Vor Monaten bereits wurde die neue Episode der Gruselserie aus dem Hause EUROPA angekündigt, ließ dann aber doch auf sich warten. Das Cover mit dem Hexenbrett, dem Medium mit den weißen Augenhölen und dem dämonischen Bösewicht im Hintergrund macht aufgrund seines unheimlichen Eindrucks schonmal neugierig. Doch hält der Inhalt, was die Verpackung verspricht?

Buch und Effekte: André Minninger

Regie und Produktion: Heikedine Körting

Sprecher: Stephanie Kirchberger, Reinhilt Schneider, Manuela Dahm, Sandra Schwittau, Andreas Fröhlich

Klappentext:

Aus einer Laune heraus überredet Claudia die Gäste ihrer Geburtstagsfeier zu einem unheimlichen Experiment. Bei einer Seance beschwört die vergnügte Runde den Geist eines berüchtigten Massenmörders. Die Situation gerät binnen Minuten außer Kontrolle und die Party entwickelt sich zu einer Odyssee des Grauens…

Artikel von Christian Jürs

Als ich das von Wolfram Damerius entworfene Cover in der Vorankündigung zu Ouija – Terror im Geisterhaus erblickte, kamen sofort Jugenderinnerungen hoch. Es erinnerte mich an die Zeit, als ich aus der Videothek die Horrorfilme des Herrn Kevin S. Tenney zum ersten Mal entlieh. Kennt Ihr nicht? Tja, dann habt Ihr die sehenswerten B-Grusler Witchboard – Die Hexenfalle und vor allem den Halloween-Kulthorrorfilm Night of the Demons verpasst. Die Inhaltsangabe des Hörspiels, die Ihr weiter oben nachlesen könnt, verhärtet zunächst den Verdacht, dass Autor André Minninger sich bei eben diesen B-Filmen deutlich inspirieren ließ und ihre Stories in den Mixer packte.

Reinhilt Schneider

Selbstverständlich geht es in Witchboard – Die Hexenfalle ebenfalls um ein sogenanntes Ouija-Brett, mit dem ein böser Geist ins Leben beschworen wird, während in Night of the Demons eine Gruppe junger Leute eine Party in einem verlassenen, alten Haus feiert. Und in genau so einem Haus spielt die Handlung von Ouija – Terror im Geisterhaus. Geburtstagskind Claudia (Stephanie Kirchberger) lässt ihre Geburtstagssause nämlich nicht irgendwo stattfinden. Sie lädt ihre Freundinnen Birgit (Reinhilt Schneider), Susanne (Manuela Dahm) und Maxi (Sandra Schwittau) in ein verlassenes Haus, welches am Folgetag abgerissen werden soll. Doch vorher plant sie, zusammen mit ihren Freundinnen, den einstigen Bewohner des Anwesens, Detlef Rot (Andreas Fröhlich), im Jenseits mit ihrem Ouijabrett zu kontaktieren. Der war zeitlebens ein Frauenmörder, der, als er überführt wurde, in den Freitod flüchtete. Nun sollen die Freundinnen dem Killer im Jenseits nochmal richtig die Leviten lesen. Klingt doch logisch, oder?

Nein, eigentlich nicht. Macht aber auch nix, denn die ganze Chose entpuppt sich als Schwindel, mit dem Claudia ihre Gäste hopps nehmen möchte. Hierfür postierte sie vorab ihre Schwester Heidi (Regine Lamster) auf dem Dach des Gebäudes, um dort auf ihren Einsatz als unheimlicher Geist zu warten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Sandra Schwittau

Zunächst gelingt der Schwindel und Claudia scheint plötzlich mit fremder Stimme aus dem Totenreich zu ihren Freundinnen zu sprechen. Doch dann kommt es zu einem katastrophalen Zwischenfall, als Heidi plötzlich durch den Kamin in den Tod rauscht, direkt vor die Füße der erschrockenen Ladies. Diese sind natürlich entsetzt und geraten in Panik. Es soll nicht das einzige Opfer bleiben, denn plötzlich steht eine unheimliche Gestalt vor den verängstigten Frauen, die sie mit ihrem Ouijaboard aus dem Totenreich zurückgeholt haben: Der Massenmörder Detlef Rot.

Die Idee zu der Mär partygeiler Damen, die in einem alten, verlassenen Gemäuer eine Séance abhalten und damit das Böse in unsere Welt zurückholen, ist eine ganz vorzügliche, wie die oben genannten Filmvorbilder eindeutig belegen. Auch die Besetzung kann sich einmal mehr sehen lassen. So tritt neben Europa-Urgestein Reinhilt Schneider, die mit ihren 75 Lenzen immer noch erstaunlich jung klingt, erstmals Sandra Schwittau vor das Mikrofon von Regisseurin Heikedine Körting. Die als deutsche Stimme von Bart Simpson bekannt gewordene Sprecherin, die auch auf Fairuza Balk in Der Hexenclub zu hören war, wo sie ebenfalls das Böse beschwörte, spricht passenderweise die kernigste der Frauenrollen. Highlight im Cast ist aber selbstverständlich Andreas Fröhlich, der sich redlich bemüht, dem Killer Detlef Rot einen schmierig-diabolischen Anstrich zu verpassen. Witzig, dass er dabei ein wenig nach Martin Semmelrogge klingt.

Andreas Fröhlich

Trotz all dieser schmackhaften Zutaten, ist es Autor André Minninger leider erneut nicht gelungen, ein vollends überzeugendes Hörspielskript abzuliefern. So nutzt er die Location des alten, verlassenen Gebäudes, das quasi dazu einlädt, durch dunkle Gänge und Räume zu schleichen, um sich vor dem gruseligen Mörder zu verstecken, schlichtweg gar nicht. Tatsächlich spielt die Location letztendlich gar keine Rolle und als sich endlich die Gelegenheit bieten würde, das Gebäude nach einem sicheren Versteck abzusuchen, warten die Damen stattdessen regungslos an Ort und Stelle auf die Rückkehr des Killers, der sich gerade aufgemacht hat, eine der Damen von ihrer Flucht abzuhalten. Hinzu kommt, dass Detlef Rot ein richtiger Lappen ist, der sich mühelos aufs Kreuz legen lässt. Merke, wenn eine Frau einen Anzug anzieht, sieht sie automatisch aus wie ein Mann.

Leider sind dies nicht die einzigen Defizite, denn wie auch in den Folgen zuvor, begeht man den Fehler, auf einen erklärenden, die Atmosphäre ausschmückenden Erzähler zu verzichten. Stattdessen lauscht man in der ersten Hälfte der Geschichte viel zu lange auf der Stelle tretenden Dialogen zwischen den Damen, die sich gerne mal zuprosten und allerlei Oberflächlichkeiten von sich geben, statt uns die Figuren in irgendeiner Form so nahe zu bringen, dass uns ihr mögliches Ableben interessieren könnte.

André Minninger

Ein weiteres Manko ist die Musikauswahl, die nur wenig gruselig wirkt und oftmals, ebenso wie die Soundeffekte, zu spärlich und zu leise abgemischt wurde. Dies hier ist Gruselkino für die Ohren, da dürfte es gerne auchmal krachen.

Bitte nicht falsch verstehen, André Minninger hat im Grunde gute Ideen, nur sollte er sich vielleicht einen Co-Autoren gönnen, der dem Ganzen auch etwas Drive und somit frischen Wind verpasst.

Ouija – Terror im Geisterhaus gehört, aufgrund der guten Idee und den kultigen Sprechern, durchaus zu den besseren Hörspielen der neuen Gruselserie. Doch wie so oft in dieser Reihe, ist noch gewaltig Luft nach oben. Und „Ouija“ spricht sich „Wie-dscha“ und nicht „Wie-ja“, aber das nur so nebenbei.

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