Im Kino können die alten Recken kaum noch Kasse machen. Gerade geht Indiana Jones baden, Schwarzenegger blieb glücklos bei seinen Comeback-Versuchen und auch Sly Stallone konnte lediglich mit seinen Kult-Franchises Rocky/Rambo und Expendables noch die alten Fans ins Kino locken. Mittlerweile gibt es aber eine Alternative, die qualitativ oftmals sogar höher angelegt ist als so manche Filmproduktion: Das gute, alte Serienformat. PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT hat die erste Staffel des Streaming-Hits Tulsa King mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle jetzt auf DVD ausgewertet. Somit kommen auch diejenigen, die weiterhin physische Medien bevorzugen, in den Genuss der Serie.

Entworfen von Taylor Sheridan

Darteller: Sylvester Stallone, Andrea Savage, Jay Will, Martin Starr, Max Casella, Dana Delany

Artikel von Christian Jürs

Yellowstone, 1883, 1923, Mayor of Kingstown und neuerdings Special Ops: LionessParamount+ hat mit Serienschöpfer Taylor Sheridan einen Drehbuchautoren, Produzenten, Regisseur und Schauspieler an der Hand, um den die anderen Streaming-Riesen das Studio mit dem Berg aus Peru im Logo mit Sicherheit beneiden dürften. Für mich ist er der Grund, warum ich den Amazon-Zusatzchannel seit seinem Deutschlandstart vor ein paar Monaten gebucht habe. Am meisten erwartet habe ich, neben dem Familienkosmos der Duttons, vor allem die bereits in den USA zuvor erfolgreich gestartete Krimi-Komödienserie Tulsa King, in der einer der größten Actionhelden meiner Kindheit und Jugend die Hauptrolle übernahm: Sylvester Stallone.

Er spielt Dwight Manfredi, einen New Yorker Mafioso, der gerade eine 25-jährige Haftstrafe abgesessen hat. Die Hintermänner der Tat, für die er einsaß, also seine Ziehfamilie rund um den mittlerweile kränkelnden Paten Pete Invernizzi (A.C. Peterson), verpfiff er nicht. Doch die eigentlich zu erwartende Dankbarkeit für soviel Treue bleibt allerdings aus. Stattdessen sorgt der Sohn des großen Alten, Chicky Invernizzi (Domenick Lombardozzi) dafür, dass der ihm unbequeme Dwight unter dem Deckmantel, dort neue Geschäfte erschließen zu können, nach Tulsa in Oklahoma, nördlich von Texas und somit 2000 Kilometer entfernt, abgeschoben wird.

Am Ziel angekommen, wird dem alten Mafioso schnell klar, dass sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch Dwight ist nach seiner Zwangspause von einem viertel Jahrhundert voller Tatendrang und lässt sich so leicht nicht aufs Abstellgleis stellen. Er stellt den Taxifahrer Tyson (Jay Will) als seinen neuen Privatchauffeur ein und sucht sogleich den örtlichen Marihuana-Shop auf. Nicht um high zu werden, sondern um bei Ladenbesitzer Bodhi (Martin Starr) Schutzgeld einzutreiben. Der versteht zwar nicht so ganz, warum eigentlich, immerhin ist Gras mittlerweile in Oklahoma legal erhältlich und Gefahr von außen scheint auch keine zu existieren, doch Dwight weiß mit Präsenz und angedrohter Gewalt seinen neuen, unfreiwilligen Partner zu überzeugen.

Als Dwight feststellt, dass sein alter Wegbegleiter Armand Truisi (Max Casella) mittlerweile In Tulsa ansässig ist, engagiert er seinen Freund von damals für seine Geschäfte. Der coole Barbesitzer Mitch Keller (Garrett Hedlund) rundet das Bild schließlich ab. Eines Abends lernt der Mafioso zudem die smarte Stacy Beale (Andrea Savage) kennen und landet mit ihr im Bett. Doch tiefer geht ihre Beziehung nicht, da sich herausstellt, dass die Dame für das ATF, einer bundesstaatlichen Strafverfolgungsbehörde arbeitet und somit in einen Interessenkonflikt geraten würde. Damit ihr beruflich keine Steine in den Weg geworfen werden, lassen die beiden die Sache zunächst auf sich beruhen, doch ihre Wege werden sich noch häufiger kreuzen. Und dann ist da noch Caolan Waltrip (Ritchie Coster), Chef der örtlichen Bikergang, der durch Manfredi seinen eigenen Drogenhandel in Gefahr sieht und mit allen Mitteln versucht, dem Konkurrenten das Handwerk zu legen.

Die erste Staffel von Tulsa King umfasst 9 Folgen von jeweils ca. 35-40 Minuten Laufzeit. Entgegen der anderen, oben genannten, Serien aus der Feder Taylor Sheridans kommen vor allem die ersten Episoden recht locker flockig und humorvoll daher. Sowohl Stallone als auch seine schräge Handlangertruppe dürfen mit One-Linern und ironischen Brechungen nur so um sich werfen. Erst im Mittelteil wandelt sich das Blatt ein wenig und die ein- oder andere Brutalität hält Einzug im Serienkosmos.

Dieser Wandel im Ton passt aber bestens und wird vor allem Fans der guten, alten Stallone-Actionfilme aufjauchzen lassen vor Freude. Ich hatte wirklich meinen Spaß mit der ersten Staffel und kann mich mit Jürgen Prochnow auf Sly nun auch viel besser anfreunden, da seine kratzige, alte Stimme dem Original recht nahekommt. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings anzumerken. Die Tatsache, dass eine aufgebahrte Leiche deutlich sichtbar im offenen Sarg atmet, ist da noch das kleinere Übel. Es kommt zwar selten vor, aber meine Hauptkritik gilt der Spiellänge von nur ca. 40 Minuten (und teilweise weniger). Hierdurch bekommen die Figuren rund um Dwight leider zu wenig Screen Time verpasst, um tiefer auf diese einzugehen. Lediglich Chauffeur Tyson bekommt ein paar dieser Momente spendiert. Auch das Staffelfinale enttäuscht aus diesem Grund. Es ist es zwar cool inszeniert, wirkt aber seltsam gehetzt, so, als wolle man in den letzten zehn Minuten schnell noch alles geklärt bekommen.

Trotzdem, Tulsa King ist ein großer Spaß geworden und reiht sich nahtlos in die Riege der geglückten Taylor Sheridan-Projekte ein. Für Stallone ein echter Glücksfall, könnte sich hier doch, sofern die Qualität in der angekündigten, aufgrund des Streiks jedoch auf sich warten lassenden, zweiten Season nicht nachlässt und die Nebenfiguren mehr Raum verpasst bekommen. Das Potential ist da, jetzt muss es nur noch ausgeschöpft werden.

Die DVD-Veröffentlichung von Paramount Home Entertainment bietet im Bonusmaterial diverse Featurettes zur Serie mit einer Gesamtlaufzeit von etwa 100 Minuten. Das ist zwar löblich, allerdings bleibt erneut der Haken, dass die Serie hierzulande nicht auf Blu-ray und damit in HD erscheint. Eine rein wirtschaftliche Entscheidung des Verleihers, die etwas sauer aufstößt. Somit bleibt dem deutschen Konumenten, der Freund gestochen scharfer Bildqualität ist, weiterhin nur die Option, die Serie auf Paramount+ zu sichten.

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