Die weltweite Coronapandemie hat auch vor der Zeichentrickwelt von South Park nicht halt gemacht. Dies gilt sowohl für die Handlung der 24. Staffel, als auch für deren Entstehung. Wir erinnern uns: 2020 war die Welt im Lockdown. Film- und Serienproduktionen wurden pausiert oder gar eingestellt. Im Falle von South Park, deren Staffeln zuletzt eh nur noch je 10 Folgen umfassten, musste man ebenfalls zurückstecken und produzierte lediglich 2, immerhin überlange, Episoden, die wie gewohnt thematisch am aktuellen Zeitgeschehen hingen. PARAMOUNT PICTURES HOME ENTERTAINMENT hat besagte Kurzstaffel nun auch physisch veröffentlicht. Also Kinnwindel umgebunden und rein ins Vergnügen.

Regie: Trey Parker

Drehbuch: Matt Stone & Trey Parker

Sprecher (engl.): Trey Parker, Matt Stone

Sprecher (deutsch): Jörg Stuttmann, Benedikt Weber, Jan Makino, Sabine Bohlmann

Artikel von Christian Jürs

Ich oute mich als bekennender South Park-Fan der ersten Stunde, als die Geschichten noch zusammenhangloser Quatsch waren in denen Cartman eine Analsonde von Außerirdischen verpasst bekam, Kenny jede Folge auf kreative Art umkam und wir lernen durften, dass Jude ein Schimpfwort ist. Ja, South Park war von Anfang an die politsch unkorrekte Anarcho-Zeichentrickserie zweier junger, kreativer Köpfe, die schnell zum Kult geriet. Jung sind Trey Parker und Matt Stone zwar mittlerweile nicht mehr und die Folgenanzahl auch nicht mehr so zahlreich wie einst, dafür gibt es aber seit einigen Jahren sowohl eine durchgehende Handlung innerhalb der Serie, als auch aktuelle Themenbezüge. Da wir in Deutschland immer ein wenig länger warten müssen, sind die Handlungen zwar nicht mehr tagesaktuell, doch deshalb keineswegs weniger amüsant.

Hier ist sie nun also, die nur zwei Folgen umfassende Coronastaffel des Schreckensjahres 2020. In Folge eins, dem Pandemie-Special, erfahren wir, warum Cartman gerne beim Videokonferenzunterricht bleiben möchte, dass Butters aus Sorge seiner Eltern nicht mehr das Haus verlassen darf, dass Randy Marsh ein Pandemiespecial aus den Produkten seiner Marihuanafarm anbietet und was der wahre Grund für den Ausbruch der weltweiten Pandemie war, der unzählige Menschen zum Opfer fielen.

In der zweiten Episode, dem sogenannten Impf-Special, versuchen Stan, Kyle, Cartman und Kenny, den gerade auf den Markt gekommmenen, rettenden Impfstoff, der zunächst nur an Rentner vergeben wird, für die Lehrerschaft der South Park Elementary School zu beschaffen. Zum Einen, weil ihre Arbeit systemrelevant ist, zum Anderen, weil die Kids ihre Freiheit in Form von Präsenzunterricht zurückgewinnen wollen. Ein scheinbar unmögliches Unterfangen, zumal die Dumpfbirnen der QAnon-Gruppierung im Homeunterricht einigen Kindern die Köpfe gewaschen haben und diese nun als Lil´ QTies versuchen zu verhindern, dass ihren Lehrern das vermeintliche Gift gespritzt wird.

Was als Quatschsendung begann, ist mittlerweile zur intelligenten Satire mutiert. Auch wenn die 24. Season nur zwei Folgen umfasst, hat die Serie nichts an Qualität verloren. Ob legales Kiffen, der Sturm aufs Kapitol, der Impfneid und die Impfangst, hier wird aufgegriffen, was die Menschen im Jahr 2020 bewegte und teilweise immer noch beschäftigt. Natürlich werde ich mit meinen Worten hier nach einem viertel Jahrhundert wohl niemanden, der South Park nicht mag oder die Meinungen von Trey Parker und Matt Stone nicht teilt, bekehren können, Fans werden aber trotzdem zufrieden sein.

Weniger zufriedenstellend ist allerdings die Veröffentlichungspolitik. Keinerlei Bonusmaterial ist vorhanden, lediglich ein Setup und eine Episodenauswahl. Auch hätte man die beiden Post-Covid-Folgen, die nur ein halbes Jahr später als Event auf Paramount+ liefen, gerne als zweite Disc mit einbinden können. Doch stattdessen werden diese auf einer separaten Disc im März erscheinen. Ein weiteres Ärgernis ist, dass man in Deutschland bislang alle Staffeln lediglich auf DVD in physischer Form veröffentlicht hat und wohl auch keine Blu-ray mehr plant. Eine unschöne Entwicklung, zumal jeder Hans und Franz mittlerweile einen HD- oder sogar UHD-Fernseher sein Eigen nennt und die Serie, ebenso wie im Fall von Yellowstone, lediglich im Stream in HD konsumieren kann.

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