Mit den sechsbeinigen, fleißigen Krabbelviechern begann meine Leidenschaft für Horrorgeschichten. Im zarten Alter von sechs Jahren nötigte ich meine Eltern, mir ein Gruselhörspiel über mutierte Riesenameisen im hiesigen Supermarkt zu kaufen. Die Geschichte zog mich sofort in ihren Bann. Einige Jahre später entdeckte ich dann selbige Monster auf Videoband. Ob „Formicula“ oder „Phase IV„, meine Begeisterung war immer noch ungebrochen. Erst viele Jahre später, im Abendprogramm eines Privatsenders, erfuhr ich von dieser Verfilmung, in der sich „Der Denver Clan“ – Biest Joan Collins sich als Grundstücksmaklerin mit den Riesenameisen anlegt. HANSESOUND spendierte dem Klassiker ein paar neu remasterte Auflagen.

Originaltitel: Empire of the Ants

Regie: Bert I. Gordon

Darsteller: Joan Collins, Robert Lansing, John David Carson, Pamela Susan Shoop, Robert Pine

Artikel von Christian Jürs

Gleich zu Beginn werden wir Zeuge nicht ganz artgerechter Endlagerung von Atommüll. Die Besatzung eines kleinen Schiffes entsorgt mit den Worten „Radioactive Waste“ markierte Fässer nicht unweit der Küste im Meer. Doch aus dem heimlichen Unterwasser-Gorleben wird nix, denn schon bald wird eines der besagten Fässer am nahegelegenen Strand, der den wohlklingenden Namen Dreamland Shores trägt, angespült. Der quecksilberfarbene Inhalt quillt aus dem Behälter bereits an der Seite heraus. Scheinbar wurden die Fässer bei Wish bestellt. Die heraustretende Pampe lockt jedenfalls die Ameisen an, die sich ja bekanntermaßen von süßlich schmeckendem Atommüll ernähren. Klar, dass dies zur Mutation der Tierchen führen muss.

Derweil macht sich das Schiff von Dan Stokely (Robert Lansing) auf, eben diesen Strand anzusteuern. An Bord befindet sich die windige Immobilienmaklerin Marilyn Fryser (Joan Collins), die an den Dreamland Shores diverse, überteuerte Grundstücke an den Mann bringen möchte, sowie eine illustre Schar von mehr- oder minder kaufwilligen Interessenten. Gemeinsam starten sie eine Rundfahrt über das Gelände, welche zunächst von einigen Zwischenstopps unterbrochen wird, bei denen die Maklerin ihren Gästen allerlei Snacks kredenzt. Doch schon bald tauchen die titelgebenden Riesenameisen auf, die ebenfalls auf der Suche nach Snacks sind…menschlichen Snacks…

Soviel zur Ausgangssituation, die uns B-Film Meister Bert I. Gordon (Die Nacht des Hexenjägers) hier, sehr lose auf einer Geschichte von H.G. Wells (Die Zeitmaschine) basierend, auftischt. Gordon kann sich übrigens rühmen, der meistvertretende Regisseur der Mystery Science Theater 3000 – Reihe zu sein, die quasi den Ursprung zum hiesigen SchleFaz darstellt. Und in eben diese Kategorie fällt auch In der Gewalt der Riesenameisen – Trash, aber vom Allerfeinsten. Denn hier ist durchgehend was los. „Das ist kein Picknick!“ warnt uns bereits das Mediabookcover.

Tatsächlich ist der Film ein Fest für Trashfans. Es geht schon mit den Charakteren los, die sich aus Figuren, wie einem Rentnerehepaar, welches nur der Gratissandwiches wegen an der Tour teilnimmt oder einem verheirateten Arschloch mit Thomas Danneberg Synchronstimme, der ganz nebenbei seine Frau den Biestern zum Fraß überlässt, zusammensetzt. Aber auch sympathischere Figuren, wie die hübsche, junge Coreen Bradford (Pamela Susan Shoop), die sich unbedingt ein Haus kaufen möchte oder der alleinreisende Joe Morrison (John David Carson), der sich des Öfteren als Retter in der Not herausstellt, sind zugegen. Selbstverständlich bahnt sich zwischen den beiden letztgenannten eine Romanze an. Soviel Zeit muss sein. Vier Jahre später hatte Pamela Susan Shoops Charakter in Halloween II – Das Grauen kehrt zurück weit weniger Glück, als sie zum Liebesspiel in den Whirlpool stieg. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die eigentlichen Hauptfiguren sind aber die Ameisen, die teilweise aus echten, ins Bild hineinkopierten Tieren bestehen und teilweise aus handgesteuerten Puppenattrappen. Beide Effekte sind eher weniger geglückt und unterstreichen das Trashpotential des Streifens deutlich. So laufen die echten Tiere hier und da nicht die Häuserwände hinauf, sondern den daneben liegenden Himmel, was scheinbar niemandem auffiel. Die knopfäugigen Puppen, die immer dann eingesetzt werden, wenn mal wieder ein Protagonist in Nahaufnahme zerfleischt wird, erinnern an alte, japanische Monsterfilme oder gar die Streifen des legendären Ed Wood. Einfach köstlich (die Effekte und das Mahl der Ameisen).

In der Gewalt der Riesenameisen spaltet sein Publikum. Für den anspruchsvollen Filmkonsumenten eine Qual, zelebriert der Trashfilmfan hier ein Fest. Höhepunkt ist das Finale, welches mit einem Plottwist daher kommt, der im einleitenden Offtext zu Beginn des Films bereits angedeutet wird. Total bescheuert, aber immerhin lustig und originell, Ihr werdet sehen. Man sollte nur nicht mit der falschen Erwartungshaltung an den Streifen herangehen. Was den Film von heutigen Trashproduktionen deutlich unterscheidet ist das gelungene Schauspiel. Insbesondere natürlich Joan Collins, die wenige Jahre später als Alexis Colby in Der Denver-Clan unsterblich wurde.

Vor fünf Jahren erschien der Film bereits innerhalb der Creature Collection von Koch Films auf Blu-ray. Doch diese Scheibe ist mittlerweile vergriffen. Deshalb freut es mich umso mehr, dass sich Hansesound dem Film angenommen hat und ein Mediabook mit neuer HD-Abtastung auf den Markt gebracht hat. Diese erstrahlt in satten Farben mit ordentlicher Schärfe. Nur hin und wieder grisselt es etwas, aber das ist zu verschmerzen. Der Ton in Deutsch und Englisch liegt in rauschfreiem DD 2.0 vor. Untertitel in deutsch und englisch sind ebenfalls vorhanden. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar des Regisseurs, Trailer und ein informatives Booklet, verfasst von Nando Rohner, inklusive diverser Filmographien.

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