Als ich vor Jahren einmal mit Rainbow Tours einen Abstecher nach Amsterdam unternahm, bekam ich vor Ort einen unglaublichen Heißhunger auf den dort erhältlichen McKroket vom goldenen M. Woher dieser plötzliche Appetit kam, ist mir bis heute unbegreiflich. Den beiden Hauptfiguren in diesem Film ergeht es ganz ähnlich. Nach einer amtlichen Kräuterkur, erblicken sie im TV Werbung für eine Fastfood Kette und verspüren den Drang, unbedingt deren Fleischbrötchen zu vertilgen. Also nix wie ab ins Auto und ab geht die abenteuerliche Jagd auf Bulettenbrötchen, mehr Gras und eine gehörige Portion Selbstfindung. JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT veröffentlichte den Klassiker nun erstmals in HD auf blauer Scheibe.

Originaltitel: Harold & Kumar Go to White Castle

Regie: Danny Leiner

Darsteller: John Cho, Kal Penn, Paula Garcés, Fred Willard, Ryan Reynolds, Anthony Anderson, Neil Patrick Harris

Artikel von Christian Jürs

Harold (John Cho) leidet sehr unter seiner Schüchtenheit. Der liebenswerte Kerl kann sich einfach nicht aufraffen, seine heiße Nachbarin Maria (Paula Garcés), die er regelmäßig im Fahrstuhl antrifft, anzusprechen. Schlimmer trifft es ihn noch im Büro, wo er sich von seinen Kollegen Billy (Ethan Embry) und J.D. (Rob Tinkler) herumschubsen lässt. Als diese am Freitag einen draufmachen wollen, übergeben sie ihre Aufgaben dem armen Harold, der gerade ins Wochenende starten wollte. Doch auch sein bester Kumpel Kumar (Kal Penn) hat es nicht leicht. Als Sohn aus einer Ärztefamilie, sieht es sein Vater (Errol Sitahal) als selbstverständlich an, dass Kumar dem Traditionspfad folgt. Doch der hat überhaupt keine Lust darauf und versemmelt absichtlich sein Vorstellungsgespräch bei Dr. Willoughby (Fred Willard). Dank der Finanzspritzen seines Vaters führt Kumar trotzdem weiterhin ein sorgenfreies Leben.

Ein Großteil seines Geldes investiert er in Marihuana, welches bevorzugt abends vor dem Fernseher zusammen mit seinem besten Kumpel Harold konsumiert wird. Völlig zugedröhnt, erblicken die beiden im TV plötzlich ein Werbeclip der Fastfoodkette White Castle. Zack – überkommt die beiden Kiffer der Fressflash. Trotz Harolds Bedenken, noch einen Haufen Arbeit vor sich zu haben, setzen sich die beiden in sein Auto und begeben sich auf eine abenteuerliche Odysee. Denn einen White Castle zu finden ist gar nicht so leicht wie gedacht. Und wer hätte geahnt, dass sich auf dem Weg dorthin gefährliche Geparden, Waschbären, entstellte Hillbillies mitsamt nymphomaner Freundin oder gar Neil Patrick Harris befinden, die ihre Reise zu einem wilden Road Trip mutieren lassen? Werden Harold & Kumar ihre ersehnte Frittenbude finden? Soviel sei verraten: Ihr Leben wird im Anschluss an diese Reise nicht mehr dasselbe sein…

Regisseur Danny Leiner, der auch den unglaublich witzigen Ey Mann, wo ist mein Auto? zu verantworten hat, erzählt hier genau in dem Ton, der den Nerv des jungen Publikums aus der American Pie Generation treffen sollte und der die (Kino)-Kassen des jungen Jahrtausends klingeln ließ Zwar wurde aus Harold & Kumar kein Mega-Erfolg, doch auf dem Heimkinomarkt lief der Film wie warme Semmel und so brachte es das neugeborene Franchise auf zwei Sequels und einen Kurzfilm. Selbstverständlich ist die Story grober Unfug und die erlebten Abenteuer eine Ansammlung von einzelnen Sequenzen, in denen diverse Gaststars ihr Stelldichein gaben. Macht aber nix, denn die Kifferkomödie landet immer wieder Punktlandungen bei den Gags (auch wenn nicht jeder Witz zieht, die Trefferquote ist enorm). Leider wird uns Danny Leiner nie mehr soviel Spaß bereiten können, da er 2018, im Alter von 57 Jahren, an Lungenkrebs verstarb.

Neben den vielen Lachern bieten die zahlreichen Gastauftritte immer wieder einen Aha-Effekt. Ob Ryan Reynolds, der zusammen mit Kal Penn in Party Animals agierte, Fred Willard, den wir als Vater von Phil Dunphy von der Modern Family kennen oder Malin Akerman als nymphomane Freundin eines entstellten Irren namens Freakshow (Christopher Meloni), alle machten diesen Spaß in irrwitzigen Rollen mit. Vor allem Neil Patrick Harris sollte man hervorheben, der, noch vor How I Met Your Mother, hier immer auf Doogie Howser angesprochen wird und eine sexgeile, drogenverseuchte Version seiner Selbst spielt. Wirklich brüllend komisch und herrlich selbstironisch.

Leider empfand man es hierzulande als gute Idee, die beiden Hauptrollen, anstatt von gestandenen Synchronsprechern, von Comedians vertonen zu lassen. Im Falle Kal Penns halb so wild, denn der engagierte Rick Cavanian verfügte bereits über Synchronerfahrung (er sprach u.a. Austin Powers in den Teilen 2 und 3 der Reihe) und verpasst seinem Charakter einen lustigen, indischen Akzent. Heute würde man sich dies allerdings nicht mehr trauen, aufgrund von political correctness. Als Fehlentscheidung sollte sich die Besetzung von Oliver Pocher auf John Cho herausstellen. Der gibt sich zwar hörbar Mühe, kann aber trotzdem nicht verbergen, dass er kein ausgebildeter Synchronsprecher ist. Wer sich daran stört, dem bleibt natürlich der Originalton.

Bild- (1,78:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Englisch in 5.1 DTS-HD MA) hört und sieht man ihr Alter von 17 Jahren nicht an (dafür aber der ein- oder anderen Rückprojektion). Deutsche Untertitel sind alternativ zuschaltbar. Das Bonusmaterial ist prall gefüllt. Es gibt Deleted- und Extended Scenes, Outtakes, Interviews, einen Blick hinter die Kulissen und Pocher und Kavanian bei der Synchronarbeit. Einen ganzen Batzen also.

Wer mal wieder Bock auf anspruchslose- und zeitlose Unterhaltung hat, der sollte sich Harold & Kumar zulegen, zumal die Blu-ray günstig angeboten wird.

Trailer:

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