Wer sich unerschrocken quer durch sämtliche Veröffentlichung von Italo-Western sammelt, wird erfreut auf diesen kleinen Western stoßen. Da hat MR. BANKER FILMS / CARGO RECORDS eine echte Seltenheit ausgegraben, denn von diesem Streifen gibt es nur noch eine deutsche Filmrolle und das VHS-Tape. Selbst in Italien lief der Film nur in wenigen Regionen und fand nie den Weg in eine weitere Auswertung, nur in die der deutschen Kinofassung. Dank des emsigen Klassiker-Recyclings erschien der Film nun als weltweit einzige DVD-Veröffentlichung.

Originaltitel: Una forca per un bastardo (aka „Wyoming Connection“)

Regie: Amasi Damiani

Darsteller: Dick Palmer, Livio Lorenzon, Barth Warren, Monica Millesi, Catarina Trentini

Artikel von Kai Kinnert

Senator Everton, in der ganzen Stadt beliebt, wird mit einer Kugel im Rücken erschossen aufgefunden. Wer ist der Täter? Die Nachforschung des Sheriffs Alan Phillips (gesprochen von Synchron-Legende Rainer Brandt) belasten immer mehr „unbescholtene Bürger“. Dazu muss er sich auch mit dem reichen Farmer Foster auseinandersetzen, den er abwechselnd bremsen und bekämpfen muss.

Dieser klein budgetierte Film ist eigentlich gar kein Italo-Western im Sinne des Genres, sondern eher ein Kleinstadt-Krimi mit ein paar Rabauken im Setting einer Western-Kulisse. Wer hat den beliebten Senator erschossen? Alle haben Alibis, es gibt ein paar Vorverurteilungen und Sheriff Phillips übernimmt die Ermittlungen, obwohl er gerade mitten in Hochzeitsvorbereitungen steckt. Dabei wird er sich mit ein paar Leuten anlegen und am Ende den Fall lösen. Das gab es im Genre des Italo-Western auch noch nicht so oft…der Hauptdarsteller will heiraten und muss erst einmal in einem Mord ermitteln, bevor er vor den Altar treten kann. Die Titelsequenz ist hier noch die typischste Referenz ans Genre und suggeriert schnelle Colts und reitende Halunken im bunten Scherenschnitt.

Zugegeben, der Film wurde konventionell inszeniert. Die Kamera verzichtet auf Dreck und spannende Perspektiven, die Brennweiten verlassen selten den Stil der US-Filme und die Szenen wirken aufgeräumt. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum der Streifen mit nur wenigen Kopien gezeigt worden ist, denn er passt irgendwie nicht so ganz zum Rest der Filme, die 1968 veröffentlicht wurden. Filme wie Der Tod ritt Dienstags, Töte Amigo oder Von Angesicht zu Angesicht lockten mit einer anderen Stimmung, einer anderen filmischen Melodie das Publikum in die Kinos und definierten so erfolgreich ein gewinnträchtiges Genre.

Zur braven Optik gesellt sich dann auch ein pfleglicher Cast, bei dem das Halstuch ebenso akkurat sitzt wie der Stetson. Die Kleider der Damen sind stets gestärkt und rein, hier weht ein eher sauberer Wind durch die Untiefen kleinstädtischer Machtgedanken. Regisseur Amasi Damiani mag diesen Film zwar als Auftragsregisseur abgewickelt haben, eine Schlafmütze war er dabei jedoch nicht. Die Szenen wurden straff inszeniert und so findet der Film einen überraschend soliden Takt, der über das Konventionelle hinweg trägt. Damiani hält die Sache angenehm kurz und macht damit diesen eher anspruchslosen Film interessant.

Eine Kugel für den Bastard ist insgesamt ein Durchschnittswestern, der seine Kurve durch das Tempo der Inszenierung hält und letztendlich eine Rarität darstellt. Wer sich als Sammler des Genres auch historisch interessiert, sollte hier einen Blick wagen.

Das Bild der DVD ist überraschend solide, wenn auch unsicher in den Farben. Der Ton ist gut. Der Film hat eine gute Kinosynchro. Als Extras gibt es einen Kinotrailer, eine Trailershow, eine Bildergalerie und die Videofassung mit 73 Minuten.

Trailer:

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