Sie ist einfach nicht totzukriegen, die Serie, die bereits zu meiner Kindheit maßgeblich mit dafür gesorgt hat, dass ich mich zu einem Hörspielfan entwickelte. Mittlerweile sind die drei Detektive bei ihrem 216. Fall angekommen (Sonderfolgen außen vor gelassen). Klar, dass sich nicht jede Folge zu einem Kultklassiker mauserte. Wie diesbezüglich die Chancen beim vorliegenden Fall ausschauen, könnt Ihr nun herausfinden, denn EUROPA / SONY MUSIC haben den Krimi um ein sagenumwobenes Experiment mit dem Titel XFLR-7 just veröffentlicht.

Regie: Heikedine Körting

Sprecher: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich, Axel Milberg, Sandra Schwittau

Klappentext:

XFLR-7 – ein geheimes Forschungsprojekt – ist in Gefahr! Unbekannte Gangster scheinen den Diebstahl der geheimen Unterlagen zu planen, doch der einzige Zeuge, den Justus, Peter und Bob befragen können, ist ein Halsbandsittich namens Huxley. Damit die Konstruktionspläne von XFLR-7 nicht in die falschen Hände geraten, müssen die drei ??? ihr Können unter Beweis stellen. Werden die Detektive das Geheimprojekt retten?

Artikel von Christian Jürs

Die wohl ältesten Teenager der Welt sind wieder da (wobei sie niemals weg waren). Seit 1979 erfreut uns das Label Europa immer wieder mit neuen, kniffligen Rätseln, die vor allem von Mastermind Justus Jonas (Oliver Rohrbeck) innerhalb einer Stunde Laufzeit gelöst werden. Damals, zu den Anfängen, gelang ihm dies jeweils in etwa 40 Minuten, doch niemand wird jünger und so braucht er, gemeinsam mit seinen Freunden Peter Shaw (Jens Wawrczeck) und Bob Andrews (Andreas Fröhlich), heute nun immer etwas länger, ehe die grauen Zellen ihren Dienst verrichten. Alte Teenie-Männer sind halt kein D-Zug und das älteste Mitglied (Wawrczeck) feiert am 12. Juli diesen Jahres ja auch schon seinen 59. Geburtstag. Trotzdem, zumindest wenn man über die Jahre drangeblieben ist, hört man das Alter der drei Detektive kaum heraus. Wer heute mit einer neuen Folge erstmals in den Drei Fragezeichen-Kosmos startet, der könnte sich hingegen wundern, warum die Figuren im Hörspiel Ben Stiller, John Cusack und Spence aus King of Queens (Patton Oswalt) immer nur Limonade anbieten, anstelle eines kühlen Blonden.

Oliver Rohrbeck

Widmen wir uns aber dem vorliegenden Fall. Sprechende Vögel gehören seit der ersten Stunde irgendwie dazu. Immerhin hieß die erste Folge „…und der Superpapagei„. Seither lebt Blacky, der Papagei, in der Zentrale der drei Detektive. Eingesprochen wird sein Gekrächze seit Urbeginn der Zeit von Regisseurin Heikedine Körting. Auch dieses Mal spielt ein Vogel eine wichtige Rolle. Glaubt man dem unheimlich wirkenden Coverbild, so müsste es sich um eine Krähe oder ähnliches Federvieh handeln. Doch weit gefehlt. Das Cover hat mit der aktuellen Folge so gar nichts gemeinsam und der dort so bedrohlich wirkende Vogelschatten entpuppt sich als harmloser Halsbandsittich names Huxley (Achim Buch), der laut seiner Besitzerin Kendra Bowman (Sandra Schwittau) enorm sprachbegabt sein soll – so sehr, dass er perfekt die Hähnchenwerbung aus dem Fernsehen nachäffen kann.

Als Huxley kürzlich mal wieder für eine Viertelstunde ausbüchste, schnappte das Federvieh dabei in der Nachbarschaft ein paar Sätze auf, die seine Besitzerin erschaudern ließen. Nein, kein Mordgeständnis wurde hier aufgeschnappt, sondern der Name eines streng geheimen Experiments namens „XFLR-7„, welches sich böse Buben und Bubinnen unter den Nagel zu reißen versuchen. Ottonormalbürger kann sich darunter natürlich nichts vorstellen, wohl aber die Vogelbesitzerin, die im Labor an eben diesem ach so streng geheimen Experiment arbeitet. Dieses ist so exklusiv, dass die Auftraggeberin ihren engagierten Detektiven nicht im Detail erklären möchte, worum es dabei eigentlich geht. Und so entpuppt sich „XFLR-7“ ein reiner McGuffin, der als Aufhänger für die folgenden Ermittlungen dient.

Hier ein Halsbandsittich – keine Ahnung, ob der Huxley heißt

Justus und Peter machen sich auf, die Bewohner der Nachbarschaft auszuhorchen, was in dieser Hörspielversion, entgegen der Buchvorlage, erheblich gekürzt wurde. Währenddessen versucht Bob, sich Zugang zum streng geheimen Labor zu erschleichen, in dem an XFLR-7 gearbeitet wird. Sein Abenteuer hätte wunderbares Potential gehabt, in diesem Hörspiel untergebracht zu werden, doch leider entschied man sich, ganz entgegen dem Motto „Show, don´t tell„, ihn seine Ermittlungserfolge einfach den Detektivkollegen nachzuerzählen. Eines der Mankos in dieser Folge.

Und so zieht sich die erste Hälfte von Die drei ??? – Die Schwingen des Unheils leider immens mit Erklärungen, ehe die Drei dann gemeinsam bei Matt (Manfred Liptow) und Carol (Gerlinde Dillge) klingeln, einem alten Ehepaar, die sich, ganz ohne dass diesmal irgendwie groß ermittelt werden muss, quasi selbst als die gesuchten Verbrecher outet. Nun ist natürlich nicht gleich alles vorbei, denn die Gangsterrentner nutzen ihre selbstgepanschte Limonade mit Betäubingsmittelaroma, um die Jungs mal wieder, wie alle paar Folgen, außer Gefecht setzen. Ab diesem Moment gewinnt die Folge sichtlich an Tempo und die Jungs geraten teilweise sogar in Lebensgefahr. Nicht alles, was fortan geschieht, ist zwar wirklich logisch, doch immerhin ist jetzt Action angesagt.

Sandra Schwittau

So rettet sich diese Episode, nach schwachem Start, doch noch vor dem Absturz. Klar, bei über 200 Folgen können nicht immer Highlights dabei sein. Vor allem aber sollte man keinesfalls Vergleiche ziehen mit den Folgen aus den ersten Jahren, in denen beinahe jede Folge zu einer Sternstunde der Hörspielszene wurde. Vielmehr sollte man sich freuen, dass die alte Garde sich noch immer in ihren Jugendrollen vors Mikro setzt, ja, sogar immer noch auf Tournee geht. Wer richtig spannende, neuere Werke hören möchte, der sollte unbedingt die Planetariumsfolgen aufsuchen, da sich diese bislang allesamt als hochwertig erwiesen. Dies hier ist hingegen eher ein Snack für Zwischendurch, der relativ schnell in Vergessenheit in den Köpfen der Hörer geraten wird. Die Sprecherleistungen der Hauptakteure ist wie immer richtig gut. Sandra Schwittau blieb wohl nach der Aufnahme von Gruselserie Folge 9: Terror im Geisterhaus noch ein paar Stunden im Studio, um diese Rolle ebenfalls aufzuzeichnen. Die Stammsprecherin von Hilary Swank und Bart Simpson überzeugt wie immer. Ebenso leistet das Gangsterpärchen gute Arbeit. Axel Milberg macht als Erzähler wie immer eine gute Figur, wird vom Autoren André Minninger aber, zumindest für meinen Geschmack, ein wenig zu selten eingesetzt. Die kleinen Nebenrollen wurden aber, wie so oft in letzter Zeit, mit ganz schwachen Sprechern besetzt. Schade, dass auf diese Art und Weise gespart wird – das war mal anders.

Die drei ??? – Die Schwingen des Unheils ist eine Folge für beinharte Fans. So mancher Logikfehler (der Sittich gibt einen Glockenlaut als menschlich gesprochenes „Ding Dong“ wieder) hätte nicht sein müssen. Trotzdem ist es schön, die drei alten Recken immer noch in Aktion zu hören. Wer weiß, wie lange dies noch der Fall ist. Zur Zeit übernehmen sie noch jeden Fall – und das ist gut so.

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