Der Film strauchelt ein wenig im Hinblick auf das Pacing. Bis es zum titelgebenden „Kumite“ kommt, vergeht ganz schön viel Zeit, in der die Handlung vor sich hin plätschert. Hier hätte eine etwas bessere Verteilung Sinn gemacht, warum Bösewicht „Ron Hall“ den Teilnehmern eine Woche Zeit zum Abhängen gibt, bevor es losgeht, macht nicht so wirklich viel Sinn, vor allem weil sämtliche Kämpfer, freiwillig wie unfreiwillig, anscheinend machen können was sie wollen. Tatsächlich herrscht im Anwesen des Veranstalters stellenweise eine Stimmung wie in der Jugendherberge Oer-Erkenschwik, inklusive einladender Bierzeltgarnitur vor dem Haupteingang. Ein wenig mehr Action im Mittelteil hätte THE LAST KUMITE noch ein wenig knackiger gemacht.

Ansonsten folgt der Film natürlich den Regeln des Genres und hakt diese wie eine Checkliste ab. Originell oder gar spannend ist das nicht aber auch die filmischen Vorbilder glänzten nicht unbedingt durch eloquente Dialoge oder gar spannende Storykniffe. Und auch wenn der Cringe-Faktor in einigen Dialogen relativ hoch ist (vor allem zu Beginn zwischen „Michael Rivers“ und seiner Tochter „Bree“), muss man Produzent Sean David Lowe und seinem Kollaborateur Ross W. Clarkson zumindest ordentliche Arbeit bescheinigen, immerhin ist es die erste Arbeit Lowes und für jemanden, der noch nie an einer Filmproduktion beteiligt war, ist das schon sportlich. Mein erstes Drehbuch wäre sicher auch kein Weitwurf.

Dass Ross W. Clarkson, der auch für die Kamera verantwortlich war, bei Genre-Profi Isaac Florentine in die Lehre gegangen ist und B-Action-Highlights wie UNDISPUTED II: LAST MAN STANDING (2006), UNDISPUTED III (2010), sowie das NINJA-Doppel (2009/2014) mit Scott Adkins geschossen hat, macht sich bemerkbar. Die Kampfszenen sind ziemlich gut geraten, auch dank der Choreographie von Mike Möller. Hier gibt es einige wirklich amtliche Moves zu sehen und auch der Härtegrad ist für Genrefans ansprechend. Zwar hätten die Kämpfe etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfen, im Gesamtpaket können diese restlos überzeugen. Generell sieht der Film für seine Preisklasse erstaunlich gut aus, gerade in der Action. Dass dafür an anderen Stellen gespart werden musste, macht sich schnell bemerkbar, liegt aber in der Natur der Sache. Wenn „Michael Rivers“ zu Beginn seines letztes Turnier in New York bestreitet, sieht das aus, als hätte man dies in der Mehrzweckhalle meiner alten Schule gefilmt. Natürlich konnte man nicht in New York drehen, weswegen die Szene, in der unser Held mit dem Taxi nach Hause fährt, auch verdächtig nach einem Altstadtbezirk in Hamburg aussieht. Und wenn Kumite-Teilnehmer „Damon Spears“ in das Büro der örtlichen Polizei marschiert, können Pressspan-Tisch und die notdürftig befestigte Bulgarien-Flagge im Hintergrund nur schwer den Eindruck von Authentizität vermitteln.

THE LAST KUMITE lebt nun mal nicht von solchen Details, sondern vom Spirit der Vorbilder, den der Film hier durchaus wieder heraufbeschwört. Immerhin konnte Lowe BLOODSPORT-Komponist Paul Hertzog, sowie Sänger Stan Bush anheuern, die das Ganze mit dem beliebten Synth-Rock-Sound der 1980er Jahre unterlegen. Wenn „Michael Rivers“ zu dem eigens für den Film komponierten Gassenhauer „Running the Gauntlet“ trainiert, hat man als Fan ebenso ein Grinsen im Gesicht wie bei den auftretenden Genre-Altstars, die das Projekt wie ein EXPENDABLES der DTV-Helden anmuten lassen. Videothekenstar und Tae-Bo-Prophet Billy Blanks gibt den Lehrmeister, Martial-Arts-Queen Cynthia Rothrock bekleidet eine kleine Nebenrolle als Sensei des bösen „Dracko“, van Dammes KICKBOXER-Nemesis Mohammed „Michel“ Qissi fungiert als Scherge des fiesen „Ron Hall“, der wiederum von Deutschland-Export Matthias Hues, dem DARK ANGEL persönlich, verkörpert wird. Mit Kurt McKinney ist sogar der originale KARATE TIGER an Bord und darf sogar nochmal kämpfen, wobei er sich gar nicht mal so schlecht schlägt. Auch Hues hat sichtlich Spaß an seiner Rolle, schauspielerisch überrascht allerdings Billy Blanks, während der Auftritt von Rothrock ein wenig enttäuschend geraten ist, hat sie doch die inaktivste Rolle inne. Hauptdarsteller ist allerdings Mathis Landwehr, einst Star der kurzlebigen RTL-Serie LASKO – DIE FAUST GOTTES (2009-2010). Der ist zwar nicht der beste Schauspieler, überzeugt aber in den Actionszenen mit starker körperlicher Präsenz.

Capelight Pictures spendierte dem Film ein Rundumsorglospaket und veröffentlichte ihn nicht nur in simplen Keep-Cases, sondern auch als Limited Collector’s Editions sowohl im Mediabook, als auch im Steelbook, jeweils inklusive der 4K-Fassung. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, die Farben sind satt, das Sounddesign kann sich wirklich hören lassen und die professionelle Synchro mit bekannten Sprechern zeugt davon, dass das Geld für die Postproduktion gut investiert wurde. Als Extras sind ein Behind-the-Scenes-Featurette, Interviews mit den Darstellern, Trailer, sowie ein 24-seitiges Booklet enthalten.

Fazit:

THE LAST KUMITE (2024) ist ein Film von Fans für Fans. Wer hier Hochglanz-Kampfsport-Action wie in den neuzeitlichen Blockbustern erwartet, dürfte enttäuscht werden. Videothekenkinder, die selbst bei KARATE TIGER 10 (1998) und KICKBOXER 5 (1995) nicht satt waren und Kultfilme wie BLOODSPORT (1988) zu ihren prägendsten Seherfahrungen zählen, werden gut unterhalten und das ein oder andere fette Grinsen im Gesicht haben. Sean David Lowe hat aus dem Nichts ein bemerkenswertes Projekt gestemmt, das einen Liebesbrief an eine gesamte Ära darstellt, um den Freunde des B-Klopper-Kinos nicht herumkommen werden.

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