Sowohl bei Pantoffelkino auf Massengeschmack.TV, als auch in unserem hauseigenen Podcast haben wir vor kurzer Zeit den italienischen Schmuddelkrimi, genannt Giallo, behandelt. Meist ist es ein behandschuhter Killer, der darin auf Dirnenjagd geht, um denen seine Messersammlung stolz zu präsentieren. In beiden Formaten kamen wir zu 100% überein, dass der von Sergio Martino inszenierte Der Killer von Wien zu den Höhepunkten des Genres gehört. Vom Erfolg seines Thrillers beflügelt, drehte Martino innerhalb kürzester Zeit vier weitere Genrevertreter, die allesamt sehenswert sind. Der Nachfolgefilm zum Wiener Killer war der hier behandelte Der Schwanz des Skorpions, den ILLUSIONS UNLTD. FILMS nun in einem Double-Feature Mediabook (wahlweise mit dem Motiv des einen- oder des anderen Films) veröffentlicht haben. Ob der Film an seinen Vorgänger heranreichen kann und welchen Schocker das Mediabook sonst noch im Gepäck hat? Ich verrate es Euch im Artikel.

Originaltitel: La coda dello scorpione

Alternativtitel: Der Schwanz des Skorpion

Regie: Sergio Martino

Darsteller: George Hilton, Anita Strindberg, Alberto de Mendoza, Janine Reynaud, Luis Barboo

Artikel von Christian Jürs

Die in London lebende Lisa Baumer (Evelyn Stewart) führt keine glückliche Ehe. Ihr beruflich erfolgreicher, gutsituierter Ehemann Kurt (Fulvio Mingozzi) verbringt die meiste Zeit in Griechenland, wo sich sein Firmensitz, und, wie wir später feststellen werden, auch seine Geliebte befindet. Seine aktuelle Reise endet mit einem Knalleffekt, da das Flugzeug, in dem er sich befindet, auf mysteriöse Art und Weise explodiert. Er hinterlässt seiner Witwe, die sich während des Zeitpunktes des Unglücks daheim ebenfalls mit einem Seitensprung im Ehebett amüsiert, eine Lebensversicherung über 1 Millionen US-Dollar, umgerechnet 400.000 Pfund Sterling. Mit diesem Geld plant Lisa ein sorgenfreies Leben. Doch es kommt ganz anders für sie als erhofft.

Denn plötzlich stehen die Bittsteller und Erpresser vor ihrer Tür. Zunächst ist es nur ihr drogensüchtiger Ex-Liebhaber, der lediglich ein paar hundert Dollar vom Kuchen abhaben möchte, ansonsten würde er der Polizei verraten, dass Lisa ihrem Gatten untreu war. Dies würde den Verdacht erhärten, dass sie am Flugzeugunglück nicht ganz unbeteiligt war. Kurz darauf bekommt der Erpresser jedoch Besuch von einem Killer mit Rasiermesser und segnet daher flott das Zeitliche. Lisa, die den sterbenden Körper ihres Ex-Liebhabers entdeckt, flieht daraufhin nach Athen. Der Versicherungsagent Paul Lynch (George Hilton), der ebenfalls den Verdacht hegt, dass Lisa etwas mit dem Ableben ihres Mannes zu tun haben könnte, folgt ihr dorthin. Er soll Beweise sammeln für seinen Arbeitgeber, um zu verhindern, dass die hohe Versicherungssumme gezahlt werden muss.

Kaum in Athen angekommen, wird Lisa auch schon von weiteren Erbschleichern bedroht. Die attraktive Lara Florakis (Janine Reynaud) behauptet, dass Kurt Baumer eine Liebesbeziehung zu ihr pflegte und sein Testament zu ihren Gunsten ändern wollte, ehe er urplötzlich verstarb. Ihr tumber Bodyguard Sharif (Luis Barboo) erhöht zudem den Druck auf die verängstigte Witwe, die sich nur mit Mühe und Not ihren Erpressern entziehen kann.

Doch der Killer lässt sich nicht so leicht abschütteln und schlägt, kurz nachdem Lisa das Geld von der Bank abgehoben hat, gnadenlos zu. Hauptverdächtiger der Bluttat ist für die hiesige Polizei ausgerechnet Paul Lynch, der mit Hilfe der französischen Journalistin Cléo Dupont (Anita Strindberg) versucht, dem Geheimnis des Mörders auf die Spur zu kommen, um seine Unschuld zu beweisen. Und dann ist da auch noch das Geld, welches spurlos verschwunden ist…

Sergio Martinos zweiter Giallo-Beitrag ist über weite Strecken mehr konventioneller Krimi, als gruseliger Thriller. Nur hier und da, wenn der Killer mal wieder zuschlägt, entsteht die Gruselstimmung, die in Der Killer von Wien beinahe allgegenwärtig war. Dafür wartet Der Schwanz des Skorpions mit einer spannenden Krimihandlung auf, die zum Mitraten einlädt. Die Auflösung des Falles ist zudem durchdacht, schlüssig und absolut nicht vorherzusehen. Ach ja, ein paar fiese Mordszenen gibt es natürlich auch zu bewundern.

George Hilton, der ebenfalls im Vorgängerfilm dabei war, macht auch hier eine gute Figur. Der Mann dürfte vor allem Italowesternfans ein Begriff sein. So spielte er u.a. die zweite Hauptrolle in Lucio Fulcis Django – Sein Gesangbuch war der Colt neben Franco Nero. Ihn zur Seite steht eine weibliche Besetzung, die man in drei Kategorien einteilen kann: Hübsch, hübscher und Anita Strindberg. Die Schwedin war im Folgejahr an der Seite von Ex-Bond George Lazenby in dem ungewöhnlichen Giallo The Child – Die Stadt wird zum Alptraum zu sehen, in dem ausnahmsweise keine Frauen, sondern Kinder die Opfer des Killers waren. Im Jahr 1981 hängte Strindberg, ihren Schauspieljob ab den Nagel, nachdem sie einen amerikanischen Millionär heiratete und nach Los Angeles zog.

Die Bildqualität (2,35:1 / 1080p) ist für einen vergessenen Film dieses Alters erstaunlich gut. Auch der Ton (Deutsch und Italienisch DTS-HD Audio Master 1.0) ist ausgezeichnet. In der deutschen Sprachfassung sind übrigens gleich zwei Tonspuren vorhanden. Eine mit der Kinosynchro, in der George Hilton von Charles Bronson Stammsprecher Michael Chevalier eingesprochen wurde, die andere mit der Videosynchronisation, in der Norbert Gescher, den man häufig auf Steve Martin einsetzte, auf Hilton zu hören ist. Beide Synchronfassungen sind äußerst solide, wobei die Kinosynchro die Nase vorn hat, auch wenn diese an manchen, nur wenige Sekunden andauernden Stellen, ein wenig dumpf daher kommt.

Als Bonus gibt es eine Featurette mit Regisseur Sergio Martino, den deutschen Vor- und Abspann, diverse Trailer, eine Bildergalerie, ein Booklet von Stefan Kaiser und eben den Bonusfilm, zu dessen Rezi Ihr durch einen Klick auf das hier drunter stehende Foto kommt.

Bonusfilm (Rezi folgt demnächst)

Fans italienischer Giallis müssen-, alle anderen Interessierten sollten aber auch zuschlagen bei diesem genialen Mediabook aus dem Hause Illusions Unltd. films, welches in Zusammenarbeit mit filmArt entstand. Kauftipp!

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