Gut ein Jahr ist vergangen, seit erstmals auf Erden Stille herrschte, sprich, die erste Staffel dieses XXL-Hörspiels veröffentlicht wurde. Die dystopische Zukunftsvision von INTERPLANAR PRODUKTION um eine Pandemie, die die Menschheit in die Apokalypse führt, wird nun in der von FOLGENREICH / UNIVERSAL MUSIC veröffentlichten zweiten Staffel zu Ende erzählt. Dabei geht es atmosphärisch noch dichter und düsterer zu als noch beim Vorgänger. Ein Muss für wenig zartbesaitete Hörspielfans ab 12 Jahren.
Buch und Regie: Balthasar von Weymarn
Sprecher: Sarah Alles, Vera Teltz, Oliver Stritzel, Kristin Meyer, Christina Ann Zalamea, Richard Barenberg
Artikel von Christian Jürs
Liebe Leserin, lieber Leser, bevor Ihr Euch durch den Text arbeitet, bitte ich einen Moment um Eure Aufmerksamkeit. Denn wer die ehrliche Absicht besitzt, Und auf Erden Stille zu hören und den ersten Teil noch nicht kennt, der sollte an dieser Stelle abbrechen und sich zunächst der ersten Staffel widmen, um mögliche Spoiler zu vermeiden. Alle anderen, also die, die Staffel eins schon kennen, sind natürlich herzlich eingeladen, weiterzulesen.
Okay, Ihr seid noch da, also kann ich ein gewisses Grundwissen voraussetzen. Kommen wir also zur Handlung: Rhiannon (Sarah Alles) hat die erste Etappe ihrer Reise erfolgreich absolviert und ihren Vater Jerome Beaucarte (Oliver Stritzel) im ehemaligen Manhattan aufgespürt. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, so ist er tatsächlich, zumindest für den Ausbruch des Virus, welches zur Überempfindlichkeit der Ohren führte, verantwortlich. Wie vermutet, verfügt er über ein Gegenmittel, welches den akustischen Normalzustand der Gehörgänge wieder herstellen kann und ein Leben ohne Hörschutz ermöglicht. Das Adamsvirus, durch das die geschlechtsreife, männliche Population ausgelöscht wurde und wird, kann er allerdings nicht heilen. Immerhin, mit diesem Teilerfolg macht sich Rhiannon, in Begleitung ihres ihr fremden Vaters, auf den Weg zurück zu ihrer Kolonie Novis. Doch der Weg lauert erneut voller Gefahren und zudem drängt die Zeit, denn die Walianer, eine Gruppe brutaler und räuberischer Frauen mit männlichen Sklaven im Gepäck, hat ebenfalls Wind von der Existenz der Kolonie in einem Bergwerk erhalten und macht sich nun auf den Weg, die Bewohner dort zu überfallen und auszurauben. Wird es Rhiannon gelingen, vor ihnen ihr Ziel zu erreichen, um ihre Freunde zu warnen?
War ich bereits beim Vorgänger voll des Lobes, so kann ich vermelden, dass mir dieses Sequel sogar noch besser gefiel. Noch temporeicher, düsterer und auch brutaler geht es diesmal von statten, sodass die Laufzeit von immerhin 275 Minuten wie im Fluge vergeht. Einzig einen kleinen Rückblick, quasi ein „was bisher geschah“, hätte ich mir zu Beginn gewünscht, doch auch ohne diese Erinnerungsstütze findet man fix wieder hinein in die spannende Geschichte. Die Empfehlung ab 12 Jahren sollte dabei nicht unterwandert werden, denn hier wird hin und wieder gefoltert und gemordet. Junge Teenager dürften dies aber locker verkraften können.
Erneut springt die Geschichte auch wieder in die Vergangenheit, diesmal allerdings nur zweimal, mit atmosphärisch dichten Geschichten, die zum Ausbruch der beiden Viren und damit zum Verfall der uns bekannten Gesellschaft führen. Realistisch und beklemmend.
Die Sprecher sind erneut spitze, die Sounduntermalung hat Kinoqualität und versetzt uns direkt hinein in eine Welt, irgendwo zwischen Die Tribute von Panem, Maze Runner und Mad Max. Letzteres Universum wird sogar namentlich benannt, in einer Sequenz, die dank Motorradeinsatz und kurzzeitigem Musikwechsel tatsächlich an die einst von Regisseur George Miller erschaffene Endzeitwelt erinnert. Auch die Nähe zu The Walking Dead ist dank der Kolonien spürbar, natürlich abzüglich der Zombies.
Von meiner Seite bekommt Ihr hier einen absoluten Hörbefehl. Die zweite Staffel führt Und auf Erden Stille auf spannende Art und Weise zu einem zufriedenstellenden Ende. Viele offene Fragen werden geklärt (wenn auch leider nicht alle) und die Geschichte von Rhiannons Reise ist hiermit auserzählt. Trotzdem hoffe ich insgeheim, dass Autor und Regisseur Balthasar von Weymarn sich eines Tages ein Herz fasst und nochmal in diese dystopische Endzeit zurückkehrt, in der noch das Potential für etliche, spannende Geschichten schlummert. Darum appeliere ich an Euch, ein Exemplar zu erwerben, damit vielleicht eines Tages nochmal auf Erden Stille herrscht.
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