Am 26. Mai letzten Jahres verstarb Hollywoodschauspieler Ray Liotta im Alter von nur 67 Jahren. Er befand sich zu der Zeit in der Dominikanischen Republik, um den Thriller Dangerous Waters zu drehen. Die Filmographie des Charakterdarstellers ist bunt gemischt, wobei Liotta oftmals, aufgrund seines markanten Gesichts, auf die Rolle des Bösewichts abonniert war. Aber auch ambivalente Figuren, wie die des Henry Hill in Martin Scorseses Mafiaopus Good Fellas, füllte er überzeugend mit Leben. Unter der Regie des späteren Bond-Regisseurs Martin Campbell (Goldeneye / Casino Royale) durfte sich Liotta dann sogar als Actionheld versuchen. Herausgekommen ist ein launiger SciFi-Knastthriller mit saftig-brutalen Szenen, der auch heute noch Spaß bereitet, obwohl der futuristische Teil selbstverständlich veraltet wirkt. TURBINE MEDIEN veröffentlichte den Kracher zunächst als rasch ausverkauftes Mediabook (inklusive UHD-Weltpremiere), legte dann eine Softbox-Variante für 4K-Fans nach und bedient nun das Blu-ray Publikum mit einer Doppeldisc-Softbox.

Originaltitel: No Escape

Regie: Martin Campbell

Darsteller: Ray Liotta, Lance Henriksen, Ernie Hudson, Stuart Wilson, Kevin Dillon, Kevin J. O´Connor

Artikel von Christian Jürs

Die Handlung von Flucht aus Absolom findet in der Zukunft statt – im Jahr 2022. Herrje, dachte ich mir, als ich in den ersten Filmminuten sah, wie man sich doch vor 28 Jahren unsere heutigen Gefängnisse vorstellte, ist schon putzig. Aber Schwamm drüber, kämpfte sich doch Snake Plissken bereits 1997 durch die Gefängnisinsel Manhattan und Marty McFly nutzte vor sieben Jahren ein Hoverboard und aß dehydrierte Pizza. Immerhin, niemand muss bis heute Soylent Green vertilgen, auch wenn so mancher Plant based Burger einer berühmten Fastfoodkette möglicherweise doch Menschenfleisch beinhaltet. Wer weiss, wer weiss?

Den ehemaligen Kriegshelden Cpt. J.T. Robbins (Ray Liotta) verschlägt es jedenfalls lebenslänglich in so ein Zukunftsgefängnis, nachdem er, aus uns zunächst unerfindlichen Gründen, seinen Vorgesetzten aus nächster Nähe per Kopfschuss von seinem Dasein erlöste. Der dort tätige Gefängnisdirektor (Michael Lerner) entpuppt sich selbstredend als Arschloch, dem nichtmal Donald Sutherlands Darstellung als widerlicher Drumgoole in Lock Up – Überleben ist alles den Rang des Kotzbrockens streitig machen kann. Egal, wie Schwurbel-Wendler sagen würde, Robbins hat eh nicht vor, sein Dasein im fensterlosen Betonklotz zu verbringen und geht auf Konfrontationskurs.

Ihm wird auferlegt, seinen Zellengenossen (David Argue), der sich des Verstoßes gegen die Gefängnisregeln, das verbrecherische Horten von etwas Brot, schuldig gemacht hat, mit einem futuristischen Elektroschocker zu foltern, doch Robbins weigert sich und dreht den Spieß gar um. Dies hat zwei Dinge zur Folge: Erstens erkennen wir, dank der Ultra-HD-Auflösung, dass das Folterinstrument aus billigem Kunststoff gefertigt wurde und wie eine Stimmgabel für Riesen ausschaut, zum anderen verschafft die Aktion unserer Hauptfigur eine Verbannung aus dem Hochsicherheitstrackt, direkt auf die Gefängnisinsel Absolom, von der nichtmal Papillon entkommen wäre.

Im Grunde ist diese Verlegung des Häftlings nur bedingt eine Bestrafung, ja, mehr eine Belohnung, sowohl für ihn, als auch für uns. Denn auch wenn auf Absolom tödliche Gefahren lauern, so tauschte Robbins mit seiner Aktion die dunkle Gefängniszelle, die Dauerbewachung durch gesichtslose Wärter und das ständige Belauschen durch Abhöranlagen, Dinge, die ein wenig an Tierhaltungsform eins erinnern, gegen die Freiheit auf einer Insel zu leben, auf der man sich uneingeschränkt bewegen kann. Für den Zuschauer ist dies in soweit eine Belohnung, als dass die ersten, heute recht albern wirkenden Filmminuten im nu vergessen sind. Im Ernst, sobald Ray Liotta die Insel betritt, wird der Film richtig gut und gerät auch heute noch erstaunlich unterhaltsam.

Schnell trifft unser (späterer) Held dann auch auf weitere Bewohner: Die Outsider, eine Gruppe wildlebender Schwerkrimineller, die vor keiner Bluttat zurückschrecken und Neuankömmlinge erstmal in den Ring werfen, wo sie um ihr Leben kämpfen müssen. Dieses Schicksal ereilt auch Robbins, der sich allerdings mühelos seines Feindes entledigen kann, was dazu führt, dass Walter Marek (Stuart Wilson), der brutale Anführer der Truppe, ihm einen Platz an seiner Seite anbietet. Ein Angebot, welches Robbins eigentlich nicht ausschlagen kann, was er aber doch macht und somit den Zorn der Outsider auf sich zieht. Die jagen ihn durch das Dickicht und verwunden ihn schwer. Zu guter Letzt fällt Robbins in die Tiefe und landet im Wasser (Glück für ihn).

Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich im Camp der Insider, die unter der Leitung ihres sogenannten Vaters (Lance Henriksen) ein friedlebendes Dasein führen. Zahlenmäßig sind die netten Straftäter unter den Gefangenen natürlich heillos unterlegen und auch von Seiten des Festlandgefängnisses bekommen natürlich nur die Outsider Unterstützung wie zum Beispiel Nahrung, da unser lieber Gefängnisdirektor ja wie erwähnt eine dumme Sau ist.

Die Insider haben aufgrund der Gefahr von Außen immer ein wachsames Auge und führen ein ständiges Leben in Angst. Da verwundert es nicht, dass der ein- oder andere dem Neuankömmling skeptisch gegenübertritt, zumal bislang noch niemand lebend aus dem Camp der Outsider entkommen konnte. Insbesondere Hawkins (Ernie Hudson), der einst mit dem Vater die Siedlung errichtete, traut Robbins nicht über den Weg. Doch neben den Skeptikern, gibt es hier auch Menschen wie den jungen Casey (Kevin Dillon), der den ehemaligen Soldaten bewundert und Freundschaft mit ihm schließen will. Doch der ist gar nicht daran interessiert, sich der Gemeinschaft anzuschließen, sucht er doch weiterhin nach einem Weg, das Gefängnis zu verlassen.

Flucht aus Absolom war kein großer, finanzieller Erfolg beschieden. Trotzdem vertraute man Actionprofi Martin Campbell (Memory – Sein letzter Auftrag) im Anschluss den James Bond-Film Goldeneye an und später auch den grandiosen Casino Royale. Kein Wunder, funktionieren doch sowohl die Action, wie auch die Charakterzeichnungen beim Inselpart, entgegen der Zukunftsknastszenen, auch heute noch hervorragend. Ray Liotta passt zudem perfekt in die Heldenrolle mit dunkler Vergangenheit – eine Rolle mit Ecken und Kanten halt. Seine Co-Stars überzeugen ebenfalls und wurden gut gewählt. Der Gewaltgrad, der einst zu einer 25 jährigen Indizierung führte, wirkt heute nicht mehr annähernd so hart. Auch merkt man, dass die MPAA seinerzeit dafür sorgte, dass nicht allzu derbe Splatterszenen die Zensur passierten.

Die Bildqualität der Blu-ray-Variante ist fantastisch, die 4K UHD Scheibe mit HDR / Dolby Vision sieht aber nochmal geiler aus. Auch Tontechnisch gibt es nix zu meckern. Ob Dolby Atmos, Auro 13.1 (nur 4K UHD) oder schlicht im Oldschool DTS 2.0-Ton, sowohl die deutsche, wie auch die englische Tonspur überzeugen. Doch nicht nur hier hat Turbine Medien ganze Arbeit geleistet. So liegt eine Bonus-Blu-ray bei, die prall gefüllt mit allerlei Extras ist. So gibt es brandneue Interviews (u.a. mit Martin Campbell und Gale Anne Hurt), ein Making-of, Trailer und eine Featurette. Wer noch das Glück hatte, ein Mediabook zu ergattern, kann sich zudem über das obligatorische Booklet von Kollege Christoph N. Kellerbach, der sich ausgiebig mit der Entstehungsgeschichte auseinandergesetzt hat, freuen.

Flucht aus Absolom wiederzuentdecken war spaßiger, als die ersten Filmminuten es vermuten ließen. Ein gutbesetzter, kurzweiliger Actionspaß mit Spitzenbesetzung. Schön, dass Turbine Medien nun nochmal nachgelegt hat und auch das reine Blu-ray-Publikum bedient.

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