Wer braucht schon das MCU, wenn es jetzt auch das Poohniverse gibt? Richtig gelesen, die Fabelwesen aus der Rechte-auslaufenden Märchenwelt versammeln sich, um ihr ganz eigenes Franchise aufzubauen – für Horrorfans. Winnie the Pooh machte den, wenig beeindruckenden, Anfang, Bambi und Pinocchio werden noch folgen. Heute geht es aber um den ewig junggebliebenen Peter Pan, der hier allerdings höchst erwachsen ist und Kinder in sein Nimmerland entführen möchte. Hilfe erhält er von Tinkerbell, einem drogensüchtigen Transvestiten. PLAION PICTURES hat den eigenwilligen Horrorfilm jetzt bei uns im Heimkino veröffentlicht und überraschte mich dabei mit einem gar nicht mal so schlechten Schocker.

Regie: Scott Chambers

Darsteller: Megan Placito, Martin Portlock, Kit Green, Peter DeSouza-Feighoney

Artikel von Christian Jürs

Seien wir einmal ehrlich: als vor zwei Jahren die Rechte des netten, honigsüchtigen Bären ausliefen und zu Public Domain wurden, waren alle Horrorfans neugierig, was da auf uns zukommen würde. Letztlich war Winnie the Pooh: Blood and Honey aber ein echter Stinker, der außer ein paar Boobs und billigen Spezialeffekten nichts, aber auch wirklich gar nichts, zu bieten hatte. Da das Teil aber eine Menge Kohle einspielte, folgte nur ein Jahr später Winnie the Pooh: Blood and Honey 2. Der war zwar teurer und handwerklich immerhin als Film zu bezeichnen, in die Annalen der Horrorfilm-Geschichte wird aber auch dieser Ausflug ins blutige Märchenland keinesfalls einziehen. Jetzt liegt uns das nächste Kapitel, in Form von Peter Pan´s Neverland Nightmare vor. Machen wir´s kurz: Auch hier haben wir keinen Streifen vorliegen, der irgendwann als großer Klassiker gelten wird. Das hat aber auch niemand erwartet und umso erstaunlicher ist, dass mir der Schocker tatsächlich ganz gut gefallen hat.

Peter Pan´s Neverland Nightmare beginnt mit einer kleinen Zeichentrickeinleitung, in der die Titelfigur auftritt, wie wir sie aus der disney´schen Welt gewohnt sind. Doch nur wenige Augenblicke später erhaschen wir den Peter Pan (Martin Portlock), der uns hier das Fürchten lehren will. Dabei handelt es sich mitnichten um einen ewigen Jungen, sondern einen ausgewachsenen Mann mittleren Alters, der als Zirkusclown arbeitet und ausschaut, als habe man Joaqiun Phoenix´ und Heath Ledgers Joker-Interpretationen mit Brandon Lees Charakter aus The Crow gemeinsam in einen Topf gesteckt und einmal kräftig umgerührt. Kurz darauf wird seine Darstellung außerdem mit einer Prise Pennywise gewürzt, als er aus einer Bodenluke des Kinderzimmers von James Hook (Lucas Allermann) herauslugt, von wo aus er den Jungen anlocken will, um ihn ins Nimmerland mitzunehmen. Doch dessen Mutter (Kierston Wareing) sieht dies gar nicht gern und versucht, ihren Sohn zu beschützen – mit aller Kraft. Dabei verletzt sie zwar Peter Pan im Gesicht schwer, ihre anschließende Skalpierung bekommt ihr aber weniger gut und das Schicksal des jungen James ist damit besiegelt.

Nach diesem, erstaunlich harten und atmosphärischen, Prolog lernen wir die Geschwister Wendy (Megan Placito) und Michael Darling (Peter DeSouza-Feighoney) kennen, die eine besonders innige Freundschaft verbindet. Wendy, die ältere der beiden, soll Michael an seinem Geburtstag aus der Schule abholen, doch der Junge ist wie vom Erdboden verschluckt. Wir wissen: Peter hat ihn entführt und plant, Michael für immer ins gelobte Nimmerland zu bringen, wo er niemals erwachsen wird. Hilfe bekommt der irre Psycho dabei von Tinkerbell (Kit Green), einem drogenabhängigen Transvestiten, der Peter in allen Belangen hörig ist und sich regelmäßig „Feenstaub“ in die Arme spritzt. Wird es Wendy gelingen, ihren Bruder aus den Händen der Psychos zu befreien, bevor das Nimmerland ihren Bruder für immer verschluckt?

Wer bei Peter Pan´s Neverland Nightmare eine gruselige Märchenadaption erwartet, der muss sich auf eine Überraschung gefasst machen. Denn hier gibt es weder niemals alternde Jungen oder echte Feen, sondern schlichtweg einen massenmordenden Psychopathen, der Kinder auf brutale Art und Weise misshandelt und um die Ecke bringt. Sofern Ihr fein seid mit dieser Prämisse, so erwartet Euch ein durchaus atmosphärischer Psychothriller mit ordentlichen Schauspielern und extrem harten Schockeffekten, die zwar nicht allzu zahlreich auftreten, sich aber auch nicht hinter Terrifier und Co. zu verstecken brauchen. Hier spritzt der Schmodder in netten, handgemachten Effekten, was den Gorehound durchaus zufriedenstellen dürfte. Mit Peter Pan hat das Ganze lediglich bei der Namensgebung und in der Fantasie des verrückten Killers etwas gemein.

Regisseur Scott Chambers Filmographie setzt sich durch allerlei nicht-sehenswerten Horror-Trash-Titeln der Marke Firenado oder Kingdom of the Dinosaurs zusammen. Auch Peter Pan´s Neverland Nightmare ist kein allzu großer Wurf, wusste mich über seine Laufzeit von knapp 90 Minuten aber durchaus zu unterhalten. Dies liegt, neben den handgemachten Effekten und dem hohen Tempo, vor allem an den Hauptdarstellern, die allesamt einen ordentlichen Job machten. Wenn sich das Poohniverse weiter in diese qualitative Richtung entwickelt, darf gerne mehr kommen.

Plaion Pictures hat den Streifen ordentlich synchronisieren lassen und wohlbehalten durch die FSK-Prüfung geboxt, was durchaus erstaunlich ist. Im Bonusmaterial gibt´s ein nettes Making Of, Interviews, Casting Aufnahmen, eine Featurette zu den Special Effects, Deleted Scenes, Trailer und eine Bildergalerie.

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