Da isser wieder. Der Film, nach dem sich die Fans seit zwei Jahren sehnten, nur um ihn jetzt in den Himmel zu heben oder zu verdammen. Damals verließ ich das Kino mit gemischten Gefühlen. Jetzt war die erneute Sichtung mit dem Nachwuchs dran. Ein gegebener Anlass, um die Kritik um ein spoilerlastiges (!) Zweitsichtungsupdate zu ergänzen.
Originaltitel: Star Wars – The last Jedi
Regie: Rian Johnson
Darsteller: Daisy Ridley, Adam Driver, Carrie Fisher, Oscar Isaac, John Boyega, Mark Hamill
Artikel von Christian Jürs
Nein, ein echter Fanboy bin ich nicht. Ich mag „Star Wars“ seit meiner Kindheit und freue mich auch jedes mal wieder einen neuen Film zu schauen, zur Mehrfachsichtung kommt es aber heute nur noch wegen der Kinder. Trotzdem habe ich die Chance genutzt, da ich eh gerade in Hamburg unterwegs war und habe mir den neuen Film in der 2D Fassung (weswegen ich das 3D nicht bewerten kann) angesehen.
Wer übrigens Spoiler befürchtet, dem kann ich beruhigt verlauten, dass Disney eh die zu detaillierte Wiedergabe des Inhalts untersagt hat. Das ist ja auch richtig so, den Spaß am neuen Film möchte sich auch niemand verderben lassen. Es wäre also unnötig damit zu werben, spoilerfrei zu sein.
Eines noch vorab, ich mochte das Remake mit dem Titel „Episode 7 – Das Erwachen der Macht“. Nicht, weil er mich auch nur im entferntesten überrascht hat, sondern weil er kurzweilig und unterhaltsam war.
Als der Vorhang aufging und der Name Lucas auf der Leinwand erschien, war es also soweit. Endlich werden wir erfahren, ob Luke (Mark Hamill) noch sprechen kann oder ob er gar angefressen ist, weil Rey (Daisy Ridley) ihn von seinem Hobby „starren in die Ferne“ auf seiner Lieblingsklippe abgehalten hat. Zunächst aber erscheint die obligatorische Laufschrift, die inhaltlich an „Das Imperium schlägt zurück“ nicht näher hätte sein könnte. „Imperium aka Neue Ordnung hat Schlag der Rebellen überwunden, Darth Kylo (Adam Driver) und Imperator Snoke (Andy Serkis) sind böse auf die Rebellen und auf Rey und auf die Gesamtsituation. Natürlich haben sie die Rebellen ausfindig gemacht und ein großer Angriff steht bevor…“
Joa, klingt vertraut, dachte ich mir. Mal sehen was Du drauf hast, Film. Thrill me. Und tatsächlich, kurz nachdem sich der Vorhang für den schmierigen General Hux (Domhnall Gleeson), der siegessicher den Angriff auf Leia (Carrie Fisher), Finn (John Boyega) und all die anderen Rebellen starten will, geöffnet hat, stellt sich ihm auch schon ein einzelner Pilot in den Weg. Auftritt Poe Dameron (Oscar Isaac), der das schwere Erbe des Han Solo nun endgültig auf seinen Schultern tragen muss. Aber hossa, es gelingt sowohl ihm, als auch Domhnall Gleeson als herrlicher Schleimscheißer, diese Szene schon vor der Action zu einem gelungenem Stimmungsaufheller geraten zu lassen. Die darauf folgende Weltraumschlacht, die uns in den neuen Film führt, ist zudem atemberaubend. Regisseur Johnson, sehr gut gemacht. Ich bin angefixt. Der Film verfolgt fortan drei Handlungsebenen. Zum Einen die Rebellen auf der Flucht, wo wir mit Rose Tico (Kelly Marie Tran) an der Seite von Finn und Co. einen sympathischen Neuzugang vorgestellt bekommen.
Des weiteren sehen wir natürlich auch die dunkle Seite unter dem wirklich eklig aussehenden Supreme Leader Snoke. Da bin ich jetzt schon auf das angewiderte Gesicht der vielen Kinder gespannt, die diesen Film sicher auch sehen werden. Das Emo Mädchen aus dem letzten Teil, Kylo Ren, legt hier übrigens endgültig die Maske ab und macht fortan eine richtig gute Figur. Er wird sogar zum mitunter interessantesten Charakter dieses Filmes und wir erfahren mehr über seine Hintergründe. Auch hier, alles richtig gemacht als Drehbuchauchtor, Mr. Rian Johnson. Respekt.
Zu guter Letzt begleiten wir natürlich Rey und den endlich wiedergefundenen Luke. Der Film setzt hier tatsächlich am Punkt der Laserschwertübergabe ein und erweitert diese Szene noch auf ganz köstliche Weise. Danach geht das zu erwartende „Ich bin ausgestiegen und werde Dich nicht ausbilden“ vs „Ich muss aber Jedi werden um die Neue Ordnung zu stürzen und den Tag zu retten“ Hick-Hack los, welches zwar höchst amüsant daher kommt, jedoch den Zuschauer auf eine Geduldsprobe stellt. Immerhin ist Luke´s Charakter auch interessant weiterentwickelt worden, was das Warten lohnenswert macht.
Natürlich sehen wir viele alte Bekannte wieder, wobei manche zu Randfiguren verkommen, was aber in Anbetracht dessen, dass wir hier etwas Neues erzählen, vollkommen okay ist.
Der Film hat viele Stärken. Seine Charaktere sind gut ausgearbeitet und dem Publikum nicht egal. Die Effekte sind State-of-the-Art und reißen den Zuschauer förmlich aus dem Kinosessel. Auch das Inselsetting ist einfach klasse. Ach ja, „Die letzten Jedi“ ist ein Film, der uns das Wort „episch“ quasi seine gesamte Laufzeit hinweg entgegen schreit und manchmal flüstert. Doch auch dieser Film hat seine Schwächen. Es sind zwar nur wenige, doch reißen diese den Film, zumindest für mich nach der Erstsichtung, runter ins Mittelfeld im Ranking der „Star Wars“-Filme.
Da wäre zum Beispiel die Laufzeit. 152 Minuten lassen zwar den Vollblut-Fan Purzelbäume schlagen, denn dieser lechzt nach jeder Minute in seinem Universum, doch der „normale“ Kinogänger bemerkt vor allem im Mittelteil eine Stagnation. Ich musste irgendwann in der Mitte des Filmes meine Cola wegbringen. Als ich den Saal wieder betrat, befanden sich die Figuren immer noch in der gleichen Ausgangssituation. Da wäre weniger einfach mehr gewesen.
Des weiteren gibt es nach gut einer Stunde einen Moment, in dem eine Figur einen kurzen Augenblick durchs All fliegt, wie es sonst nur Christopher Reeve konnte. Ein merkwürdiger Moment, den ich als sehr störend empfand, auch wenn die Fanboys mir jetzt sicher mit Gefasel von der Macht kommen werden. Ich fand das jedenfalls ziemlich daneben.
Außerdem sei noch eine Szene gegen Ende erwähnt, die ich nun gar nicht spoilern kann und möchte. Es passiert halt etwas, dass eigentlich unnötig war und zudem viel wenig die emotionale Stärke dieser Szene auskostet. Aber hier haben wir das generelle Problem von „Episode 8“: Der Film versucht auf Gedeih und Verderb ein episches Weltraumabenteuer zu sein. Hierbei vergisst er zeitweise die Leichtigkeit, die das Franchise einst ausmachte. Die Einen werden jubeln, weil Disney keinen Kinderkram aus der Sternensaga machte, ich hingegen musste hier und da gegen das Gähnen ankämpfen.
Natürlich sollten diese Mankos niemanden vom Kauf der Kinokarte abhalten (wird sowieso niemanden jucken…jeder will sich ein eigenes Bild machen). Es lohnt sich auch definitiv. Wir bekommen gleich mehrere Weltraumschlachten, Laserschwertkämpfe und andere Gänsehautmomente geboten. Auch vermag so mancher Handlungsverlauf zu überraschen, wenn auch nicht gänzlich, sieht man den Twist hier und da doch auf den Zuschauer zukommen. Alles in allem haben wir hier auch wieder ein quasi Remake von „Episode 5“, auch wenn der Weg ein anderer ist.
Eltern sei noch gesagt, dass dieser Film noch weit düsterer ist als zuletzt „Rogue One“ oder der Anakin-fällt-in-die-Lava-Film der letzten Trilogie.
Fazit:
Auch mit dem neuen Eintrag ins „Star Wars“-Universum liefert Disney einen Film, der Science Fiction Fans jubeln lassen wird. Ein epischer, leider auch etwa zu lang geratener Film mit kleinen Mankos. Trotzdem sei auch dieser Teil jedem, der dem Krieg der Sterne etwas abgewinnen kann, ans Herz gelegt. Ein zweiter „Empire strikes back“ ist jedoch leider nicht entstanden, trotz epischer Schlachten. Das Schlussbild ist übrigens wirklich genial.
PS: Geht es nur mir so, oder sieht Luke gegen Ende aus wie Chuck Norris? Den Coolnessfaktor hat er jedenfalls schon mal.
UPDATE ZWEITSICHTUNG (SPOILERS INSIDE):
Einen Tag vor Weihnachten war es nun auch für meinen Sohn auch soweit. Papa ging todesmutig nochmal ins Kino, um mit Junior die 152 Minuten Sternenkrieg erneut zu sichten – diesmal in 3D. Ich war gespannt, wie ein achtjähriger dieses Machwerk, welches ja zu unendlichen Diskussionen und sogar Petitionen zur Abschaffung führte, finden würde. Aber auch ich wollte mich mit genügend Abstand nochmal von der Qualität des Streifens überzeugen. Gleich zu Beginn, als die berühmten „Es war einmal…“ – Zeilen auf der Leinwand erstrahlten, begannen die Augen meines Sohnes zu leuchten. Fanfare, Lauftext, Kindheitsfaszination pur. Auch der Ha Ha Ha – Auftritt von Poe Dameron, der die Neue Ordnung gleich einmal ins Lächerliche ziehen sollte und mehr an „Spaceballs“, denn an „Star Wars“ erinnern sollte, kam bei ihm gut weg (bei mir eigentlich auch). Die Weltraumschlacht war dann auch für ihn, wie für mich atemberaubend. Alles kam gut an, bis, ja bis der Leia Moment gekommen war. Was soll ich sagen, auch bei Sichtung Nummer zwei wollte der WTF-Moment sich einstellen. Wie kann man nur einen so gelungenen, emotionalen Moment (Kylo will nicht auf Mami schießen, muss dann aber mit ansehen, wie andere sie in den Orbit ballern), so verhunzen mit diesem grausamen Nachklapp. Vor allem, weil ihre Figur fortan auch nur noch wenig bis gar nichts zu erzählen hat (mal abgesehen vom obligatorischen Frisurenwitz).
Und mein Sohn? Der guckte zu mir rüber und meinte „Was war das denn jetzt?“ – Wenn das ein Achtjähriger schon blöd findet, war es wohl der falsche Drehbuchkniff. Auch die Momente danach, also die bis zur auferlegten Zwangspinkelpause des Multiplexes, wirkten dann nicht mehr so magisch wie bislang auf den Kleinen ein. Tatsächlich fragte er mich ca. 10 Minuten vor dem Pausenzeichen, wann es denn endlich soweit wäre. Etwas, was mein Sohn zuvor noch nie bei einem Star Wars-Film gefragt hätte.
Nach der Pause war er dann aber wieder in seinem Element. Die endlosen Schlachten der zweiten Hälfte konnten ihn wieder packen. Auch der Snoke-Abgang samt Kampf Kylo und Rey Seite an Seite, brachte ihn zum strahlen. Ganz im Gegensatz zum müden Winke, Winke von Luke Skywalker, den man zuvor mit nur einem kurzen Satz im Gespräch zwischen Kylo und Rey einläutete und erklärte, enttäuschte ihn (und ja, mich auch! da wäre mehr drin gewesen als der herunterschwebende Lappen). Dafür freute er sich auf ein kurzes Wiedersehen mit Yoda, welches immer noch ein wenig bizarr daher kommt, aber okay.
Alles in allem war der kleine Mann zufrieden und ich fühlte mich erneut bestätigt, dass mein erster Eindruck sich nicht geändert hat. Der Film ist episch, opulent, witzig und leider auch immer noch im Mittelteil ein wenig zu lang. Auch die zwei, drei verschenkten Momente reißen ihn ein wenig runter. Trotzdem um Längen besser als die Prequel-Trilogie. Mal sehen, wie der J.J. die Geschichte dann irgendwann zu Ende führt.
Ein paar letzte Worte zum 3D – es gibt wesentlich mehr Pop-Outs und räumliche Effekte (aber auch nur zeitweise) als beim „Erwachen der Macht“ oder „Rogue One“, allerdings gab es auch wesentlich mehr Doppelkonturen. Ich empfand die 2D-Version als wesentlich angenehmer.
Trailer: